Ratgeber Altersvorsorge
Wie sind Arbeitnehmer nach dem Berufsleben finanziell gut versorgt? In dieser aktiv-Rubrik gibt’s wertvolle Infos und Tipps.
Altersvorsorge: Die gesetzliche Rente sollte durch zusätzliches Sparen ergänzt werden – der Staat hilft dabei
Private Altersvorsorge ist nötig. Ohne zusätzliches Sparen wird man den gewohnten Lebensstandard im Alter nicht halten können – das hört man an allen Ecken. Aber warum ist das eigentlich so? Warum reicht die normale Rente nicht mehr aus?
Wenn eine Gesellschaft deutlich altert, hat das zwingend Folgen für die Finanzen, vor allem auch für die Renten. Und wie stark sich da in Deutschland etwas verschiebt, zeigt schon ein einfacher Vergleich: 1964 zählte man in Deutschland die Rekordzahl von fast 1,4 Millionen Geburten, 2022 waren es nur noch knapp 740.000, also etwa halb so viele Babys.
Schon länger gilt: Immer weniger junge Menschen müssen hierzulande immer mehr Ältere versorgen, die noch dazu immer länger leben. „Demografischer Wandel“ wird dieser Prozess etwas beschönigend genannt. Die gestiegene Lebenserwartung unserer Seniorinnen und Senioren zeigt sich schon daran, dass die durchschnittliche Bezugsdauer der gesetzlichen Rente laufend gestiegen ist und inzwischen bei mehr als 20 Jahren (!) liegt.
Die gesetzliche Rente ist wohl sicher – aber sie allein wird in vielen Fällen nicht ausreichen
Eigentlich klar also, dass das Renteneintrittsalter auf Dauer noch weiter angehoben werden sollte, damit uns das Rentensystem nicht um die Ohren fliegt. Aber vor diesem naturgemäß sehr unpopulären Schritt drückt sich die Politik leider schon seit Jahren. Welches Rentenalter aktuell für welchen Geburtsjahrgang gilt, zeigt unser Artikel zur Rente mit 67 und Rente mit 63.
Und ebenso sollte es einleuchten, dass das Rentenniveau nicht einfach unverändert hoch bleiben kann – denn dann würden die Sozialbeiträge für Betriebe und Beschäftigte bald durch die Decke gehen. Wobei diese politisch wichtige Prozentzahl oft völlig falsch verstanden wird: Für die ganz persönliche Rentenhöhe lässt sich aus dem amtlichen Rentenniveau absolut gar nichts ableiten.
Letztlich dürfte die gesetzliche Rente wohl weiterhin sicher sein, das ja. Aber sie wird eben auch sicher niedriger sein, als früher mal zu erhoffen war. (Falls sie am Ende sehr niedrig ausfällt, hilft immerhin die 2021 eingeführte Grundrente – aber das ist natürlich kein Tipp, sondern eine Notlösung unseres Sozialstaats.)
Was man persönlich zu erwarten hat, zeigt regelmäßig die amtliche Renteninformation. Nach deren Lektüre wird mancher schnell feststellen: Huch – da bleibt ja eine Lücke! Wie man diese Lücke möglichst seriös einschätzt, das erklärt der aktiv-Ratgeber zur Rentenlücke.
Für die allermeisten jüngeren Menschen dürfte jedenfalls Handlungsbedarf bestehen: Zusätzliches Vorsorgesparen während des Arbeitslebens tut not.
Für Arbeitnehmer ist die betriebliche Altersvorsorge erste Wahl – oft wird per Entgeltumwandlung für die Betriebsrente gespart
Die Frage, wie viel monatlich in die Altersvorsorge investiert werden sollte, lässt sich allerdings nicht pauschal beantworten. Zumal diese Vorsorge ja ganz verschiedene Formen annehmen kann. Wer zum Beispiel ein Eigenheim in guter Lage abbezahlt, sorgt mit diesem Betongold natürlich auch fürs Alter vor.
Geht es aber allein darum, Geld auf speziellen Konten für später wegzupacken, drängen sich staatlich geförderte Vorsorgeformen besonders auf. Für Beschäftigte steht da an erster Stelle die Entgeltumwandlung: eine jedenfalls lohnende und zunehmend beliebte Form der betrieblichen Altersvorsorge (kurz „BAV“).
Für die betriebliche Altersvorsorge, im Volksmund oft einfach „Betriebsrente“ genannt, gibt es theoretisch fünf sogenannte Durchführungswege:
- Direktversicherung
- Pensionskasse
- Pensionsfonds
- Unterstützungskasse
- Pensionszusage
Praktisch kann einem das aber eigentlich egal sein, denn allein der Arbeitgeber legt fest, welche(n) Durchführungsweg(e) er seinen Beschäftigten anbietet. So oder so sollte man aber checken, welche tariflichen oder betrieblichen Zuschüsse es für diese Form der Altersvorsorge gibt: Die Extras sind je nach Branche oft erheblich.
Der Staat fördert nicht nur die betriebliche, sondern auch die private Altersvorsorge
Wer im öffentlichen Dienst arbeitet, hat meistens automatisch eine Extra-Rente der Versorgungsanstalt VBL zu erwarten. Rund fünf Millionen Menschen sorgen auf diese Weise zusätzlich fürs Alter vor. Alles in allem haben rund 54 Prozent und damit mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten später (mindestens) eine Betriebsrente zu erwarten, wie der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung ausweist.
Wer speziell als Selbstständiger privat fürs Alter sparen möchte, kann dies mit der Basisrente tun, die auch als Rürup-Rente bekannt ist: Auch diese Spar-Variante wird staatlich subventioniert. Für Arbeitnehmer dagegen bietet sich für die private Vorsorge bisher noch die Riester-Rente an, die vom Staat mit Zulagen und Steuervorteilen gefördert wird.
Sie lohnt sich vor allem, wenn man mehrere Kinder hat. Immerhin jeder vierte Bundesbürger im Erwerbsalter hat irgendeinen Riester-Vertrag und damit eine staatlich geförderte private Altersvorsorge.
Die Riester-Rente ist zu kompliziert: Bei der privaten Altersvorsorge sind daher Reformen in Sicht
Aber leider ist das Riester-Sparen ziemlich kompliziert (ganz besonders gilt das für die spezielle Variante „Wohn-Riester“). Und Verbraucherschützer kritisieren schon lange die hohen Kosten vieler Riester-Verträge, die die Rendite und damit das Extra-Polster fürs Alter schmälern: Besser als eine Riester-Rentenversicherung ist demnach die Riester-Rente als schlichter Bank- oder Fonds-Sparplan.
Die Politik hat denn auch erkannt, dass die Riester-Rente die anfangs in sie gesetzten Hoffnungen eindeutig nicht erfüllt und dass einfachere Sparmöglichkeiten nötig sind. Die Ampel-Koalition hat sich 2021 sogar vorgenommen, die private Altersvorsorge „grundlegend“ zu reformieren – und dabei „das Angebot eines öffentlich verantworteten Fonds mit einem effektiven und kostengünstigen Angebot“ sowie „die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen als Riester“ zu prüfen.
Gerade junge Menschen sollten also verfolgen, welche Neuerungen da womöglich schon bald auf den Weg gebracht werden, die bei der privaten Altersvorsorge helfen.
Die sogenannte Mütterrente gibt es auch für Väter – und jedenfalls nur auf Antrag
Übrigens: Für die „Mütterrente“, die ja eine Weile für politischen Wirbel gesorgt hat, muss man nicht etwa sparen. Und auch Väter können so eine Mütterrente bekommen. Die entsprechenden Rentenpunkte erhält man nämlich später einfach so für die Kinder, die man geboren und großgezogen hat. Allerdings muss man diese Kindererziehungszeiten förmlich beantragen. Am besten erledigt man das im Rahmen der sogenannten Kontenklärung bei der gesetzlichen Rentenversicherung.
In den aktiv-Artikeln oben finden Sie Ratgeber zu ganz verschiedenen Aspekten der Altersvorsorge – da geht es zum Beispiel darum, was mit der BAV bei einem Arbeitgeberwechsel passiert, bis zu welchem Alter sich der Einstieg in die Entgeltumwandlung lohnt und für welche Paare ein Rentensplitting zu empfehlen ist.
Haben Sie allgemeine Fragen rund um die Rente und die zusätzliche Altersvorsorge? Schreiben Sie uns gerne an: leserfrage@aktiv-online.de