Berlin. Vorab eine doppelte Klarstellung: „Sinkende Renten“ gibt es in Deutschland nicht. Und aus der Höhe des gesetzlichen Rentenniveaus lässt sich die Höhe einer persönlichen Rente überhaupt nicht ableiten. Beides kommt in der politischen Debatte leider oft zu kurz.

Das Schlimmste, was unseren Rentnern rein finanziell passieren kann, ist eine Nullrunde – also das Ausbleiben der jährlichen Rentenerhöhung. Das gab es zum Beispiel 2021 und davor zuletzt 2010, jeweils als Folge einer schweren Wirtschaftskrise – denn die Erhöhung der Renten geschieht ja jeweils im Gefolge der Löhne, dafür gibt es detaillierte gesetzliche Regeln.

Die gesetzlichen Renten in Euro und Cent können nur steigen, nicht sinken

Dass aber die schon laufende Rente in Euro und Cent reduziert wird, ist praktisch ausgeschlossen: durch einen sehr breiten politischen Konsens, formalisiert in einer Schutzklausel im Sozialgesetzbuch, genauer: in Paragraf 68a des Sechsten Buchs.

Deutsche Renten in Euro und Cent werden also ab 2022 auch weiterhin recht stetig steigen. Wenn jemand vor „sinkenden Renten“ warnt, ist das wörtlich genommen – Unfug! Tatsächlich geht es dann ja auch meistens um das sinkende Rentenniveau.

Das amtliche „Sicherungsniveau vor Steuern“ zeigt auf, wie die Rentner im Vergleich zu den Werktätigen dastehen
Offiziell heißt das Rentenniveau „Sicherungsniveau vor Steuern“. Und es ist eine ziemlich abstrakte Größe: Man vergleicht die Rente eines fiktiven Standardrentners, der genau 45 Jahre lang (!) genau durchschnittlich (!) verdient hat, mit dem aktuellen Durchschnittsverdienst.

Dieses Rentenniveau wird laut offizieller Prognose im Rentenversicherungsbericht 2020 längerfristig absinken, auf 46 Prozent anno 2034. „Der Rückgang macht deutlich, dass für die Versicherten Handlungsbedarf besteht, die Einkommen im Alter zu verbessern“, heißt es in dem Bericht.
Wenn also das Sicherungsniveau ab 2023 nach und nach um knapp ein Zehntel sinken wird, heißt das erst mal nur: Den Neurentnern anno 2034 wird es im Vergleich zu den dann Werktätigen nicht mehr ganz so gut gehen. Das ist kein Skandal, sondern nötig: weil unsere Gesellschaft immer mehr Rentner versorgen muss, die im Schnitt immer länger leben.