Seit August 2007 prangt sie in 4261 Meter Tiefe auf dem geografischen Nordpol – eine russische Flagge aus rostfreiem Titan. Forscher in einer Tauchkapsel rammten sie dort per Roboterarm ein. Damit markiert Russland seinen Anspruch auf große Teile der Arktis. Auch Kanada, Norwegen und Dänemark erheben Ansprüche.

Seit der ewige Eispanzer im hohen Norden durch die Erderwärmung schrumpft, wachsen die Begehrlichkeiten der Arktis-Anrainer USA, Kanada, Russland, Norwegen und Dänemark (über Grönland). Denn im arktischen Ozean lagert ein Fünftel der fossilen Reserven der Welt. Und spätestens Mitte des Jahrhunderts soll die Arktis eisfrei sein, prognostizieren Wissenschaftler. Darauf will man vorbereitet sein.

Doch wem gehört die Arktis? Wer darf dort Rohstoffe fördern? Fakt ist: Für das Polarmeer gilt die Seerechtskonvention von 1982. Danach reicht die Wirtschaftszone eines Küstenstaats 200 Seemeilen (370 Kilometer) aufs Meer hinaus. In diesem Gebiet darf das Land Rohstoffe exklusiv fördern, wie Großbritannien und Norwegen es mit dem Öl der Nordsee tun. Das Gleiche gilt für die Wirtschaftszonen der USA, Kanadas, Russlands, Norwegens und Dänemarks im arktischen Ozean.

New Yorker Kommission entscheidet

In Ausnahmefällen kann dieser Festlandsockel sogar auf bis zu 350 Seemeilen ausgedehnt werden. Die Entscheidung über solche Anträge trifft die Festlandsockel-Kommission in New York. Russland beantragte die Ausweitung im Jahr 2001. Und begründete das damit, dass der Lomonossow- und der Mendelejew-Gebirgszug tief im arktischen Meer Fortsetzungen der eurasischen Landmasse seien. Kanada und Dänemark argumentieren in ihren Anträgen ähnlich. Mit Nordpol-Expeditionen wollen die Staaten ihre Ansprüche belegen. Entschieden hat die Kommission aber noch nichts.

2008 einigten sich die fünf Anrainerstaaten im grönländischen Ilulissat auf eine Deklaration. Darin bekräftigen sie die Bedeutung des Seerechts in der Arktis. Das macht Hoffnung auf eine friedliche Lösung, auch wenn Russland seine Militärpräsenz im hohen Norden mittlerweile verstärkt.