Garching/München/Ingolstadt/Regensburg. Zusammen geht’s meist besser! Davon sind auch viele bayerische Unternehmen und Hochschulen überzeugt. Und deshalb kooperieren sie in vielen Bereichen miteinander. Das fördert den Austausch, ermöglicht, voneinander zu lernen und schafft Schnittstellen für den Wissenstransfer.

Themen, an denen gemeinsam geforscht werden kann und muss, gibt es aktuell genug. Digitalisierung und Mobilität sind nur zwei bekannte Felder, bei denen schlaue Köpfe in Bayern gerade viele neue Ideen verfolgen. Örtliche Nähe, gemeinsame Labore und zusammen geschulterte Projekte sind ein probates Mittel, die Kräfte zu bündeln und den Boden für Innovationen zu bereiten.

Eine enge Verbindung zwischen Hochschul- und Geschäftswelt ist aber auch in Ausbildung und Lehre von Vorteil. Ein Pfeiler davon ist das duale Studium. Theorie und Praxis von Anfang an zu verknüpfen, erleichtert Absolventen den Arbeitseinstieg. Denn sie schnuppern nicht nur früh die Luft der freien Wirtschaft, sondern erwerben auch Kompetenzen, die im betrieblichen Alltag gefragt sind.

Ein Beispiel für ein fruchtbares Miteinander in örtlicher Verbundenheit ist der Hochschul- und Forschungscampus in Garching bei München. Neben der Technischen Universität München (TUM) mit fünf Fakultäten haben sich hier inzwischen unter anderem auch das Max-Planck-Institut, das Fraunhofer-Institut und weitere Forschungsinstitutionen und Firmen angesiedelt.

Die räumliche Nähe der Partner bietet für Innovationen beste Voraussetzungen

In diesem Umfeld entsteht aktuell das neue Siemens Technology Center, in dem auch 150 Mitarbeiter und Studenten der Technischen Universität München arbeiten werden. In dem Gebäude des großen Münchner Industrieunternehmens werden auf vier Stockwerken rund 13.000 Quadratmeter Platz für gemeinsames Forschen und Lernen sein. Neben einem flexibel teilbaren Hörsaal werden technische Bereiche wie Labore, eine Konferenzzone, Trainings- und Besprechungsräume sowie moderne Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.

Das Areal soll größtmögliche Flexibilität in einer Umgebung bieten, die von agiler Zusammenarbeit in Teams geprägt sein wird.

Siemens sieht in dem Garchinger Umfeld beste Voraussetzungen, um im engen Schulterschluss mit den dortigen Partnern zu den wichtigen Zukunftsthemen der Digitalisierung zu forschen und zu entwickeln. Dazu gehören Felder wie Simulation und digitale Zwillinge, das industrielle Internet der Dinge, die Zukunft der Automatisierung oder additive und innovative Fertigungsverfahren. „So können wir gemeinsam Lösungen für die großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft finden sowie die digitale, nachhaltige Transformation mitgestalten“, sagt Peter Körte, Technik-Chef bei Siemens.

Industrie und Wissenschaft arbeiten neben der Digitalisierung auch gemeinsam an der Verkehrswende und der Mobilität der Zukunft. So hat der Münchner Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus zusammen mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm den Campus Future Driveline in Nürnberg ins Leben gerufen.

Gemeinsame Forschung an klimafreundlichen Antrieben

Ziel ist es dort, klimafreundliche und zukunftssichere Antriebe zu entwickeln, die etwa auf die Batterie oder die Wasserstoff-Brennstoffzelle setzen. Dabei werden Synergien zwischen Wissenschaft und Industrie hergestellt. Die Partner nutzen dabei unter anderem Labore, spezialisierte Prüfstände und Mess-Einrichtungen gemeinsam und kooperieren bei Lehre und Weiterbildung im Rahmen von Vorlesungen und Modulen.

Außerdem arbeitet MAN mit Hochschulen bei zahlreichen Forschungsprojekten zusammen. Im Projekt „Anita“ mit der Hochschule Fresenius und weiteren Partnern etwa ging es in den vergangenen Jahren darum, das Potenzial eines autonomen Lkw-Verkehrs im Containerumschlag zu belegen. Es sollte aufgezeigt werden, wie selbstfahrende Lkws mit der passenden Einbindung in die Infrastruktur den kombinierten Güterverkehr auf Straße und Schiene zukünftig leistungsfähiger, planbarer und flexibler machen können. Entwicklung, digitale Integration und Praxistests waren erfolgreich und zeigten eine um bis zu 40 Prozent höhere Produktivität.

Ums autonome Fahren dreht es sich auch aktuell im Projekt „Atlas-L4“, an dem MAN seit 2022 unter anderem mit der Technischen Universität München arbeitet. Im Fokus steht der fahrerlose Lkw-Verkehr auf der Autobahn, der auf dem Weg zwischen den Logistikzentren zu mehr Sicherheit und Effizienz führen soll. Läuft alles nach Plan, wird dazu bis Ende des Jahres ein industrietaugliches Konzept vorliegen.

Zusammenarbeit auch in Lehre und Ausbildung

Aber nicht nur in der Forschung, sondern auch in Ausbildung und Lehre ziehen Wirtschaft und Wissenschaft vielerorts an einem Strang. So schreiben Studenten oft Abschlussarbeiten mit direktem Unternehmensbezug und behandeln Probleme, die im Geschäftsalltag eine Rolle spielen.

Darüber hinaus finanzieren Unternehmen ganz oder zum Teil Professuren an Hochschulen. Der Autohersteller Audi etwa unterstützt die Stiftungsprofessur „KI-Methoden in der Produktion“ an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Zahlreiche Führungskräfte aus der Wirtschaft übernehmen an Hochschulen zudem die Rolle von Gastdozenten. So sind sie nah dran am kommenden Nachwuchs und bringen ihre Erfahrung aus der Praxis in die Lehre ein.

Im dualen Studium sind die theoretische Ausbildung an der Hochschule und Praxiserfahrung im Unternehmen miteinander verzahnt. Nach einem viereinhalbjährigen Verbundstudium etwa haben Absolventen eine Berufsausbildung und einen Studienabschluss in der Tasche. Mittlerweile ist mehr als jedes 15. Studium in Bayern ein duales Studium.

Bei großen Unternehmen wie BMW oder Audi sind solche Angebote längst selbstverständlich – und die Auswahl ist riesig. Doch auch bei mittelständischen Unternehmen wie etwa der Maschinenfabrik Reinhausen in Regensburg gehört das duale Studium mittlerweile zum etablierten Angebot für Nachwuchskräfte. Acht Fachrichtungen sind beim Hersteller von Hochspannungstechnik derzeit möglich – von BWL, Informatik und Mechatronik bis hin zum Maschinenbau.

Von den mehr als 40 jungen Menschen, die im vergangenen Jahr bei der Maschinenfabrik Reinhausen in den Beruf gestartet sind, strebt rund ein Viertel einen Studienabschluss im Rahmen eines dualen Studiums an.

Duales Studium

  • Theorie und Praxis eng verzahnt miteinander zu verbinden, ist das Ziel der zwei Varianten des dualen Studiums.
  • Das „Verbundstudium“ ermöglicht nach rund viereinhalb Jahren Hochschul- und Berufsabschluss in nur einer Ausbildung.
  • Im „Studium mit vertiefter Praxis“ erhalten Studenten vertiefte Einblicke in die Arbeit eines Unternehmens.
  • MINT-Fächer (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) werden aktuell von mehr als der Hälfte der rund 8.800 dualen Studenten in Bayern belegt.
  • Nachwuchskräfte früh an den Betrieb zu binden, macht das Modell attraktiv.
  • Kooperationen mit Praxispartnern gibt es bayernweit rund 3.400.
Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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