Rund 2.200 Fluglotsen kümmern sich täglich um bis zu 9.000 Flüge über Deutschland. Sie kontrollieren Starts und Landungen im Tower oder begleiten als Radar- und Koordinationslotsen Flüge durch den Luftraum. „In unserem Beruf können wir uns keine Fehler erlauben. Diese zu vermeiden, hat also schon ab dem ersten Tag der Ausbildung höchste Priorität.“ So sagt es Bernd Schlebusch, Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung Flugsicherungsbetriebsdienste bei der DFS Deutsche Flugsicherung im hessischen Langen.

Sieben Tipps, wie man Fehler auf der Arbeit vermeiden kann

  1. Auf guten Schlaf und gesunde Ernährung achten: Dieser einfache (und eigentlich selbstverständliche) Tipp mindert die Gefahr von Sekundenschlaf und sinkender Konzentration – besonders in der Frühschicht.
  2. Pausen zur Erholung nutzen: Weg vom Arbeitsplatz, um sich neu zu orientieren, etwa mit einem Spaziergang oder auch mit etwas Sport. Manchen reicht auch ein Gespräch mit Kollegen. Wichtig ist es, in der Pause tatsächlich mal abschalten zu können.
  3. Kritische Phasen identifizieren: Niemand ist immer 100-prozentig aufmerksam. „Das gilt besonders am Anfang und zum Ende einer Schicht und nach starken Belastungsphasen“, sagt Schlebusch. Weiß man um dieses schleichende Defizit, kann man mit besonderer Konzentration gegenhalten.
  4. Aufmerksamkeit hochhalten: Das funktioniert, wenn man sich die Folgen von Fehlern immer wieder deutlich vor Augen führt. „Wir spielen in Seminaren deshalb regelmäßig ungewöhnliche Vorfälle durch“, sagt Schlebusch. Damit erreicht man eine Sensibilität, die sich gegen Monotonie und Routine bei der Arbeit einsetzen lässt.
  5. Vier-Augen-Prinzip nutzen: Im Tower wie in der Radarkontrolle gilt: „Vier Augen sehen mehr als zwei“, so der Experte. Deshalb betreuen in der Flugverkehrskontrolle zwei Lotsen einen Sektor. Das Prinzip hilft auch in der Produktion, konzentriert zu arbeiten, und gibt Sicherheit. Wichtig: Hinweise des zweiten Kollegen werden stets als positives Feedback gesehen.
  6. Übergaben gut organisieren: „Fehler entstehen auch durch fehlende Information“, sagt Schlebusch. Um so etwas zu vermeiden, reicht eine kurze, mündliche Übergabe: Was ist der derzeitige Stand? Worauf muss jetzt besonders geachtet werden? Gab es irgendwelche Besonderheiten in der Schicht? „Dazu gehören auch subjektive Einschätzungen.“ Lotsen bleiben dann sogar nach der Übergabe noch kurze Zeit vor Ort, um eventuelle Nachfragen zu beantworten.
  7. Alles auf den Tisch legen: Vorfälle sollten ganz früh thematisiert werden – auf respektvolle und rationale Weise: „Wir reden offen über Fehler, niemand muss sich dafür schämen.“ Das hilft, sogenannte Fehlerkaskaden zu vermeiden: Aus kleinen Fehlern könnten sich sonst große entwickeln, mit schwerwiegenderen Konsequenzen.
Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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