München. Solche Nachrichten vom Ausbildungsmarkt hört man doch gerne! Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist 2023 in Bayern branchenübergreifend deutlich gestiegen – im Vergleich zum Vorjahr um knapp 5 Prozent. Insbesondere die bayerische Metall- und Elektro-Industrie (M+E) verzeichnete mit 15.331 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einen enormen Anstieg von knapp 11 Prozent gegenüber 2022.

„Dies ist das zweite Wachstum in Folge und der stärkste Zuwachs seit über zehn Jahren“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen M+E-Arbeitgeberverbände bayme und vbm, bei der Vorstellung der Zahlen in München. Zugleich sei es der dritthöchste Stand seit 2012.

Doch nicht nur die aktuelle Situation ist erfreulich. Auch die Aussichten im wichtigsten bayerischen Industriezweig sind hervorragend. Den jungen Menschen stehen alle Türen offen. Auf Basis einer Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen rechnen die Arbeitgeber für 2024 mit einer vergleichbar hohen Zahl an neuen Ausbildungsverträgen.

Zu wenige Bewerbungen und geeignete Bewerber

Eine zentrale Herausforderung bei der Besetzung der offenen Ausbildungsstellen bleibt für die Firmen die Suche nach den zu ihnen passenden Azubis. Immerhin jedes vierte befragte Unternehmen gab an, die Ausbildungsanstrengungen gegenüber dem Vorjahr zurückgefahren zu haben und nannte dafür vor allem zwei Gründe: zu wenige Bewerbungen und zu wenige geeignete Bewerber. Beides wurde jeweils von knapp zwei Dritteln der Firmen genannt. Bei rund 12 Prozent wirkt sich mittlerweile auch die wirtschaftliche Lage dämpfend auf die Zahl der Ausbildungsverträge aus. Dieser Wert hat sich seit der Sommerumfrage 2023 fast verdoppelt.

Bei der Suche nach Nachwuchs können die Unternehmen mit guten Rahmenbedingungen werben. „Auf die Jugendlichen warten hervorragende Perspektiven“, sagte Brossardt und verwies unter anderem auf die sehr attraktive Ausbildungsvergütung in der bayerischen M+E-Industrie. Ab Mai 2024 liegt sie über den gesamten Ausbildungszeitraum von 3,5 Jahren gerechnet bei 1.207 Euro im Monat. Darüber hinaus warten im Anschluss vielfältige Einsatzmöglichkeiten in zahlreichen Branchen mit einer überdurchschnittlich guten Bezahlung.

Die Verbände bayme vbm setzen bei der Nachwuchsgewinnung unter anderem darauf, mit Berufs- und Studienorientierungsangeboten auf die großen Chancen in der bayerischen M+E-Industrie aufmerksam zu machen. „Gleichzeitig müssen wir Unternehmen und Azubis dabei unterstützen, dass sie passgenau zusammenfinden“, sagte Brossardt. Berufsorientierungs- und Einstellungstests hätten sich hier bewährt. „Seit vergangenem Jahr geben wir den Unternehmen auch einen Leitfaden für erfolgreiches Azubi-Preboarding an die Hand, damit die Zahl der Jugendlichen, die sich kurz vor dem Ausbildungsstart noch einmal umentscheiden, so gering wie möglich bleibt“, so Brossardt.

Übernahmequote bleibt weiterhin hoch

Klar ist nämlich: Jeder Azubi ist wertvoll – zumal die meisten von ihnen nach ihrer Ausbildung in ihrem Unternehmen bleiben. Die Übernahmesituation in der bayerischen M+E-Industrie ist weiterhin hervorragend: Rund 92 Prozent der Betriebe gaben ihren Azubis 2023 einen befristeten oder unbefristeten Vertrag.

Die Prognose für 2024 sieht den Wert vergleichbar hoch bei 93 Prozent. „Der hohe Übernahmewille zeigt das Interesse der Unternehmen, ihre ausgelernten Azubis langfristig an sich zu binden“, erklärte Brossardt. Die Betriebe seien für ihre Fachkräftesicherung auf junge, engagierte Talente angewiesen. „Das zeigt auch die hohe Bereitschaft, Jugendlichen mit Praktika eine gute Berufsorientierung zu ermöglichen.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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