Der Arbeitsmarkt in Deutschland

Große Herausforderungen sind in Sicht

„Mitarbeiter gesucht!“ „Kommen Sie zu uns!“ „Wir stellen ein!“: Mit solchen Slogans werben mittlerweile viele Unternehmen in Deutschland. Neue Leute zu finden, ist nicht mehr so einfach wie früher. Der Arbeitsmarkt ist zum Teil wie leer gefegt. An vielen Stellen herrscht Fachkräftemangel. Und das dürfte vermutlich auch viele Jahre noch so bleiben. Auf dem Arbeitsmarkt wird sich deshalb vieles ändern.

Dort treffen sich Arbeitgeber, die Leute beschäftigen möchten, und Menschen, die mit ihrer Arbeit Geld verdienen wollen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften hängt dabei von vielen Faktoren ab – etwa der Produktivität der Mitarbeiter oder der Nachfrage nach den hergestellten Gütern. Mit dem Auf und Ab der Konjunktur kann also auch die Nachfrage nach Arbeitskräften schwanken.

Darüber hinaus hat das Lohnniveau eine zentrale Bedeutung auf dem Arbeitsmarkt. Für rund 40 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland bestimmen Tarifverträge die Höhe des Lohnes. Die Tarifbindung  ist je nach Branche sehr unterschiedlich ausgeprägt: Im öffentlichen Dienst liegt der Anteil bei nahezu 100 Prozent, im Bereich der Kommunikation und Information unter 20 Prozent. Die Sozialpartnerschaft, also die auf Konsens ausgelegte Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, umfasst neben der Lohnhöhe auch die Vereinbarung von anderen Arbeitsbedingungen und Standards.

Die Arbeitsbereitschaft der Menschen hängt unter anderem von der Höhe des Lohnes ab. Begrenzt wird das sogenannte Arbeitsangebot allerdings vor allem durch die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter. Zentrale Kennzahl für das Angebot auf dem Arbeitsmarkt ist das Erwerbspersonenpotenzial, das sich aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren stark verringern dürfte und so neben dem Fachkräftemangel auch allgemein den Arbeitskräftemangel verschärfen wird.

Demografischer Wandel wird den Arbeitsmarkt verändern

Um den Mangel an Arbeits- und Fachkräften auszugleichen, stehen Wirtschaft und Politik verschiedene Hebel zur Verfügung. Dazu gehören etwa die Steigerung der Arbeitszeit pro Jahr, die Erhöhung des Renteneintrittsalters und die höhere Erwerbsbeteiligung von Älteren und Frauen. Auch die Zuwanderung von Menschen im erwerbsfähigen Alter gehört zu den möglichen Strategien.

Vor einigen Jahren sah es auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland noch ganz anders aus. Statt mit dem Fachkräftemangel hatte die Politik vor allem mit der hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Den Höchststand an Arbeitslosen in Deutschland gab es im Jahr 2005 mit knapp fünf Millionen Menschen. Die Arbeitslosenquote lag bei 13 Prozent.

Die Gründe für Arbeitslosigkeit sind vielfältig:

  • Die Sucharbeitslosigkeit (oder auch friktionelle Arbeitslosigkeit) entsteht etwa durch den oft notwendigen Zeitraum zwischen einem alten und einem neuen Arbeitsverhältnis. Menschen müssen sich über neue Stellen und Arbeitgeber informieren, Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche führen und möglicherweise den Wohnort wechseln.
  • Strukturelle Arbeitslosigkeit wiederum besteht, wenn Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nicht zusammenpassen – also Unternehmen etwa Mitarbeiter mit anderen Qualifikationen, Merkmalen, Beschäftigungswünschen suchen. Manchmal kommt es auch vor, dass Unternehmen und Menschen nicht zusammenkommen, weil Firmen vor allem in wirtschaftsstarken Regionen beheimatet sind, während viele Menschen aus strukturschwachen Gebieten nicht wegziehen wollen oder können.
  • Konjunkturelle Arbeitslosigkeit wiederum hat ihren Grund in den zyklischen Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotenzials der Volkswirtschaft und verteilt sich in schwachen Phasen der Konjunktur weitgehend gleichmäßig auf Sektoren, Regionen und Berufsgruppen.
  • Saisonale Arbeitslosigkeit entsteht, wenn Produktion und Nachfrage stark von jahreszeitlichen Schwankungen abhängen. Beispielhaft dafür stehen witterungsbedingte Arbeitsausfälle im Baugewerbe oder in der Landwirtschaft sowie der Wegfall zeitlicher Nachfrageballungen für bestimmte Dienstleistungen wie während der Urlaubszeit in der Tourismusbranche.

Werden Menschen arbeitslos, hat die Bundesagentur für Arbeit unter anderem die Aufgabe, den Betroffenen bei der Jobsuche zu helfen, sie eingehend zu beraten und Arbeitslosengeld oder Bürgergeld zu gewähren. Wenn nötig, vermittelt die Behörde Weiterbildungsmöglichkeiten oder Umschulungen. Finanziert wird sie aus den Beiträgen der Arbeitslosenversicherung.

Die „Agenda 2010“ hat den Arbeitsmarkt in Deutschland grundlegend reformiert

Die Arbeit der Arbeitsagenturen hat sich im Jahr 2003 Jahren deutlich verändert. Grund dafür waren grundlegendeArbeitsmarktreformen, auch bekannt unter dem Begriff „Agenda 2010“, unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der größte Baustein war die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu „Hartz IV“. Das beendete Doppelstrukturen und Ineffizienzen zu „Hartz IV“ und ebnete vielen ehemaligen Sozialhilfeempfängern den Zugang zu der Arbeitsmarktpolitik.

Die rot-grüne Regierung kürzte für Ältere zudem die Bezugszeit des Arbeitslosengeldes – von maximal 32 auf 18 Monate. Das erhöhte den Anreiz, länger zu arbeiten. Eine weniger strikte Regulierung von Zeitarbeit half dabei, Hunderttausende Jobs zu schaffen. Die Minijob-Reform erleichterte vielen Arbeitslosen den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Allerdings wurden nach der Agenda 2010 nicht nur einfache Tätigkeiten für Geringqualifizierte und Niedriglohnjobs geschaffen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg in den zwei Jahrzehnten nach der Arbeitsmarktreform von rund 27 auf mehr als 34 Millionen.

Ein gut funktionierender Arbeitsmarkt gehört zum Fundament einer Wirtschaft – genauso wie qualifizierte Arbeitskräfte. Neben einer guten schulischen, beruflichen und akademischen Ausbildung sind dafür in einer sich immer schneller wandelnden Zeit auch Weiterbildungsmöglichkeiten während des beruflichen Lebens von großer Bedeutung.

Nicht zuletzt braucht es aber auch attraktive Arbeitsplätze, die zum Beispiel von innovativen Unternehmen bereitgestellt werden.Innovationen sind für Unternehmen ein wichtiger Faktor. Sie machen die Firmen wirtschaftlich erfolgreicher und sorgen für mehr Beschäftigungsdynamik. Als wichtiger Gradmesser für Innovationstätigkeit gilt die Zahl der Patentanmeldungen. Insgesamt hat der Forschungsstandort Deutschland zuletzt etwas an Boden verloren. Zu den führenden Branchen gehört weiterhin die deutsche Automobil-Industrie mit ihren Herstellern VW, BMW und Daimler.

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