Köln/Berlin. Ein rostiger Nagel kann schon genügen, um diese Krankheit auszulösen – manchmal noch Wochen später: Tetanus alias Wundstarrkrampf. Von den Tetanus-Bakterien geschädigte Nerven lösen extrem schmerzhafte Muskelkrämpfe aus, die so stark werden können, dass Knochen und Wirbelsäule brechen. Selbst bei intensiv-medizinischer Behandlung stirbt etwa ein Fünftel der Erkrankten.

Zum Glück sind solche Fälle bei uns selten. Eine vor Tetanus schützende Impfung gibt es schon seit mehr als 100 Jahren, selbstverständlich wird sie in Deutschland von der Krankenkasse bezahlt – wie alle amtlich empfohlenen Impfungen.

Fehlendes Wissen, fehlende Schutzimpfung: Jeder zweite Erwachsene bringt sich selbst in Gefahr

Aber: Nur sieben von zehn Bundesbürgern wissen, dass man den persönlichen Tetanus-Impfschutz regelmäßig auffrischen muss! Das zeigte eine im Vorjahr publizierte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA).

Sogar noch krasser ist das beim Thema Diphtherie. Nicht einmal jeder Sechste im Lande weiß, dass auch gegen diese Krankheit wiederholtes Impfen sinnvoll ist. Die Diphtherie, im Volksmund Rachen- oder Halsbräune genannt, wird ebenfalls von Bakterien verursacht. „Auch heute noch sterben trotz Intensivmedizin 5 bis 10 Prozent der Erkrankten“, warnt die BZGA.

Kombinationsimpfung möglich: Eine Spritze alle zehn Jahre schützt vor Tetanus und Diphtherie

Dabei kann man sich für Tetanus wie auch für Diphtherie eine ganz einfache Regel merken: Alle zehn Jahre den wichtigen Impfschutz erneuern! Weil aber so viele Menschen nicht genug darüber wissen, machen dieses wichtige Update „nur circa die Hälfte der Erwachsenen“. Das hat das Robert-Koch-Institut (RKI) ermittelt.

Praktischerweise kann man sich den doppelten Impfschutz einfach beim Hausarzt abholen, mit nur einem Piks. Im Fachjargon heißt das „Td-Kombinationsimpfung“. Diese lässt sich gegebenenfalls um weitere Komponenten erweitern, falls nämlich der ebenfalls sehr wichtige Schutz gegen Kinderlähmung (Polio) und/oder Keuchhusten (Pertussis) nicht mehr ausreicht. Was jeweils nötig ist, kann der Arzt aus dem Impfpass ablesen.

Wer nach 1970 geboren ist, sollte sich auch mal um die Masern-Impfung kümmern

Von Corona natürlich abgesehen, hat die Ständige Impfkommission am RKI für Erwachsene unter 60 Jahren ansonsten nur noch eine Empfehlung: Alle nach 1970 Geborenen sollten sich gegen die Masern impfen lassen, „wenn sie bisher nicht oder nur einmal in der Kindheit gegen Masern geimpft wurden oder ihr Masern-Impfstatus unklar ist“. Für Kindergarten- und Schulkinder ist dieser Schutz seit 2020 ebenso Pflicht wie etwa für Lehrer oder medizinisches Personal.

Vor der äußerst schmerzhaften Gürtelrose schützen zwei Impfungen – seit 2019 eine Kassenleistung für ältere Menschen

Welche Impfungen ansonsten unter 18 beziehungsweise jenseits der 60 empfohlen werden, erklärt die BZGA auf der Site impfen-info.de – mit ausführlichen Infos auch zu den jeweiligen Krankheitsbildern.

Recht neu im Angebot ist übrigens eine Schutzimpfung speziell für ältere Mitbürger: gegen die Gürtelrose alias Herpes Zoster. Diese sehr schmerzhafte Krankheit kann man sogar mehrmals bekommen! Sie entsteht, wenn Viren, die nach einer Windpockenerkrankung im Körper verblieben sind, Jahrzehnte später wieder aktiv werden. Dagegen helfen jetzt zwei Impfungen im Abstand von einigen Monaten.

Die Corona-Impfung bleibt weiterhin wichtig

Die Corona-Schutzimpfung bleibt weiterhin ein Top-Thema. Es gibt sie seit 2021, sie wird natürlich von Vater Staat bezahlt. Aktuell wird über eine erneute Booster-Impfung diskutiert, um auch künftig möglichst viele schwere Verläufe zu verhindern. Die aktuellen Impfstoffe im Überblick:

ComirnatyComirnaty von Biontech. Das ist der „Allrounder“-Impfstoff, bisher allein in Deutschland 130 Millionen Mal gespritzt. Er ist für nahezu alle Altersgruppen (ab 5 Jahren) geeignet und wird auch für Schwangere jeden Alters (ab dem 4. Monat) sowie Stillende unter 30 empfohlen. Geimpft wird zweimal, eine dritte Impfung erhöht den Schutz. Wirkstoff ist eine sogenannte Boten-RNA (mRNA).

Spikevax von Moderna. Ist für Kinder von 5 bis 12 Jahren sowie für Menschen ab 30 empfohlen, auch für stillende Mütter über 30. Geimpft wird zweimal mit Boten-RNA, auch hier erhöht eine dritte Impfung den Schutz.

Jcovden von Johnson & Johnson. Angeraten nur für Menschen ab 60 Jahren. Gespritzt wird ein Virus, das Corona-Erbgut trägt. Eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff oder Nuvaxovid ist sinnvoll.

Nuvaxovid von Novavax. Die Spritze für alle, die eine Impfung mit Boten-RNA oder veränderten Viren ablehnen. Ab 18 Jahren empfohlen, nicht aber für Schwangere und Stillende. Geimpft wird zweimal mit einem Virus-Eiweiß.

Thomas Hofinger
Chef vom Dienst aktiv

Thomas Hofinger schreibt über Wirtschafts-, Sozial- und Tarifpolitik – und betreut die Ratgeber rund ums Geld. Nach einer Banklehre sowie dem Studium der VWL und der Geschichte machte er sein Volontariat bei einer großen Tageszeitung. Es folgten einige Berufsjahre als Redakteur und eine lange Elternzeit. 2006 heuerte Hofinger bei Deutschlands größter Wirtschaftszeitung aktiv an. In seiner Freizeit spielt er Schach und liest, gerne auch Comics.

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Hans Joachim Wolter
aktiv-Redakteur

Hans Joachim Wolter schreibt bei aktiv vor allem über Klimaschutz, Energiewende, Umwelt, Produktinnovationen sowie die Pharma- und Chemie-Industrie. Der studierte Apotheker und Journalist begann bei der Tageszeitung „Rheinpfalz“ in Ludwigshafen und wechselte dann zu einem Chemie-Fachmagazin in Frankfurt. Wenn er nicht im Internet nach Fakten gräbt, entspannt er bei Jazz-Musik, Fußballübertragungen oder in Kunstausstellungen.

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