Roter Käfer, sitzt auf grünem Blatt: klarer Fall. Aber eben nicht für jeden! Menschen mit Rot-Grün-Schwäche sehen statt des bunten Motivs nur ein graubraunes Bild ohne Farbunterschiede. Und von diesen Menschen gibt es bei uns nicht wenige.

Der Gen-Defekt wird vererbt

Da ihnen aus genetischen Gründen bestimmte Farbsehzellen (Zapfen) im Auge fehlen, können sie Rot und Grün nur schlecht unterscheiden. Gut jeder zehnte Mann in Deutschland ist davon betroffen. Bei den Frauen dagegen ist es nur eine von 100. Grund: Der Gen-Defekt wird über das X-Chromosom vererbt – Frauen haben diesen Erbgutträger doppelt, ihr Körper kann den Fehler ausgleichen.

Wobei der Begriff Rot-Grün-Schwäche etwas in die Irre führt: „Man hat entweder Protanopie, man erkennt kein Rot, oder Deuteranopie, man erkennt kein Grün – aber man hat nie beides“, sagt der Medizin-Physiker Wolfang Wesemann vom Kuratorium Gutes Sehen. Diese Berliner Initiative klärt seit 50 Jahren über solche Themen auf. „Manche wissen lange gar nicht, dass sie eine Farbsinnstörung haben“, erklärt Wesemann, „oft bringt da erst ein Sehtest Klarheit.“

Und manchmal eine böse Überraschung. Denn: „Ein gestörtes Farbsehen kann durchaus zum Stolperstein bei der Berufswahl werden.“

Pilot und Polizist brauchen gute Farbsicht

Beim Führen großer Lkws zum Beispiel und in der Fahrgastbeförderung sind nur leichte Farbsinnstörungen erlaubt. Berufe wie Pilot und Polizist setzen einwandfreies Sehen voraus. Auch ein Maler braucht gutes Farbempfinden, damit der Anstrich schön wird.

Viele Firmen checken das Farbsehen daher in der Eingangsuntersuchung mit ab. Es gibt da viele Abstufungen. Übrigens: Auch stark Betroffene sind noch lange nicht „farbenblind“, wie es umgangssprachlich oft heißt. Denn nur vollständig Farbenblinde sehen die Welt wirklich Grau in Grau. Das sind zum Glück aber nur sehr wenige.

    Sehstörung: Hilfen im Alltag

    • Im Straßenverkehr: An der Ampel leuchtet das Signal zum Stopp immer oben. So wissen auch Menschen, die Rot nicht gut erkennen, dass sie anhalten müssen.
    • Am Computer: Am PC kann man die Farbwiedergabe des Monitors anpassen: In der Windows-Systemsteuerung etwa lassen sich dafür Farbfilter verwenden.
    • Beim Einkaufen: Farbfinder per Handykamera: Die Gratis-App „Colorgrab“ erkennt Farben, zum Beispiel die roten Äpfel auf dem Wochenmarkt.
    • Auf Formularen: Fettschrift statt roter Farbmarkierung: Das hilft Betroffenen, damit sie Formulare, Busfahrpläne und Informationen in Powerpoint-Präsentationen besser erkennen können.
    • Sehhilfen: Es sind auch spezielle Brillen am Markt, die bestimmte Wellenlängen des Lichts herausfiltern sollen, um die Unterscheidung der Farben zu erleichtern. Weil sie aber viel Licht schlucken, seien sie zum Autofahren im Dunkeln ungeeignet. Darauf weist Experte Wolfang Wesemann vom Kuratorium Gutes Sehen hin.
    • Sehtest: Hier gibt es einen Farbsehtest zum Ausdrucken.
    • Sehbehindertentag: Der bundesweite Tag ist am 6. Juni. Er macht auf die Belange von Menschen mit Sehbehinderung aufmerksam und wurde vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband 1998 ins Leben gerufen.
    Friederike Storz
    aktiv-Redakteurin

    Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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