Bad Neustadt/Marktoberdorf/Marktheidenfeld/Teublitz. Bei Jopp Automotive war man schon ein eingespieltes Team – und reagierte daher ganz schnell, als die Bundesgesundheitsexperten das „Boostern für alle“ empfahlen. Das Bad Neustädter Unternehmen war im Frühjahr eines der ersten in Bayern, die im Rahmen eines Modellprojekts ihren Mitarbeitenden anbieten konnten, sich im Werk impfen zu lassen. Diese Möglichkeit nahmen die Beschäftigten gerne wahr.
Der Piks im Betrieb geht schnell und unkompliziert
Die Erfahrung aus dem Frühjahr half dem Team um Betriebsarzt Klaus Wehe nun, auch die Booster-Aktion schnell umzusetzen. Zusätzlich kooperierte die Firma mit dem Bad Neustädter Logistikunternehmen Geis. Zwei Termine ab Anfang Dezember standen zur Verfügung, bei dem etwa 550 Mitarbeitende sowohl die Impfung auffrischten als auch Erstimpfungen abholten.
Damit gehört Jopp zu den rund 60 Prozent der bayerischen Metall- und Elektro-Unternehmen (M+E), die derzeit im Betrieb boostern. Seit Beginn der Impfkampagne haben sich laut der bayerischen M+E-Arbeitgeberverbände bayme vbm 654 Firmen der bayerischen Impfallianz angeschlossen und impfen im Betrieb. Das helfe, Hemmschwellen bei den Mitarbeitenden abzubauen.
So berichten auch neun von zehn M+E-Betrieben von einer hohen Akzeptanz der niederschwelligen, unbürokratischen Angebote. Man dürfe nun jedoch nicht nachlassen, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme vbm. „Wir müssen jetzt dafür Sorge tragen, dass 2022 ein erfolgreiches Jahr wird und uns Virusmutationen wie Omikron nicht erneut wirtschaftlich zurückwerfen.“
Corona-Schutzimpfungen sind für die Industrie der Weg aus der Pandemie
Wieder ein Stück Normalität erleben ist auch für Christoph Gröblinghoff, den Vorsitzenden der Geschäftsführung von Agco-Fendt, einer der wichtigen Gründe, dass sich der schwäbische Landmaschinenhersteller fürs Impfen im Betrieb starkmacht. Nach Erst- und Zweitimpfungen im Frühjahr wurde noch vor Weihnachten in Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim geboostert, ganz unkompliziert während der Arbeitszeit. Die Nachfrage war groß, alle zur Verfügung stehenden Dosen wurden eingesetzt.
„Für mich sind die Corona-Schutzimpfungen keine private Entscheidung mehr“, so Gröblinghoff. Nach fast zwei Jahren Pandemie sieht der Manager sie als „dringend notwendig“ an. Sie seien für die Industrie der Weg aus der Pandemie und den damit verbundenen Problemen wie gestörten Lieferketten oder erschwerter Produktion durch Quarantäne sowie Infektionen von Mitarbeitenden.
Der Impfschutz sei zudem eine Chance für mehr Miteinander inner- und außerhalb des Jobs. „Ich persönlich würde mich freuen, wenn bei uns endlich wieder Feste wie der Fendt-Weihnachtsmarkt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stattfinden könnten“, sagt Gröblinghoff. „Solche ungezwungenen Feiern sind für mich aber mit einer Corona-Pandemie nicht vereinbar.“
Dass die Mitarbeitenden auch privat wieder ein geregeltes Leben führen können, ist eine Herzensangelegenheit auch für die Warema Group, dem Markenverbund mit den Sparten Sonne und Lebensräume sowie Kunststoff und Engineering in Marktheidenfeld. Christian Endres, Geschäftsleiter Personal, liegt das Wohl und die Gesundheit aller im Werk am Herzen: „In den ersten beiden Wellen haben wir mit unseren Mitarbeitern gelitten, die während der Schließung von Kitas und Schulen Kinderbetreuung und Job unter einen Hut bringen mussten.“ Er ist auch in der nunmehr vierten Welle überzeugt, „dass nur eine hohe Impfquote dafür sorgen kann, dass Schulen und Kitas möglichst lange geöffnet bleiben können“.
Entsprechend bietet die Firma an den Standorten Marktheidenfeld und Wertheim bis Januar ebenfalls Booster-Impfungen an. Etwa 1.000 Anmeldungen hat die Firma dafür bereits.
Einen großen Vorteil des Impfens im Betrieb sieht Warema darin, dass mögliche Ängste vor dem Piks durch persönliche Gespräche abgebaut werden können. Alles gehe unkompliziert, die Führungskräfte unterstützen ihre Mitarbeiter bei den Terminen und engagieren sich vorbildlich für das Impfen. Die Firma schätzt, dass daher auch die sehr hohe Quote von rund 85 Prozent an Geimpften und Genesenen kommt.
Das Engagement der Mitarbeiter hilft in der Corona-Krise
Engagement in der Krise – das ist vor allem eine Gemeinschaftsaufgabe. Wie in vielen bayerischen M+E-Betrieben kümmert sich auch bei Läpple Automotive im oberpfälzischen Teublitz ein ganzes Team um Betriebssanitäter Stefan Meier darum, den Kraftakt zu bewältigen. Mit 14 Mitstreitern erstellte er seit Beginn der Pandemie Hygienekonzepte, führte neue Arbeitsabläufe ein, verfolgte mögliche Infektionsketten, beschaffte Masken und Tests, organisierte die ersten Impfungen und jetzt das Boostern.
„Ein vorbildlicher Einsatz“, lobt Oliver Wackenhut, Geschäftsführer des auf Karosseriekomponenten spezialisierten Automobil-Zulieferers. Als Dank überreichte er nun jedem Mitglied des Teams die Ehrennadel der Arbeitgeberverbände bayme vbm.
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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