Hildesheim. Impfen, impfen – das ist die Devise auch bei Hildesheims Unternehmern. „Viele, aber beileibe nicht alle bei uns in der Region haben inzwischen die dritte Impfdosis erhalten“, sagt Matthias Mehler, Vorsitzender von Unternehmer Hildesheim. Sein Verband hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie ein After-Work-Impfen für Mitarbeiter der Mitgliedsbetriebe angeboten.
Willkommen waren auch die Partner und Kinder
Ein Schneeschauer mit starkem Wind tobte an diesem ungemütlichen Januartag. After-Work-Impfen stand auf den großen Bauzaunbannern, die den Weg vom Parkplatz zum Impfzentrum abgrenzten. Sie waren bei diesem Wetter kaum zu erkennen. Und dennoch machten sich die ersten Impfwilligen schon eine halbe Stunde vor dem Start auf den Weg zum örtlichen Helios-Klinikum. Dann ging es ruck, zuck – kurzes Hallo, unbürokratische Anmeldung, Ärmel hoch: Ob Erst-, Zweit- oder Booster-Impfung, willkommen war jeder, Mitarbeiter, deren Partner und Kinder.
Marcel Iojkovic gehört zu den Ersten. Dem jungen Freizeit-Fußballer ist es wichtig, gesund zu bleiben. Carolina Schmidt aus dem Helios-Impfteam nahm seine Daten auf, Dr. Dib Khader informierte ihn über alle medizinischen Details, dann folgte der Piks.
After-Work-Impfung im Sommer könnte im Freibad stattfinden
Matthias Mehler, Unternehmer Hildesheim
Ein ähnliches Bild im Raum nebenan: Krankenschwester Susann Skibba und Arzt Dr. Stephan Düsterwald impften Mutter und Tochter. Eine Frau im Wartezimmer, die nicht namentlich genannt werden will, sagte: „Ich habe lange überlegt. Wenn ich ganz ehrlich bin, konnte ich mich erst jetzt überwinden.“ Die Impfquote müsse steigen, die Pandemie dürfe nicht auf dem Rücken des Krankenhauspersonals ausgetragen werden: „Diese Aktion ist gut, vor allem die Gutscheine finde ich klasse.“
Mit den kleinen blauen Kärtchen konnte sich jeder Teilnehmer nach der Impfung eine Stärkung abholen. Eintopf, Crêpes, Kaffee und Softgetränke wurden in einem Foodtruck angeboten, organisiert von dem Restaurant Miara. Es gehört zu den Lammetal Werkstätten, die Mitarbeiter mit Assistenzbedarf beschäftigen. Geschäftsführerin Carolin Reulecke: „Für uns ist die Pandemie besonders belastend. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir bei dieser Aktion dabei sind.“
Unternehmenschefs konnten unentschlossene Mitarbeiter erneut motivieren
Die Teilnehmerschlange riss die gesamten zwei Stunden nicht ab. Sascha Kucera, Geschäftsführer des Helios-Klinikums, hatte die Impf-Idee im Vorstand von Unternehmer Hildesheim vorgestellt, der Verband hatte den Unternehmen in Stadt und Region Hildesheim Postern und Verzehrgutscheine geschickt. So konnten Chefs unentschlossene Mitarbeiter erneut motivieren. „Wir konnten sogar Gutscheine nachbestellen“, sagt Christine Eikermann vom Luftfahrtzulieferer Howmet Aerospace in Hildesheim.
In Hildesheim beziehen die Unternehmen mithilfe ihres Verbands auch bei Demonstrationen Stellung, die immer montags in der Domstadt Gegner und Befürworter des Impfens und der Corona-Regeln auf die Straße bringen. „Impfen statt Schimpfen“ lautet der Slogan, der in der Abenddämmerung an die Fassade der örtlichen Andreaskirche illuminiert wird.
Zudem organisierten die Unternehmen bereits im vergangenen Sommer eine Drive-in-Impfaktion und motivierten die Mitarbeiter aus den Betrieben für eine Erstimpfung. Verbandschef Mehler: „Kurze Anmeldung, Scheibe runter, schnelles Informationsgespräch, und dann gab es den Piks.“
Unternehmer Hildesheim will am Impf-Thema dranbleiben
Ohnehin gehen die Betriebe in Stadt und Region davon aus, dass es nicht bei diesen Aktionen bleiben wird. Weil Experten damit rechnen, dass es zu einer weiteren Auffrischungsimpfung gegen das Corona-Virus ab Sommer, spätestens Herbst kommen wird, will Unternehmer Hildesheim dranbleiben. Verbandschef Mehler hofft, dass die vierte Corona-Impfung „schon in Verbindung mit der Grippe-Impfung“ verabreicht werden könne, um den Schutz vor Corona in eine Routine zu überführen. Für Mehler sei es durchaus vorstellbar, die nächste After-Work-Impfung „im Sommer im städtischen Freibad zu veranstalten“.