Die Wirtschaftspsychologin und Coachin Svenja Hofert ist eine Expertin für die Psychologie der Veränderung – unter svenja-hofert.de betreibt sie auch einen eigenen Podcast zum Thema. Im Interview erklärt sie, wie wir neue Situationen nutzen und genießen können und wie Veränderungen im Job gelingen.
Frau Hofert, aus Ihrer langjährigen Erfahrung als Coach: Was halten wir Menschen eigentlich von Veränderungen?
Wenn man sie fragt, sagen die meisten Menschen, dass Veränderungen gut und nötig sind. Aber wenn es sie dann selbst betrifft, ist die Veränderung manchmal doch schwieriger als gedacht. Wir Menschen haben das grundlegende Bedürfnis, uns so zu erhalten, wie wir gerade sind. Mit allem, was dazugehört, manchmal auch mit den schlechten Seiten.
Veränderungen sind also nicht so beliebt. Warum?
Wir streben nach Sicherheit und Klarheit. Veränderungen bringen uns aber in eine Situation, die nicht ganz eindeutig ist. Das fühlt sich unsicher und unklar an. Außerdem sind Veränderungen anstrengend. Darum finden viele alle möglichen Ausreden, warum man das Neue nicht angehen will. Eigentlich gibt es nur zwei Gründe, warum Menschen sich verändern: Entweder sie sind von innen motiviert oder sie haben so viel Druck, dass es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Es ist entweder ein „Hin zu“ oder „Weg von“ etwas.
Wie könnte das einfacher gehen?
Mit genug Zeit. Wir haben bestimmte Straßen im Gehirn, die wir immer wieder befahren. Dadurch werden die Spuren immer tiefer. Verändern wir etwas, sind die Straßen zunächst noch unbefahrbar. Erst wenn wir sie länger befahren, werden sie gut passierbar. Außerdem brauchen wir das Gefühl, dass die Anstrengung es wert ist. Das erfordert eine gewisse Entschlossenheit. Und man muss akzeptieren, dass es eine wirklich anstrengende Phase geben wird, aber dass die Anstrengung belohnt wird. So wie wenn man auf einen Berg steigt und am Ende vom Gipfel auf das Land herunterschauen kann.
Was ist das Gute an Veränderungen?
Der Effekt, wenn man es macht. Wenn man einmal erkannt hat, wie schön es ist, etwas Neues zu entdecken, und dass man in der Lage ist, sich zu verändern, ist das ein super Erfolgserlebnis, von dem man mehr haben will.
Wie gelingen Veränderungen im Beruf?
Sich weiterbilden, rausgehen und Leute treffen! Manche Fortbildung, die auf den ersten Blick gar nicht zum Job passt, bringt einen auf einem anderen Gebiet richtig voran.
Fallen uns Veränderungen leichter, wenn wir sie selbst wollen?
Im Grunde ja, aber dennoch schleichen manche Menschen viele Jahre um Themen herum und nehmen sie trotzdem nicht in Angriff, weil sie vielleicht zu groß sind oder zu abstrakt. Und auch, wenn jemand voll motiviert an eine Sache herangeht, kann es schwierig werden. Er merkt dann vielleicht, dass er das Neue doch nicht so gut kann, und sein Selbstbewusstsein geht nach unten. Das ist ein normaler Effekt. Aber wer das nicht einkalkuliert, ist davon überrascht.
Haben Sie Tipps, mit denen Veränderungen leichter fallen?
Es ist immer einfacher, da anzufangen, wo schon Energie ist. Manchmal können aber auch die Themen, die man zunächst ablehnt, sehr interessant sein. Entscheidend ist auch das richtige Umfeld. Suchen Sie sich Menschen, die schon geschafft haben, was Sie wollen. Das gibt Energie. Wenn alle nur jammern und auf der Stelle treten, ist das hinderlich.
Tanja Wessendorf berichtet für aktiv aus der Industrie und schreibt über Verbraucherthemen. Sie studierte in Berlin Politikwissenschaft und volontierte in Hamburg bei der Tageszeitung „Harburger Anzeigen und Nachrichten“. Seit 2008 arbeitet sie als Redakteurin, viele Jahre in der Ratgeber-Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“, aber auch beim TV-Sender Phoenix. Privat liebt sie alles, was schnell ist: Kickboxen, Eishockey und laufen mit ihrem Hund.
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