Seit über 60 Jahren steht die Marke NORMA für erstklassige Verbindungstechnik, die nicht nur in der Auto-Industrie gebraucht wird. Den neuen Geschäftsführer von Norma Germany, Dirk Fochler, besuchte aktiv am Stammsitz der Norma Group in Maintal, um mehr über den Hidden Champion zu erfahren.

Herr Fochler, was tut die Norma Group für unser Klima?

Neben einer Vielzahl von Aktivitäten rund um das Thema Nachhaltigkeit an unseren verschiedenen Standorten ist sicher das Herausragende das, was wir herstellen: Unsere Produkte sind auf den ersten Blick unscheinbar, aber ausgesprochen solide und gut für das Klima. Denn unsere leckagesicheren Steckverbinder und Schellen helfen Kunden dabei, strenge Emissionsstandards zu erfüllen und damit auch weniger klimaschädliche Gase auszustoßen.

Mit unseren Wassermanagement-Produkten sorgen wir dafür, dass weniger Nutzwasser versickert oder verdunstet. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Schlauchschelle. Früher verband sie tropfsicher den Gartenschlauch mit dem Wasserhahn. Heute nutzt man sie, wo immer ein Rohr und eine Leitung sicher verbunden werden müssen. Sie ist für mich ein Hidden Champion oder besser ein Schatten-Held, denn gerade unsere Torro Schellen sorgen im Verborgenen, im Schatten dafür, dass Systeme reibungslos funktionieren.

Was ist eine Torro Schelle?

Auch eine Torro Schelle ist eine Schlauchschelle, genauer eine Schneckengewindeschlauchschelle. Man erkennt sie leicht durch die asymmetrische Form. Durch das Schneckengewinde ist sie besonders belastbar, hält dank ihrer besonderen Konstruktion selbst hohen Drücken oder auch Erschütterungen stand, ohne nachzugeben oder zu verrutschen. Über 360 Millionen Stück fertigen wir davon im Jahr. Von relativ einfach bis zu sehr speziell, darauf ausgerichtet, was Leitungssystem und Schelle aushalten müssen – und im Zweifel wird sie anforderungsspezifisch weiterentwickelt.

Und das beschert Ihnen zufriedene Kunden in der ganzen Welt?

Ja. Kunden zufriedenzustellen, egal ob es um Gartenbewässerung geht, um Kühlschläuche in E-Motoren, Waschmaschinen oder auch Wärmepumpen, gelingt nur durch hohe Ingenieurkunst, wie wir sie betreiben. Hier am Stammsitz in Maintal gibt es neben der Firmenzentrale und unserem Werk auch eine Entwicklungsabteilung inklusive Labor und Prototypenbau. Die Norma Group ist aber auch ein weltweites Netzwerk aus 27 Produktionsstätten und Verkaufsniederlassungen mit über 8.700 Beschäftigten. Gut 300 davon sind reine Entwicklungsingenieure.

Sie haben in den vergangenen zehn Jahren in den USA und zum Teil in Mexiko gelebt. Wie ist es, nach Deutschland zurückzukehren?

Spannend, zumal ich inzwischen Familie habe. Meine Frau und meine Kinder lernen nun Deutsch und erleben endlich mein Heimatland. Für mich ist es aber auch beruflich sehr spannend. Wir arbeiten hier mit einer ungeheuren Fertigungstiefe. Bisher konnten wir uns noch gut im internationalen Wettbewerb behaupten, aber das Werk muss noch schneller, noch fitter werden. Raffinesse und Können sind bei der Umsetzung neuer Ideen gefragt.

Wir haben gerade die neueste Maschinengeneration für die Produktion von Torro Schellen selbst entwickelt und in Betrieb genommen. Weitere werden folgen. Das macht mir Mut. Denn der Kostendruck durch China ist enorm und nimmt gerade auch bei der E-Mobilität Fahrt auf. Das betrifft zum Beispiel Lohn- und Lohnnebenkosten genauso wie Administration oder Energiekosten. Allein für das Jahr 2023 mussten wir erhebliche Mehrkosten für die Energieversorgung tragen – am Ende entscheidet auf dem globalen Markt jedoch der Preis.

Und in Mexiko kann man günstiger produzieren …

Ja, das stimmt. Unter anderem deshalb haben wir ja das Werk in Tijuana im Nordwesten Mexikos aufgebaut. Um in Deutschland wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen wir auf Fertigungsinnovation und Effizienz. Höhere Kosten müssen durch mehr Effizienz ausgeglichen werden. Das ist eine einfache Rechnung.

Hilft Ihnen die Digitalisierung?

Ja. Die Welt ist im stetigen Wandel, und wir gehen mit. Was vor zehn Jahren noch nicht möglich war, ist auch bei uns schon selbstverständlich. Die Digitalisierung verschafft uns Über- und Durchblick und eröffnet neue Möglichkeiten. Weniger Papierflut schafft Freiraum für neue Ideen.

Wir beginnen gerade mit Hololens-Brillen, um die Aus- und Weiterbildung zu verbessern und um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihrer Arbeit besser unterstützen zu können. Manchmal sind es aber die Gespräche, die etwas zum Guten verändern. So erfuhr ich von einem Projektmanager, dass er lieber in der Produktion arbeiten würde. Wenn man auf so etwas richtig reagiert, bekommt man richtig gute Ergebnisse, denn das Wichtigste ist, dass Menschen gerne zur Arbeit kommen und jeden Tag ihr Bestes geben. Das ist meine Erfahrung. Und ich bin froh, dass ich ein 500 Menschen starkes gutes Team habe, das mit mir gemeinsam an unserer Zukunft arbeitet.

Zur Person

  • Dirk Fochler, geboren 1988 in Stuttgart
  • Duales Studium Maschinenbau-Kunststofftechnik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart
  • Umzug in die USA 2013 über den damaligen Arbeitgeber
  • Wechsel zur Norma Group 2019 als Werkleiter eines US-Werks, danach Aufbau des Werks in Tijuana/Mexiko
  • Geschäftsführer Norma Germany seit Januar 2023
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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