Baden-Württemberg ist in der Bundesrepublik die Industrieregion schlechthin: 20 Prozent aller Industrie-Beschäftigten Deutschlands arbeiten hier – 1,3 Millionen Menschen sind das insgesamt oder etwa jeder vierte Erwerbstätige im Südwesten. Und: Die Unternehmenslandschaft ist in diesem Wirtschaftssektor über Jahrhunderte gewachsen.
Das wird klar, wenn man sich die Historie verschiedener Unternehmen ansieht. Viele wurden bereits im 19. Jahrhundert gegründet, oder sogar noch früher. Die Gründer waren meist zwar Menschen aus einfachen Verhältnissen. Allerdings reich an Ideen und Beharrlichkeit.
Aus einer vagen Idee, ausgebrütet in einer Werkstatt, kann Großes werden
aktiv hat hier ein paar Beispiele zusammengetragen. Sie zeigen: Aller Anfang ist schwer, auch wenn aus einer vagen Geschäftsidee, ausgebrütet in einer einfachen Werkstatt, letztlich ein global erfolgreiches Unternehmen werden kann.
Siedle
1750 fängt eine Familie namens Siedle auf ihrem Hof nahe Furtwangen mit dem Guss von Glocken und Uhrenteilen an. 1870 wird daraus eine industrielle Fertigung, ab Anfang des 20. Jahrhunderts ergänzt durch die Bereiche Telegrafie und Telefonie.
Heute ist Siedle mit rund 430 Mitarbeitern einer der europaweit führenden Hersteller von Türsprechanlagen und Gebäudekommunikation – Siedle entwickelt und fertigt ausschließlich am Firmensitz im Schwarzwald.
Peter Strobel, Geschäftsführer Markt und Innovation, sagt zu aktiv : „Wir werden nächstes Jahr 275 Jahre alt und sind stolz auf unsere Geschichte und unsere Werte. Sie helfen bei unserem Weg durch die digitale Transformation und in eine erfolgreiche Zukunft.“
Audi Neckarsulm
1873 gründen Christian Schmidt und Heinrich Stoll eine Strickmaschinen-Manufaktur in Riedlingen. Sie zieht 1880 nach Neckarsulm um und baut dort bald Fahrräder und Motorräder.
Ab 1905 werden hier Autos gebaut, zum Beispiel von 1928 bis 1932 der NSU 7 mit 34 PS. Für 25 Jahre wird die Automobilherstellung eingestellt. Dann entsteht hier der legendäre NSU Prinz. 1969 fusioniert das Unternehmen mit der AUTO UNION GmbH zur AUDI NSU AUTO UNION AG.
Heute hat der Audi-Standort Neckarsulm rund 15.464 Mitarbeiter und zählt zu den Standorten mit der größten Produktvielfalt im Volkswagen-Konzern.
Schuler
1839 nimmt ein Mann namens Louis Schuler in Göppingen den Betrieb einer Schlosserwerkstatt auf. Mit dabei: ein Lehrling. 1852 beginnt Schuler mit dem Bau von Blechbearbeitungsmaschinen. Schon Ende des 19. Jahrhunderts liefert er die erste Münzprägepresse nach China.
1924 wird die erste Schuler-Karosseriepresse an die Adam Opel AG geliefert (Bild oben). Die Auto-Industrie sorgt für neue Absatzmärkte.
Heute hat Schuler weltweit rund 5.000 Mitarbeiter und ist Spezialist für kundenspezifische Spitzentechnologie in allen Bereichen der Umformtechnik. Das Unternehmen plant und liefert etwa komplette vernetzte Presswerke für Autohersteller auf dem ganzen Globus.
Bosch
1886 gründet Robert Bosch in Stuttgart eine Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik. Er arbeitet anfangs mit einer fußgetriebenen Drehbank. 1896 soll er nach einem Muster einen Magnetzündapparat für einen Motor bauen – doch er verbessert ihn. Und wird zum einzigen Anbieter einer zuverlässigen Zündung für Automobile.
1901 steht das erste Fabrikgebäude. Bereits zuvor, 1899, hat Bosch eine Tochtergesellschaft in Frankreich.
Heute ist Bosch das berühmte international führende Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit insgesamt rund 429.000 Mitarbeitern! In vier Sparten: Mobilität, Industrie-Technologie, Konsumgüter sowie Energie- und Gebäudetechnologie.
Mafell
1899 wird bei Stuttgart die Maschinenfabrik Fellbach gegründet, die zunächst Motoren baut und 1926 die erste tragbare Zimmereimaschine der Welt entwickelt.
1933 zieht das Unternehmen nach Oberndorf am Neckar um. 1980 kommt „Erika“ auf den Markt: die weltweit erste Unterflur-Zugsäge, die es heute noch in moderner Ausführung gibt. Sie ist unter Handwerkern berühmt: Erika wird zum Teil als Gattungsbegriff für diesen Sägetyp verwendet.
Heute beschäftigt das innovative Familienunternehmen Mafell rund 360 Mitarbeiter. Die Premium-Elektrowerkzeuge und Holzbearbeitungsmaschinen werden ausschließlich in Oberndorf entwickelt und produziert. Vorstandsvorsitzender Thorsten Bühl sagt: „Es liegt in unserer DNA, Produkte neu zu denken.“
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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