München. Es sah schon mal besser aus. Die erhoffte Erholung in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie ist ausgeblieben. Das zeigt die aktuelle Konjunktur-Umfrage der Arbeitgeberverbände bayme vbm unter den Mitgliedsbetrieben. Die Produktion geht demnach weiter zurück – um 2,5 Prozent seit Jahresbeginn. Ursprünglich wurde für dieses Jahr ein leichtes Plus prognostiziert.

Inzwischen rechnet kaum ein Unternehmen mit einer raschen Entspannung: Knapp 11 Prozent sehen Besserung im ersten Halbjahr 2023, ein Fünftel hofft darauf in der zweiten Jahreshälfte 2023.

Es klafft eine Lücke zwischen Auftragseingang und Produktion

„Die Unsicherheiten sind enorm, ein möglicher Erdgas-Stopp hängt als großes Damoklesschwert über allem“, sagte Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer von bayme vbm. Für die kommenden Monate überwiegt der Pessimismus in den Betrieben. Das Inlandsgeschäft wird von jedem Zweiten noch als gut bewertet, lediglich von 16 Prozent als schlecht. Im Auslandsgeschäft sieht es ähnlich aus. Dies bewertet knapp die Hälfte als gut, 18,5 Prozent sind unzufrieden. Aufträge wären also da. Doch es klafft eine Lücke zwischen Auftragseingang und Produktion.

Kernproblem ist der nach wie vor massive Mangel an Rohstoffen, Material und Vorprodukten. 30 Prozent der Firmen sind dadurch stark beeinträchtigt (siehe Grafik). Zudem sind die Kosten für Fracht, Einkäufe sowie für Rohstoffe und Energie massiv gestiegen.

Fast 30 Prozent der Firmen befinden sich bei der Ertragslage im kritischen Bereich, sie erwirtschaften eine Rendite von weniger als 2 Prozent. Fast 12 Prozent befürchten, in diesem Jahr Verluste zu schreiben, 7,2 Prozent rechnen mit einer schwarzen Null.

Angesichts der Lage schrauben viele Unternehmen ihre Produktion weiter herunter: Nur ein knappes Drittel will sie im zweiten Halbjahr im Inland erhöhen.

Fehlende Investitionen gefährden die Zukunft der Industrie

Noch kritischer sieht es bei Investitionen aus. Mehr als 15 Prozent planen, ihre Ausgaben deutlich zurückzufahren; im Winter sagten das noch weniger als 4 Prozent.

Brossardt sieht dies mit Sorge. „Wenn die wirtschaftliche Situation unsere Firmen dazu zwingt, Erweiterungsinvestitionen und Innovationen zu verschieben und zu reduzieren, gefährdet das die Zukunftsfähigkeit der Industrie.“

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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