München. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld bedroht zunehmend die bayerischen Unternehmen. Jedes sechste fürchtet um seine Existenz, ergab eine aktuelle Umfrage der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm.
Insbesondere der Russland-Ukraine-Krieg wirkt sich negativ auf die wirtschaftliche Lage aus, aber auch die strenge Null-Covid-Politik Chinas. Lieferkettenprobleme führen zu Produktionseinschränkungen, massiv steigende Kosten schmälern signifikant den Gewinn von knapp 80 Prozent der Betriebe: Jeder zweite ist im Wettbewerb gegenüber globalen Konkurrenten beeinträchtigt.
Güter für Energieversorgung oder IT könnten knapp werden
Unter den befragten Unternehmen gibt es praktisch keines, das von den Folgen der schwierigen Situation verschont bleibt. Im Gegenteil: Ein Drittel greift auf Kurzarbeit zurück. Angesichts der steigenden Kosten kürzen oder verschieben mehr als die Hälfte der Firmen wichtige Investitionen, jede fünfte setzt bei Forschung und Entwicklung den Rotstift an. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme vbm, betont: „Die aktuellen Probleme gefährden direkt die Zukunftsfähigkeit unserer Industrie. Wenn gerade in der Phase der Transformation nicht geforscht und entwickelt wird, schwächt dies mittelfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit.“
Anlass zur Sorge bereitet auch, dass knapp die Hälfte jener Firmen, die nur eingeschränkt produzieren können, wichtige Güter für kritische Infrastruktur herstellt, etwa Energie, IT, Medizintechnik. Dadurch könnte sich der Mangel an bestimmten Gütern verschärfen. Das könnte etwa das Ausbautempo bei erneuerbaren Energien drosseln. Noch gravierendere Auswirkungen hätte es, so Brossardt, wenn durch ein Gas-Embargo weitere wichtige Glieder der Wertschöpfungskette ausfallen.
IG Metall fordert 7 bis 8 Prozent
Wie sich die Kostenbelastung für die Betriebe der Metall- und Elektro- Industrie in Zukunft entwickeln wird, hängt auch vom Ergebnis der im Herbst anstehenden M+E-Tarifrunde ab. Sie betrifft rund 3,8 Millionen Beschäftigte in Deutschland.
Aus der IG Metall waren zuletzt Forderungen von 7 bis 8 Prozent mehr Geld zu vernehmen. Die Erhöhung soll dauerhaft in die Entgelttabellen einfließen, der Tarifvertrag zwölf Monate laufen.
Der bayerische Metall- und Elektro-Arbeitgeberverband vbm zeigte sich daraufhin irritiert und betonte, dass die Industrie vor ungewissen Zeiten mit hohen Risiken stehe. Die Betriebe hätten mit explodierenden Kosten für Energie und Rohstoffe zu kämpfen. Zugleich sorgten Lieferengpässe teilweise für eine gedrosselte Produktion. Das zehre an der finanziellen Substanz. Eine Tabellenerhöhung von bis zu 8 Prozent gefährde daher am Ende auch Arbeitsplätze
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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