Wer eine Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich gemacht hat, den packt vielleicht nach einigen Jahren im Beruf die Lust sich weiterzubilden. In über 80 Fachrichtungen kann die Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker absolviert werden. Doch Lust allein reicht nicht aus. Um sich der Herausforderung zu stellen, sollte man zunächst einige wichtige Fragen für sich beantworten.
Was macht ein staatlich geprüfter Techniker?
Es gibt nicht „den“ einen Techniker. Ein Techniker kann viele Einsatzgebiete habn. Das Angebot zur Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker oder Technikerin ist vielseitig und kann je nach gewähltem Schwerpunkt viele verschiedene Spezialisierungen ergeben. Staatlich geprüfte Techniker sind qualifizierte Fachkräfte im gewerblich-technischen Bereich. Schwerpunkte liegen etwa im Maschinenbau, der Elektrotechnik, Chemie- und Biotechnik, Bautechnik oder aber auch im Bereich Qualitätsmanagement und Rechnungswesen. Der Abschluss qualifiziert einen Techniker dazu, eine leitende Rolle im Unternehmen zu übernehmen. Er ist beispielsweise dafür verantwortlich, Arbeitsabläufe zu koordinieren und für einen reibungslosen Ablauf in der Produktion und Fertigung zu sorgen.
Je nach Größe des Unternehmens übernehmen Techniker auch oft Personalverantwortung als Team- oder Abteilungsleiter. So verbinden sich im Aufgabenbereich eines Technikers technische und betriebswirtschaftliche Aspekte miteinander.
Wo liegt der Unterschied zwischen „staatlich geprüft“ und „staatlich anerkannt“?
Die Berufsbezeichnungen „staatlich geprüft“ und „staatlich anerkannt“ sind grundsätzlich erst einmal gleichwertig. Der Unterschied besteht aber darin, dass der staatlich geprüfte Techniker die Weiterbildung an einer staatlichen Fachschule absolviert hat. Der staatlich anerkannte Techniker hat seine Weiterbildung hingegen an einer privaten Fachschule absolviert. Wie der Bundesverband höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und Gestaltung (BVT) erklärt, ist der Abschluss zum staatlich geprüften/anerkannten Techniker im Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen auf Referenzstufe 6 verortet und somit gleichwertig zum Bachelor. Seit dem 1. Januar 2020 können staatlich geprüfte/anerkannte Techniker die Zusatzbezeichnung „Bachelor Professional“ tragen. „Mit dem Abschluss staatlich geprüfter/anerkannter Techniker hat man die höchste berufliche Bildung erreicht, die man in Deutschland erlangen kann. Es sind hoch qualifizierte Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen“, sagt Annette Stensitzky, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des BVT.
Wer kann staatlich geprüfter Techniker werden?
Jeder, der eine abgeschlossene Ausbildung in einem anerkannten (technischen) Ausbildungsberuf wie zum Beispiel Elektroniker, Mechatroniker, Chemielaborant und so weiter gemacht hat, kann eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker machen. Zusätzlich muss man mindestens ein Jahr Berufspraxis mitbringen.
Kann mich mein Arbeitgeber unterstützen?
Der Arbeitgeber kann seine Mitarbeitenden bei ihrer Weiterbildung durchaus unterstützen. Eine Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) von Juni 2023 zeigt, dass eine höhere Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele Vorteile für das Unternehmen mitbringt: „Sie können aus der eigenen Belegschaft auf Top-Niveau weitergebildete Fach- und Führungskräfte entwickeln, die mehr Verantwortung übernehmen können und wollen“, sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.
Es ist also ratsam, mit seinem Arbeitgeber über die Weiterbildungspläne zu sprechen. So kann man nicht nur erfahren, ob man nach der Weiterbildung Aufstiegschancen im Betrieb hat, sondern auch, ob der Arbeitgeber die Weiterbildung finanziell unterstützen kann. Neben der Übernahme von anfallenden Kosten kann der Arbeitergeber auch weiterhelfen, indem er beispielsweise eine Freistellung für eine anstehende Prüfung oder einen Lehrgang ermöglicht.
Auf welchen Weg kann man die Weiterbildung machen?
Die Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker oder Technikerin kann an einer staatlichen Fachschule absolviert werden. Die staatlichen Fachschulen können an einem Berufskolleg angesiedelt sein oder aber eine eigenständige Fachschule für Technik beziehungsweise Fachakademie sein. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 400 staatliche Technikerschulen. Die Fachschulen sind dem Kultusministerium unterstellt. Je nach Fachschule und Ausrichtung kann die Weiterbildung in Vollzeit zwei Jahre dauern, in Teilzeit vier Jahre. Zusätzlich kann zwischen einer Präsenz- und Online-Variante gewählt werden. Außerdem unterscheidet sich das Angebot der Fachschulen nach Standort.
Was kostet die Weiterbildung?
Die Kosten der Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker unterscheiden sie je nach Fachrichtung und Anbieter erheblich. Wer seine Weiterbildung an einer staatlichen Fachschule macht, trägt nur die Kosten des Lehrmaterials, wie Anette Stensitzky vom BVT erklärt. Wer sich hingegen für eine private Fachschule entscheidet, muss je nach Fachrichtung und Anbieter mit Kosten von circa 7.000 bis 10.000 Euro rechnen. Aber keine Panik: In aller Regel muss man die Weiterbildungskosten nicht allein tragen. Es gibt einige Fördermöglichkeiten wie beispielsweise das Aufstiegs-Bafög. Wie das funktioniert, lesen Sie auf aktiv-online.de.
Lohnt sich der Aufwand?
Aber klar! Für die DIHK-Studie wurden 20.000 Absolventinnen und Absolventen von Weiterbildungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) befragt, es zeigt sich: Rund 81 Prozent berichten von positiven Auswirkungen auf ihre berufliche Entwicklung. 58 Prozent verdienen mehr Geld als vorher. Und rund 57 Prozent übernehmen nach ihrer Weiterbildung mehr Verantwortung in ihrem Job.
Laut Dercks, dem DIHK-Hauptgeschäftsführer, fallen die positiven Auswirkungen einer Weiterbildung nicht nur in den beruflichen Bereich: „93 Prozent der Absolventinnen und Absolventen sagen, dass sich die Weiterbildung positiv auf ihre persönliche Entwicklung ausgewirkt hat – sei es, dass sie ihren Blickwinkel erweitert oder sie mehr Souveränität gewonnen haben. Diese persönlichen Benefits nach einer solchen Weiterbildung fallen noch stärker aus als die rein beruflichen Auswirkungen.“