16 Jahre ist es jetzt her, dass Stefan Rüdiger bei Fawema in Engelskirchen anfing. In dem kleinen Ort im Oberbergischen mit seinen knapp 20.000 Einwohnern ist er aufgewachsen, immer hat er hier gelebt und in der Region gearbeitet. Als Rüdiger 2007 zu dem Hersteller von Verpackungsmaschinen kam, hatte er eine Ausbildung zum Metallbauer absolviert und dann kurze Zeit in dem Beruf gearbeitet. Aber eine Zukunft sah er dort nicht. „Ich wollte in die Industrie“, sagt der heute 40-Jährige.
Ganz offen gesteht er, was ihn am Handwerk störte. „Immer bei Wind und Wetter draußen, manchmal einen halben Meter tief im Matsch mit einem schweren Metallträger auf den Schultern und einem Stück Pappe als Regenschutz, das war nichts für mich. Man wird ja auch älter…“
Schnell wurde erkannt, was in ihm steckt
Als schließlich der Anruf eines Freundes kam, der ihn auf ein Stellenangebot bei Fawema aufmerksam machte, ahnte Rüdiger nicht, dass das der Beginn einer ziemlich steilen Karriere sein würde. Wie auch. Als Hilfskraft an der Säge begann er, zwei Jahre lang hat er diese Arbeit gemacht. Zwar drinnen, warm und trocken, aber eben Hilfskraft. Doch die Verantwortlichen bei Fawema erkannten bald, dass mehr in ihm steckt. Und Rüdiger selbst auch: „Ich wollte mich immer weiterbilden, aber zuerst mal Fuß fassen in der Industrie.“
Nach der Zeit an der Säge folgte eine Phase, in der er alle Arbeiten eines Betriebsschlossers ausführte. Drehen, Bohren, Fräsen, Schweißen, eben alles, was dazugehört. Ohne die formale Ausbildung, aber mit den notwendigen Fähigkeiten. Nach ein paar Jahren wechselte Rüdiger dann in die Endmontage. Hier werden die Verpackungsmaschinen, die je nach Art und Größe bis zu zwei Beutel pro Sekunde befüllen und verschließen können, für den abschließenden Härtetest zusammengebaut, um anschließend wieder zerlegt und an die Kunden in aller Welt verschickt zu werden. Seit etwa einem Jahr ist Rüdiger nun sogar Teamleiter, also verantwortlich für die Truppe, die sich um den mechanischen Teil der Montage kümmert.
Von der Aushilfe zum Teamleiter. Aber damit ist der Weg noch nicht zu Ende. Vor kurzem hat Rüdiger die Weiterbildung zum Industriemeister Elektrotechnik begonnen. Das bedeutet Schule in Köln an zwei Abenden pro Woche und für jeweils acht Stunden an jedem Samstag. Hinzu kommt die Zeit fürs Pauken.
Sein Vorgesetzter bezeichnet Rüdiger bereits jetzt als herausragende Fachkraft im Team. Mit dem anstehenden Abschluss als Industriemeister wird er nahezu zu einem universell einsetzbaren Experten, der sämtliche Aufgaben im Zusammenbau hochmoderner Maschinen beherrscht.
Als Jugendtrainer im Fußball viel für das Berufsleben gelernt
Rüdiger bringt aber noch eine weitere Qualifikation dafür mit: Teamfähigkeit. Als Jugendtrainer in der Fußballabteilung des VfL Engelskirchen hat er dafür wichtige Erfahrungen gesammelt. „Man muss vorleben, was man von den anderen will, und auf Augenhöhe agieren, denn mit Hierarchien stößt man die jungen Leute heute nur noch vor den Kopf. Ich konnte aus dem Fußball sehr viel mitnehmen ins Betriebsleben“, sagt Rüdiger, der als Trainer auch erst richtig gelernt hat, vor größeren Gruppen zu sprechen. „Früher habe ich in solchen Situationen gestottert, konnte nicht atmen – der Trainerjob hat mir echt geholfen.“
Für den Fußball bleibt aktuell keine Zeit, und auch die Familienplanung musste bislang noch warten. Vielleicht nicht der Sportverein, aber zumindest das Thema Kinder kommt bald auf die Agenda. Spätestens, wenn die ehemalige Hilfskraft Industriemeister ist.
Das Unternehmen
Fawema, im Jahr 1920 als „Fabrik für Werkzeuge und Maschinen“ gegründet, gehört heute zu der Unternehmensgruppe TPG (The Packaging Group) mit den Partnerfirmen HDG und Wolf. Knapp 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten für die TPG, die ihren Sitz im oberbergischen Engelskirchen hat. Fawema produziert hier Verpackungsmaschinen für die unterschiedlichsten Schüttgüter von Haferflocken über Tee, Grillkohle, Tierfutter oder Mehl bis hin zu Baupulvern wie beispielsweise Gips.
Nachgefragt
Herr Rüdiger, wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ein Freund rief mich an und erzählte mir von dem Stellenangebot. Das war für mich die Chance, in die Industrie zu kommen.
Was reizt Sie am meisten?
Die Zusammenarbeit mit allen Kollegen. Wir sind hier ein eingeschworener Haufen.
Worauf kommt es an?
Man muss konzentriert und präzise arbeiten.
Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.
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