München. Millionen Menschen flüchten vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Auch in Bayern sind inzwischen mehr als 100.000 von ihnen angekommen. „In Anbetracht der dramatischen Ereignisse wollen wir jenen, die ihre Heimat verlassen mussten, einen sicheren Platz zum Leben und Arbeiten schaffen“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). „Geflüchtete, die mittel- und längerfristig bei uns bleiben, müssen sich eine neue Existenz aufbauen und brauchen dafür eine Perspektive.“
Der Weg in die Gesellschaft funktioniere über die Integration in den Arbeitsmarkt. Die vbw hat deshalb die Initiative „sprungbrett into work für geflüchtete Menschen aus der Ukraine“ gestartet, in enger Abstimmung mit der Bayerischen Staatsregierung und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.
Sie knüpft damit an die erfolgreiche Initiative „Integration durch Ausbildung und Arbeit (IdA)“ an, die bis Ende 2019 rund 283.000 aus anderen Krisengebieten Geflüchtete in ein Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis in Bayern gebracht hat. Auf diesen Erfahrungen baue man jetzt auf, um angesichts der neuen Flüchtlingswelle schnell und zielgerichtet Lösungen anzubieten.
Inzwischen läuft die Initiative seit vier Wochen. Laut vbw haben sich in dieser Zeit bisher 948 bayerische Unternehmen registriert und es wurden bereits 1.855 Stellenanzeigen geschaltet. Schon zum jetzigen Stand gab es bereits 261 Hotline-Beratungen von Betroffenen, obwohl für Geflüchtete nach der Ankunft in Bayern naturgemäß Unterkunft und Versorgung im Vordergrund stehen und danach erst die Arbeitssuche. Brossardt: „Die Zahlen zeigen, dass die bayerische Wirtschaft helfen will und helfen kann."
Plattform mit Jobangeboten bayerischer Unternehmen
Kernstück der Initiative ist die Plattform „sprungbrett into work“: ukraine.sprungbrett-intowork.de. Sie bringt die Arbeitsangebote bayerischer Betriebe mit den Interessen und Fähigkeiten der Geflüchteten zusammen. Die Webseite ist auf Deutsch und Ukrainisch verfügbar und bietet Informationen zu allen Fragen rund um die Integration in Arbeit an. Dazu kommen eine zweisprachige Hotline unter der Nummer +49 (0)89-189.552.91-11 und die E-Mail-Adresse: hotline@sprungbrett-into-work.de.
Geflüchteten werden zudem verschiedene vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft umgesetzte Sprachkurse angeboten. Dazu zählen etwa die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanzierten Integrationskurse oder Berufssprachkurse. Auch sie schaffen die Voraussetzung für die Integration. Die Kurse werden in Präsenz, hybrid und digital umgesetzt.
Das Kompetenzermittlungsverfahren KoJACK steht ebenfalls auf dem Portal zur Verfügung, ebenso in ukrainischer Sprache. Es bietet die Chance, frühzeitig berufliche Kompetenzen der Bewerber festzustellen.
„Wir stehen hier gemeinsam, weil wir etwas tun müssen“
Darüber hinaus unterstützt die Taskforce „Fachkräftesicherung+“ (FKS+) der Verbände und der Bayerischen Staatsregierung Unternehmen bei organisatorischen Fragen. Die regionalen Geschäftsstellen der vbw bieten zudem juristische Beratung für Betriebe an.
Die Integration der ukrainischen Kriegsflüchtlinge stelle nicht nur eine große staatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, so Brossardt. „Sie ist für uns als Wirtschaft eine Herzensangelegenheit. Wir stehen hier gemeinsam, weil wir etwas tun müssen.“
Die Daten am Arbeitsmarkt zeigen: Integration in Ausbildung und Arbeit gelingt nirgends in Deutschland so gut wie in Bayern. Brossardt: „Das wollen und werden wir jetzt mit den geflüchteten Menschen aus der Ukraine wiederholen.“
Infos für Hilfesuchende
- Zweisprachige Website für bayerische Betriebe und Geflüchtete aus der Ukraine: ukraine.sprungbrett-intowork.de.
- Zweisprachige Hotline, bei der Geflüchtete und Unternehmen Antworten zur Arbeitsmarktintegration erhalten (Montag bis Freitag von 8:00 bis 18:00 Uhr). +49 (0)89-189 552 91-11.
Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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