Berlin. Russlands Krieg in der Ukraine lässt kaum einen kalt. Und so sind fast 80 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass Deutschland als Staat humanitäre Hilfe leisten soll. Zugleich kommt, ganz unabhängig von der großen Politik, eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft aus Betrieben in der ganzen Republik, Wirtschaftsverbände bündeln und unterstützen die Aktionen. Was Chefs und Beschäftigte dabei alles so stemmen – aktiv hat sich mal umgehört.
Mitarbeiter kaufen Hilfsgüter ein und verladen sie
Bei der profine Group mit Hauptsitz in Troisdorf zum Beispiel hat ein Spendenaufruf allein in den ersten zwei Wochen schon mehr als 300.000 Euro eingebracht, von Mitarbeitern, Kunden und Partnern. Der Spezialist für Kunststoffprofile hat auch ein Werk in der Ukraine: „Daher kennen wir die Situation und die Bedarfe vor Ort – und verfügen über das logistische Netzwerk, um Lieferungen direkt in die Ukraine zu ermöglichen“, erklärt Pressesprecher Martin Schweppenhäuser. Viele Mitarbeiter packen mit an, etwa beim Beschaffen und Verladen der Hilfsgüter.
Büroräume zur Wohnung für Flüchtlinge umgebaut
Bei der sera-Gruppe (Hauptsitz in Immenhausen bei Kassel) fahren derzeit jeden zweiten Freitag einige Mitarbeiter zur polnisch-ukrainischen Grenze: mit mehreren Fahrzeugen voller Schlafsäcke, Lebensmittel, Baby- und Hygiene-Produkten sowie Erste-Hilfe-Sets. Auf dem Rückweg nehmen sie Flüchtlinge mit. So konnten sie 15 Flüchtlingen ein sicheres Zuhause geben, „zum Teil in unserer zwischenzeitlich aus Büroräumen hergerichteten Wohnung auf dem Werkgelände in Immenhausen“, erklärt Claudia Geldmacher, Referentin der Geschäftsführung. „Insgesamt haben wir bereits 22 Flüchtlingen den Weg nach Deutschland ermöglicht.“ Auch Einnahmen aus der Grillaktion, die es regelmäßig gibt, fließen in die Ukraine-Hilfe.
Siemens hat seinen Standort in Warschau zum Flüchtlingszentrum gemacht
Auch die Brose Gruppe hilft. Der Autozulieferer aus Coburg hat mehr als 200 ukrainische Mitarbeiter, überwiegend in Tschechien, der Slowakei und Polen. „Wir unterstützen sie, indem wir beispielsweise ihre geflüchteten Angehörigen an den Grenzen abholen und deren Unterbringung sicherstellen“, sagt Ulrich Schrickel, Vorsitzender der Geschäftsführung. Mitarbeiter starten zudem Spendenaufrufe, organisieren konkrete Hilfe. „Ich danke allen, die sich schnell, unbürokratisch und mit hohem persönlichen Einsatz einbringen“, so Schrickel.
Siemens hat seinen Standort in Warschau sogar komplett umgebaut: zu einem Flüchtlingszentrum für 150 Menschen. Das Unternehmen hat unter anderem jede Spende seiner Mitarbeiter verdoppelt – bisherige Summe: schon mehr als 9 Millionen Euro.
Hohe Spendensummen für Hilfsorganisationen
Beim Sensorspezialisten Sick aus dem Schwarzwald kamen in einer Woche über 160.000 Euro Spenden von Mitarbeitern zusammen. Das Unternehmen und die Familie Sick legten noch mal ordentlich drauf und unterstützten dann mit 500.000 Euro die Organisation Terre des hommes, die derzeit auch Familien und Kindern aus der Ukraine hilft.
Das alles sind nur ein paar Beispiele für das große Engagement der Industrie, das dieser Tage vielerorts zu beobachten ist.
Die große Initiative der Verbände
Die Initiative: „Wirtschaft hilft“ ist eine Initiative führender Wirtschaftsverbände. Dazu gehören das Portal wirtschafthilft.info und der Hashtag: #WirtschaftHilft
Tipps für Spender: Auf dem Portal gibt es wichtige Infos für Betriebe, zum Beispiel dazu, was überhaupt gebraucht wird und an wen man es spenden kann.
Tipps für Unternehmen: Auch Ratgeber für die Sorgen der Betriebe selbst finden sich dort, behandelt werden unter anderem Themen wie das Kurzarbeitergeld oder die Beschäftigung von Kriegsflüchtlingen.
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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