Schramberg. Schon mal darüber nachgedacht, wie das funktioniert? Dass der Sicherheitsgurt im Auto nach dem Abschnallen automatisch wieder eingezogen wird – oder das Staubsauger-Kabel nach einem kleinen Ruck wieder sanft ins Gerät gleitet? Dafür sorgen Federn vom Hersteller Kern-Liebers aus dem Schwarzwald.

Dieses Unternehmen ist globaler Technologieführer für verschiedenste Teile, die vor allem in Autos stecken, aber auch in Elektrogeräten, Maschinen und mehr: etwa Federn, Spezialdrähte, Stanz- und Stanzbiegeteile sowie Mikrostanz- oder Kunststoffverbundteile. Und Kern-Liebers ist voll auf Transformationskurs. Denn: Dass die Welt sich wandelt, wirkt sich bis ins Detail aus.

Neue Lösungen für autonom fahrende Autos

„Transformation“: Das Schlagwort hört man oft. Worum geht es da, zum Beispiel bei Kern-Liebers? aktiv hat die Unternehmenszentrale in Schramberg besucht, wo rund 1.000 der weltweit 7.000 Beschäftigten arbeiten. Und mit zwei Mitarbeitern gesprochen, die die Transformation mitgestalten.

Video: Ein kurzer Blick ins Unternehmen Kern-Liebers

Empfohlener externer Inhalt: YouTube

Dieser Artikel wird an dieser Stelle durch einen externen Inhalt von YouTube bereichert, den unsere Redaktion ausgewählt hat. Bevor wir diesen Inhalt anzeigen, benötigen wir Ihre Einwilligung. Natürlich können Sie das Element eigenhändig wieder deaktivieren oder Ihre Cookies löschen.

Benjamin Hertweck leitet die Entwicklung. Stolz zeigt er ein Metallgewebe. „Das dient zur Abschirmung von elektromagnetischen Strahlen“, erklärt er. „Es wird gewebt wie ein Stoff.“ Eine Innovation, mit der man ein Problem am Auto der Zukunft löst: Autonome Fahrzeuge reagieren sensibel auf kleinste elektrische Felder – ausgerechnet der Elektromotor produziert aber viele Störsignale. Das neue Gewebe schirmt sie ab. „Dafür gibt es auch weitere Einsatzbereiche“, freut sich Hertweck. „Zum Beispiel beim MRT im Krankenhaus.“ Der Physiker, der an der Schnittstelle zwischen Werkstoff- und Prozesstechnik promoviert hat, stellt die elfköpfige Entwicklungsabteilung derzeit neu auf. „Wir müssen noch schneller auf das reagieren, was sich auf dem Markt so tut!“ Dafür hat sein Team unter anderem den Innovationsprozess verbessert und verschlankt.

„Innovation ist einer der wichtigsten Bereiche im Unternehmen“

In Projekten beschäftigen sich die Mitarbeiter mit Zukunftsthemen wie der Brennstoffzellentechnik und bauen hier Kompetenzen auf. „Innovation ist einer der wichtigsten Bereiche im Unternehmen“, sagt Hertweck, „denn im Wettbewerb kann man sich nur abheben, wenn man bestimmte Technologien hinsichtlich Qualität und Wirtschaftlichkeit besser beherrscht als andere.“ Dazu gehört auch die Entwicklung der Prozesse, um neue Produkte effizient herstellen zu können. Diese sind häufig viel mehr als Teile – nämlich hoch komplexe mechatronische Baugruppen.

Maike Pfennig beschäftigt sich mit einem ganz anderen Aspekt der Transformation: dem Wandel der Arbeitswelt. Sie leitet die Organisationsentwicklung und -strategie. „Es geht um unsere Unternehmenskultur, die Kommunikation und das Thema Nachhaltigkeit“, erklärt sie. Auch hier hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert. Mit Corona kam der Trend zum Homeoffice – und zu neuen Kommunikationswegen.

Neue Formate für die Mitarbeiter-Kommunikation

„Es gibt jetzt bei uns zum Beispiel den Kern-Liebers-Pub“, erzählt Pfennig. „Das ist eine von mehreren neuen virtuellen Infoveranstaltungen, für alle Mitarbeiter von Amerika bis Asien.“ Durch die Krise ist der Veränderungsdruck gestiegen. Eine offene Kommunikation, die auch alle Kollegen an entfernten Standorten erreicht, ist noch viel wichtiger geworden: „Nur wenn man weiß, welche Herausforderungen man zu meistern hat und welche Maßnahmen deshalb getroffen werden müssen, dann ergibt sich auch der notwendige Zusammenhalt.“ Aktuell sei die wohl größte Herausforderung die Beschaffung von Material und Energie: „Weil sie extrem unsicher ist und sich schlecht planen lässt.“

Der Zusammenhalt funktioniert offenbar. So lobte erst jüngst der oberste Geschäftsführer Erek Speckert: Dass das Unternehmen in diesen wirtschaftlich unruhigen Zeiten bestehen könne, sei „auf das verantwortungsbewusste Vorgehen, den hohen Einsatz und die Flexibilität der gesamten Belegschaft weltweit“ zurückzuführen.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

Alle Beiträge der Autorin