München. Bayerns Wirtschaft kommt derzeit nicht recht vom Fleck. Und auch die Perspektiven lassen wenig Raum für große Zuversicht. So lautet zum Ende des Jahres die unerfreuliche Interpretation des „Weißbier“-Indexes, des Konjunkturbarometers der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).

Aus Sicht der vbw dürfte die bayerische Wirtschaft 2023 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres verharren. „Die Konjunktur bleibt schwach, die Wirtschaftslage hat sich im Verlauf des Jahres verschlechtert“, sagt vbw-Präsident Wolfram Hatz. „2023 ist ein Jahr der wirtschaftlichen Stagnation.“

Der vbw-Index ist gegenüber dem Frühjahr 2023 von 101 auf 93 Punkte gefallen. Unter 100 Punkten lag der Index zuletzt 2021 zu Zeiten der Corona-Pandemie. Auch die vier Teilindizes für die Bereiche Konjunktur und Beschäftigung haben sich verschlechtert – zum Teil deutlich. „Die schwache Konjunktur hinterlässt damit allmählich ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt“, erklärt Hatz.

Pessimistischer Blick in die Zukunft sorgt für Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen

Unternehmen und Verbraucher schauten aktuell eher pessimistisch in die Zukunft, beobachtet der vbw-Präsident. Das führe zur Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen. „Die Unsicherheiten sind groß“, betont Hatz. „Die kaum gebremste Inflation, die anhaltend hohen Energiekosten, die gestiegenen Zinsen, die schwache Weltwirtschaft sowie der Mangel an Fach- und Arbeitskräften belasten die Unternehmen im Freistaat.“

Während sich laut vbw die Lieferengpässe und der Materialmangel in den meisten Bereichen entspannen, verschlechtert sich parallel dazu die Auftragslage bei den Unternehmen. Hinzu kämen die geopolitischen Konflikte und Kriege, die die Unsicherheit bei den Betrieben nochmals erhöhen würden. „Unsere Bundesregierung trägt ebenfalls nicht dazu bei, das Vertrauen der Wirtschaft zu stärken“, bedauert der vbw-Präsident.

Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Stagnation sieht die bayerische Wirtschaft die Politik in der Pflicht – etwa beim Einsatz für eine sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung. „Zudem brauchen wir einen wirksamen Bürokratieabbau, niedrigere Arbeitskosten und eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast“, betont Hatz.

Nach wie vor steht die Industrie derweil im Hinblick auf Digitalisierung und Klimaschutz vor gewaltigen Investitionen. „Wenn wir wollen, dass diese Investitionen im Inland getätigt werden, dann müssen wir die Rahmenbedingungen an unserem Standort verbessern“, so Hatz. „Ansonsten droht eine De-Industrialisierung.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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