Schlechte Noten für den Standort D: In einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) geben deutsche Industrieunternehmen dem Wirtschaftsstandort insgesamt gerade mal ein „Ausreichend“. Befragt wurden 2.272 Unternehmen deutschlandweit. Vor vier Jahren reichte es immerhin noch für eine 3,6.
Ziemlich entmutigt fühlt sich im Besonderen die traditionell investitionsstarke Metall- und Elektro-Industrie. Ihre Noten für das „Umfeld für Investitionen“ reichen in der Umfrage von 3,3 (Fahrzeugbau, Elektrotechnik und Maschinenbau) bis 3,6 (Metallerzeugung und -bearbeitung). Die strukturellen Standortschwächen wie Überregulierung und hohe Energiepreise fallen vor dem Hintergrund der mauen Konjunktur noch schwerer ins Gewicht. Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung macht es nicht besser. Die bekam in der DIHK-Umfrage eine miserable 4,8!
Wirtschaft vor allem im Südwesten auf Talfahrt
Fakt ist: Die deutsche Wirtschaft ist 2023 um circa 0,3 Prozent geschrumpft. Und für dieses Jahr sind die Wirtschaftsforschungsinstitute und Verbände kaum optimistischer. Während andere Volkswirtschaften wachsen, rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft hierzulande mit einem erneuten Minus. Selbst die optimistischsten Prognosen gehen höchstens von einem Mini-Wachstum von rund 0,3 Prozent aus.
Das Ifo-Institut erwartet zumindest im ersten Vierteljahr 2024 wieder ein Minus-Wachstum. „Nach unserer aktuellen ifoCAST-Schätzung dürfte das Bruttoinlandsprodukt um weitere 0,2 Prozent zurückgehen”, sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In Baden-Württemberg könnte der Rückgang nach Schätzungen der L-Bank noch weit drastischer ausfallen. Für das erste Quartal 2024 rechnet die L-Bank mit einem Absturz um 4,6 Prozent!
Die aktuelle Tiefphase könnte sich in eine Dauerstagnation wandeln
Moritz Kraemer, Chefvolkswirt von der Landesbank Baden-Württemberg, sieht Deutschland und Baden-Württemberg in diesem Jahr in einer Stagnationsphase, „die sich bei einer mangelhaften Standortpolitik in eine Dauerstagnation wandeln könnte“.
Genauso fürchtet Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer des Verbands Unternehmer Baden-Württemberg, dass die Konjunktur nicht wieder in Schwung kommt: „Im ersten Quartal des neuen Jahres droht uns ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. Zu hohe Steuern und Abgaben, zu langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren, zu viel Bürokratie, zu hohe Energiepreise und ein wachsender Fachkräftemangel untergraben die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts.“
Geringere Aufträge und sinkende Produktion
Der deutsche Südwesten scheint härter von der Rezession getroffen zu sein als Deutschland im Ganzen. Das hat einen Grund: 38,3 Prozent der Wirtschaftsleistung hängen im Ländle von der Industrie ab. Die leidet besonders unter den anhaltenden Krisen – vor allem die großen Schlüsselbranchen Automobilbau und Maschinenbau.
In den M+E-Betrieben schmelzen die Auftragspolster ab, die sich seit Corona aufgestaut haben. Und in fast allen Branchen kommen weniger neue Aufträge nach. Logischerweise geht dann auch die Produktion zurück.
Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.
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