Zuweilen prallen im Arbeitsalltag verschiedene Welten aufeinander. Bis zu fünf Generationen sind in den Betrieben vertreten! Jede ist unter ganz eigenen Rahmenbedingungen groß geworden, und das hat die Menschen geprägt – die einen mehr, die anderen weniger.
So wuchsen die ältesten Kollegen, die „Boomer“, in einer Zeit auf, in der harte Arbeit und Disziplin enorm wichtig waren. Die Jüngsten dagegen erleben vor allem Digitalisierung und ständige Erreichbarkeit – und eine unendliche Fülle an möglichen Lebenswegen.
Dass die Generationen unterschiedlich ticken, kann im beruflichen Miteinander zu Konflikten führen. Aber es kann Arbeitsgruppen auch stark machen! Viele Unternehmen setzen daher gezielt auf altersgemischte Teams als Teil des Diversity Managements, zum Beispiel Bosch.
Personaler beschäftigen sich derzeit viel mit der Frage, was die Generation Z vom Arbeitsleben erwartet – also die etwa zwischen 1997 und 2012 Geborenen. Denn angesichts des Fachkräftemangels ist der Wettbewerb um die „Neuen“ härter geworden – und das wissen die jungen Leute inzwischen genau.
Das sagt die Gen Z
Selin Aylin Yildirim, Auszubildende zur Industriekauffrau bei Wafios:
„Meine Generation ist sehr offen, vielseitig und flexibel. Ich denke, viele Ältere mögen zum Beispiel lieber einen normalen Schreibtischjob. Wir sind da eher flexibel, wollen reisen und andere Dinge sehen.
Ich mache derzeit eine Ausbildung zur Industriekauffrau beim Unternehmen Wafios in Reutlingen und bin im dritten Ausbildungsjahr. Den Beruf habe ich gewählt, weil er sehr vielseitig ist. Man durchläuft in der Ausbildung verschiedene Abteilungen und kann sich dann für eine Abteilung entscheiden. Im Berufsleben ist mir besonders wichtig, dass man mich ernst nimmt und meine Arbeit wertschätzt.“
Pascal Bohns, Schüler:
„Wir sind eine sehr informierte Generation durch den Zugang zu jeglicher Information im Internet, wo wir uns eben hauptsächlich aufhalten. Und ich glaube, wir achten sehr viel auf unsere Gesundheit und auf unsere Freizeit. Wir wollen einen Arbeitgeber haben, der uns die Möglichkeit gibt, unseren Arbeitsalltag so zu gestalten, wie wir wollen. Themen wie zukunftsorientierte Arbeitsgestaltung, Work-Life-Balance und Flexibilität sind für uns sehr wichtig.
Ich mache gerade die kaufmännische Fachhochschulreife. Für diese Fachrichtung habe ich mich entschieden, weil sie vielseitig und anspruchsvoll ist. Meinen Abschluss habe ich ungefähr 2025.“
Lukas Koller, Entwicklungsingenieur bei Elring Klinger:
„Ich glaube, meine Generation unterscheidet sich von älteren Generationen darin, dass wir mehr Flexibilität suchen. Und uns zum Beispiel unsere Arbeitszeit individueller einteilen wollen. Das heißt aber nicht zwingend, dass wir weniger arbeiten wollen! Sicherlich haben wir auch einfach mehr Chancen als ältere Generationen – und können uns praktisch genau den Job aussuchen, den wir haben möchten.
Ich selbst habe mich nach dem Abitur für ein duales Studium beim Unternehmen Elring Klinger entschieden. Ich bin glücklich, dass ich derzeit an der neuesten Technologie arbeiten darf – der Batterie-Technologie für die Mobilität der Zukunft. Ich liebe die Vielseitigkeit. Und dass ich meinen Ehrgeiz einbringen kann.“
Aleksandr Sinkaruk, Schüler:
„Für mich ist jedenfalls wichtig, dass ich mit meinem Beruf später meine Familie ernähren kann, denn ich möchte gerne eine haben. Und dass ich Aufstiegschancen habe – also erst mal klein anfange und mich dann weiter hocharbeiten kann. Ich möchte mich gerne in Projekte einbringen und fände es gut, Homeoffice machen zu können und mir meine Zeit selbst einzuteilen, wie es ja auch in vielen Unternehmen schon gehandhabt wird. Ich finde es sehr interessant, wie viele verschiedene Berufswege es gibt und wie jeder Mensch seinen Weg geht.
Ich mache gerade die Fachhochschulreife und weiß noch nicht so genau, was ich werden will, aber schon eine grobe Richtung: etwas mit Wirtschaft. Zum Beispiel Industrie- oder Bankkaufmann.“
Das sagen Boomer
Karl Waidmann, Qualitätssicherung, Kessler & Co.:
„In unseren Jahrgängen damals gab es mehr Bewerber als Ausbildungsplätze: Es war nicht so einfach, eine Lehrstelle zu bekommen. Deshalb war man dankbar, wenn man eine Lehre und später eine Arbeit hatte. Wir haben viele Krisen erlebt und oft um unseren Job gebangt. Das hat uns geprägt! Wir sind stark mit der Firma verbunden und setzen uns gern für sie ein. Ich bin seit 18 Jahren bei Kessler & Co., vorher war ich 23 Jahre bei einer anderen Firma. Ein sicherer Arbeitsplatz und ein sicheres Einkommen stehen für uns an erster Stelle. Wenn der Job Spaß macht, ist das ideal, aber nicht das Allerwichtigste.
Wir Älteren legen großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den Jüngeren. Wir wollen unser Know-how vermitteln und uns nicht abgekoppelt fühlen. Das klappt meiner Erfahrung nach super – wenn man sich gegenseitig so akzeptiert, wie man ist.“
Michaela Brendle, Aus- und Weiterbildung, Mapal:
„Ich arbeite sehr gern, vor allem, weil ich mit Menschen zu tun habe, auch mit jungen Menschen. Am wichtigsten im Job finde ich Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Verlässlichkeit.
Für meine Generation spricht eine sehr hohe Leistungsbereitschaft. Freiwillige Mehrarbeit war für mich nie ein Aufreger. Ich bin auch privat per Whatsapp zu erreichen, wenn es Probleme gibt. Oder springe mal für Kollegen ein. Allerdings bin ich doch mal an meine Grenzen gekommen. Da habe ich mich zum ersten Mal mit dem Thema Work-Life-Balance beschäftigt und beschlossen: Künftig achte ich mehr darauf, meine acht Stunden Arbeitszeit einzuhalten. Die Erholung ist schließlich auch wichtig.
Reduzieren möchte ich die Arbeitszeit trotzdem nicht, denn meine Arbeit gibt mir immer noch sehr viel. Sie bringt mir Anerkennung und Auftrieb.“
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
Alle Beiträge der AutorinAls Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.
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