Frankfurt. Das japanische Unternehmen Fujitsu ist mit über 100.000 Mitarbeitern einer der größten IT-Konzerne weltweit und zählt allein in Deutschland rund 4.500 Beschäftigte. Einer davon ist Michael Klahn. Der IT-Spezialist ist Betriebsleiter von Fujitsu in Frankfurt und für den Kundenservice in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig. aktiv sprach mit ihm über seine Begeisterung für die Digitalisierung und sein Engagement, als Digitallotse sein Wissen sogar ehrenamtlich weiterzugeben.
Herr Klahn, was ist ein Digitallotse und warum braucht man ihn?
Digitallotsen schulen ehrenamtlich insbesondere ältere Menschen, damit die sicherer werden im Umgang mit den digitalen Medien. Damit sie zum Beispiel Smartphones oder Tablets nutzen können oder auch in der Lage sind, Konferenzen übers Netz abzuhalten, etwa im Verein oder mit ihren oft ja weit verstreuten Familienmitgliedern. Dafür wurden vom Land Hessen und verschiedenen Kommunen schon vor Jahren entsprechende Initiativen gestartet. Der Staat finanziert unter anderem die Einrichtung von Stützpunkten oder die Bereitstellung von Hardware. Die Wissensvermittlung erfolgt jedoch ehrenamtlich.
Wieso engagieren Sie sich als Digitallotse?
Über einen Flyer, den eins meiner Kinder von der Schule mitbrachte, habe ich von der Initiative im Landkreis Marburg-Biedenkopf erfahren und mich ziemlich schnell dort gemeldet. Ich habe schon als Teenager Erwachsenen dabei geholfen, die Angst vor Computern zu überwinden. Ich beschäftige mich seit über 30 Jahren mit Informationstechnologien, also IT, und bin heute Manager bei Fujitsu, einem der größten IT-Konzerne der Welt. Wir lotsen Menschen durch die Digitalisierung, und es macht mir einfach Spaß, anderen zu erklären, wie die digitale Welt funktioniert.
Ist das Ihr einziges Ehrenamt?
Nein. Ich bin seit vielen Jahren bereits Prüfer für IT-Berufe bei der IHK. Wenn ich die Chance habe, mein Interesse an IT und der digitalen Welt mit einem Ehrenamt zu verknüpfen, bin ich dabei. 2014 habe ich deshalb als Prüfer bei der IHK München angefangen. Nach meinem Wechsel nach Hessen habe ich mich dann bei der IHK Kassel-Marburg vorgestellt und wurde mit meiner Münchner Berufsurkunde sofort genommen. Viele vergessen: Die ehrenamtlichen Prüfer sind eine tragende Säule der praxisnahen, dualen Berufsausbildung in Deutschland, denn die Qualität der künftigen Fach- und Führungskräfte ist abhängig vom Niveau der Prüfung. Deshalb ist es so wichtig, dass qualifizierte Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft für die Wirtschaft prüfen. Neue Technologien verändern unsere Welt rasant, und das muss in den Berufen ankommen.
Wie vereinbaren Sie das mit Ihrer Arbeit und mit Ihrer Arbeitszeit?
Das Grundprinzip von Fujitsu ist, Technologie zum Wohle von Menschen und der Gesellschaft einzusetzen mit einem sehr hohen Anspruch an Nachhaltigkeit. Mobiles Arbeiten wurde bei uns 2016 eingeführt, und ich bin froh, dass ich – dank Digitalisierung – nicht mehr jeden Tag in Frankfurt vor Ort sein muss. So kann ich meine Arbeitszeit relativ frei gestalten und deshalb auch als Digitallotse nachmittags ältere Menschen schulen oder bei IHK-Prüfungen vormittags dabei sein. Aber ich nehme immer auch etwas für mich und auch für Fujitsu mit. Ich erlebe, wie Menschen „da draußen“ mit Hard- und Software umgehen, wo es klemmt, wo man etwas verbessern könnte, und diese Erfahrungen trage ich zum Beispiel ins nächste Meeting mit der Entwicklungsabteilung. Ganz abgesehen davon begrüßt Fujitsu ehrenamtliches Engagement der Mitarbeiter. Denn auch das dient Menschen und der Gesellschaft.
Wo sehen Sie aktuell die größte Herausforderung?
Dass es uns gelingt, dass noch alle mit der Digitalisierung mitkommen bei der Geschwindigkeit, mit der sie voranschreitet. Beispiel Smartphone: Man kann damit telefonieren und fotografieren, aber wer blickt durch in der Welt, die sich darin verbirgt. Das Gleiche gilt noch mehr, wenn es um Cloud Computing geht. Also dranbleiben und nicht aufhören, immer wieder Neues zu lernen.
Ihr Wunsch ans Christkind?
Gesundheit für meine Familie und mich und für andere auch. Denn die Energie und Freude für das tägliche Tun kommt aus der Gesundheit und einer stabilen Familie. Davon bin ich überzeugt.
Zur Person:
Michael Klahn
- 1977 geboren in Templin bei Berlin, verheiratet, vier Kinder
- Vier Jahre Zeitsoldat bei der Luftwaffe
- Ausbildung zum IT-Systemkaufmann bei Siemens in Bremen
- 2003 Wechsel zu Siemens in München, später Fujitsu Siemens Computers
- 2009 erste Managementposition bei Fujitsu
- Seit 2016 Betriebsleiter Fujitsu Frankfurt und Chef des Kundenservice in Deutschland, Österreich und Schweiz
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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