Kassel. Die enercast GmbH ist ein führendes Technologieunternehmen für angewandte künstliche Intelligenz und Digitalisierung der erneuerbaren Energien. Mit präzisen Leistungsprognosen von Wind- und Solaranlagen erleichtert das Unternehmen seinen Kunden die Entscheidungen bei der Einbindung erneuerbarer Energie in Stromnetze und Energiemärkte. aktiv sprach mit Geschäftsführer Henning Schulze-Lauen über künstliche Intelligenz und deren Chancen.
Was hat Sie an enercast begeistert?
Als Ingenieur ist für mich die Sicherung einer nachhaltigen, klimaverträglichen Energieversorgung die zentrale Herausforderung unserer Zeit, mit der unser künftiges Dasein steht oder fällt. enercast arbeitet hier an einem einzigartigen Schnittpunkt von Energie-, Daten- und Softwaretechnik, wo wir Verfahren der künstlichen Intelligenz anwenden, um die unberechenbaren erneuerbaren Energien effizient nutzbar zu machen. Hieran mitzuwirken ist ein Traumjob, und es war einer der charmanten Zufälle des Lebens, dass ich so in meine Geburtsstadt Kassel zurückkehren konnte.
Welche Rolle spielt enercast für die Energiewirtschaft?
Wind- und Solarenergie werden nicht nach Fahrplan produziert, sondern hängen vom Wetter und anderen Faktoren ab. Daher sind unsere präzisen Vorhersagen über die zukünftige Erzeugung entscheidend für stabile Stromnetze und einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb. Unsere Kunden sind Anlagenbetreiber, Stadtwerke, Stromhändler oder Netzbetreiber, die unsere Plattform nutzen und die wir mit unseren Lösungen auch bei der Digitalisierung ihrer Prozesse unterstützen. Wirtschaftliche Nutzung von erneuerbaren Energien erfordert schnelle Entscheidungen, die mit herkömmlichen Methoden nicht mehr zu leisten sind.
Wie funktioniert die von enercast dafür entwickelte Plattform?
Unsere Plattform für industrielle Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI) vereint Big-Data-Technologie und künstliche neuronale Netze unter einer einheitlichen und transparenten Oberfläche. Für die Vorhersage der zukünftigen Erzeugung von Wind- und Solaranlagen analysiert die Software die Zusammenhänge von historischen Wetterbedingungen, Anlagenkonfigurationen und Stromproduktion. Diese Daten werden dann mit mehreren Wettermodellen durch unsere Algorithmen zu einer Leistungsprognose verknüpft.
Was ist das Besondere an dieser Technologie?
Wir haben ein Petabyte (eine Milliarde Megabytes) an historischen Wettervorhersagedaten im Schnellzugriff verfügbar. Das ermöglicht uns die Auswertung von großen Zeiträumen der Vergangenheit in kürzester Zeit – eine Voraussetzung, damit unsere selbstlernende KI-Technologie für eine kontinuierliche, automatisierte Verbesserung der Prognosequalität sorgen kann. Aber auch spontane Analysen für unsere Kunden können so auf Knopfdruck durchgeführt werden. Außerdem setzen wir auf offene Schnittstellen, um die nahtlose Integration unserer Ergebnisse in die Geschäftsprozesse unserer Kunden zu ermöglichen.
Wie hat sich das Geschäft denn in den zurückliegenden Jahren verändert?
Fundamental hängt unser Geschäft am Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion weltweit. Unser Geschäft ist damit zunehmend global. Gleichzeitig ist der Markt der erneuerbaren Energien inzwischen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von einem starken Preiskampf geprägt. Deshalb haben wir auch bei enercast eine umfassende Transformation vollzogen. Wir haben als Anbieter exzellenter KI-Technologie begonnen und darauf aufbauend dann ein skalierbares, integriertes Produkt entwickelt. Es bietet unseren Kunden zuverlässige, sofort einsatzbereite Prognoselösungen, sogar im reinen Selbstbedienungsbetrieb.
Warum ist gerade Kassel ein guter Standort für Hochtechnologie-Start-ups im Bereich der erneuerbaren Energien?
Kassel hat sich zu einem wichtigen Zentrum der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland entwickelt. Hier sind einige bekannte Markennamen und Einrichtungen der Spitzenforschung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien beheimatet, wie das Fraunhofer-IEE und die Universität Kassel, mit denen wir auch regelmäßig gemeinsame Forschungsprojekte durchführen. Das ist ein inspirierendes Umfeld für die hochtalentierten Menschen, die unser Unternehmen voranbringen, und hilft uns, einen wirklich attraktiven Arbeitsplatz zu schaffen.
Zur Person
- Geboren 1966 in Kassel
- Maschinenbau-Studium an der RWTH Aachen und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge
- Abteilungsleiter am Werkzeugmaschinenlabor der RWTH und Promotion im Fachgebiet Automatisierungstechnik
- Internationale Management-Positionen in der Software-Industrie
- Seit 2017 Geschäftsführer bei der enercast GmbH in Kassel
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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