Barntrup. Lara Hilligehekken wirkt ganz vertieft in ihre Arbeit am Lötplatz. Um sie herum herrscht Ruhe, nichts und niemand stört die Konzentration der jungen Frau. Die Auszubildende hat in der hellen Halle den perfekten Platz zum Lernen. Hilligehekken ist angehende Elektronikerin für Geräte und Systeme bei der Firma KEB in Barntrup.

Wer das Ausbildungszentrum des ostwestfälischen Unternehmens für die technischen Berufe besucht, staunt nicht schlecht: hell, offen, viel Ruhe, Platz in Hülle und Fülle; Schulungsräume mit modernster Videokonferenztechnik und top ausgestattete Arbeitsplätze auf insgesamt 1.400 Quadratmetern. Ein Konzept, das geeignet ist, die Jugend für Metall und Elektro zu begeistern.

Von der Geräuschkulisse und dem Trubel einer klassischen Industrieproduktion ist hier nichts zu spüren. Und das in einem Unternehmen, das unter anderem Getriebemotoren, Bremsen und Kupplungen für Fahrzeuge, Maschinen und vieles mehr produziert. Für Ausbildungsleiter Thomas Lalk optimale Bedingungen: „Wir haben hier einen ganz eigenen, schon familiären Bereich.“

2,6 Millionen Euro hat die Firma in die neue Halle mit dem Ausbildungszentrum gesteckt

KEB hat sich das einiges kosten lassen. Das im Oktober 2020 eröffnete Ausbildungszentrum nimmt knapp die Hälfte der neuen Halle ein, in der auch die Abteilung Betriebsmittel untergebracht ist. Die Investition summiere sich auf 2,6 Millionen Euro. Alles in allem hat das Unternehmen, das in Barntrup etwa 1.000 Menschen beschäftigt, derzeit 81 Auszubildende und Studierende.

Davon sind allein ein Drittel angehende Elektroniker für Geräte und Systeme, und darunter ist Lara Hilligehekken eine von drei Frauen. Dass sie bei KEB gelandet ist, hat seine Gründe: „Ich habe den Girls’ Day bei KEB besucht und war begeistert. Nach einem zweiwöchigen Praktikum in der Elektronik-Abteilung war für mich klar, dass ich hier meine Ausbildung machen möchte.“ Die junge Frau schätzt die Angebote des neuen Ausbildungszentrums sehr: „Die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll. Hier können wir das, was wir in der Berufsschule gelernt haben, vertiefen, aufarbeiten – und uns auf Prüfungen vorbereiten.“

Auch Tobias Greimeier lernt seit gut einem Jahr diesen Beruf. „Ich kannte KEB, weil ich aus dem Ort hier komme. Und ich wusste, dass es hier eine super Ausbildung gibt.“

Für diesen guten Ruf sorgt nicht nur die technische Ausstattung, sondern auch das Lernkonzept. Zum einen legt KEB großen Wert auf Lerngruppen, in denen ältere Jahrgänge die jüngeren unterstützen und dabei auch die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten festigen. Zum anderen sind die Ausbilder jederzeit ansprechbar. „Früher saßen wir auf einer Empore, das war immer eine Hemmschwelle. Jetzt sind wir auf einer Ebene“, berichtet Ausbildungsleiter Lalk.

Die Azubis lernen auch an alten Maschinen – aus gutem Grund

Die Azubis können hier den Umgang mit moderner Technik lernen, ob 3-D-Drucker, Roboter oder Laser. Aber für Lalk ist ebenso wichtig, dass sie auch noch an vergleichsweise alten Fräsen und Drehmaschinen arbeiten können: „Nur so entwickeln sie wirklich ein Gefühl für das, was wir hier tun!“

„Ich habe den Girls’ Day bei KEB besucht – und war begeistert"

Lara Hilligehekken, Auszubildende

Das Konzept findet auch außerhalb des Unternehmens große Anerkennung. Erst im Juni erhielt der Produzent das Gütesiegel „best place to learn“ von AUBI-Plus, einem großen Recruiting-Unternehmen. Besonders positiv bewerteten die Experten für Nachwuchswerbung nach der Befragung von rund 150 KEB-Beschäftigten die Fähigkeiten der Ausbilder und das sogenannte Onboarding, also die Integration der Auszubildenden in den Betrieb.

Stichwort Nachwuchswerbung: Genau sie ist durch Corona schwieriger geworden. KEB setzt nach wie vor stark auf die frühe Kontaktaufnahme zu Jugendlichen, arbeitet mit einer Schule vor Ort zusammen und bietet Praktika an. Dass diese Methode zum Erfolg führt, hat sich jüngst wieder gezeigt. Ausbildungsleiter Lalk: „Wir hatten gerade eine tolle Praktikantin, mit der wir direkt für nächstes Jahr einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben.“ Eine Ausbildung, auf die sich die Schülerin jetzt schon freuen kann.

Arbeitgeber KEB

  • 1.000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen im ostwestfälischen Barntrup.
  • 81 Auszubildende und Studierende legen beim Antriebstechnik-Hersteller den Grundstein für die Karriere, in einem neuen Ausbildungszentrum.
  • 3-D-Drucker, Roboter, Laser – der Fachkräfte-Nachwuchs arbeitet mit moderner Technik.
Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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