Hagen. Still rumstehen und nichts machen – das ist so gar nicht das Ding von Alessandro Saracino. Deshalb hat er sich auch nicht besonders wohlgefühlt in seiner ersten Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur. „Ich habe viel zugeschaut und Werkzeuge angereicht“, erzählt der 20-Jährige. Drei Jahre lang hat der Realschüler durchgehalten. Dann hat er, ein halbes Jahr vor der Prüfung, die Reißleine gezogen und ist ausgestiegen.

In einen Industriebetrieb als Drahtzieher oder Verfahrenstechnologe Metall – das waren für Saracino die Alternativen, nachdem er sich im Internet schlaugemacht hatte. Letzteres ist es geworden, in der Fachrichtung Stahlumformung.

Experten für den glänzenden Blankstahl

Beim Blankstahl-Produzenten Andernach & Bleck in Hagen, einem Familienunternehmen mit 190 Mitarbeitern, sind Verfahrenstechnologen gefragte Leute. Sie arbeiten an den Strahl-, Zieh- und Richtanlagen, auf denen glänzende Profile in mehr als 9.000 verschiedenen Abmessungen und Formen gefertigt werden. Wo sie zum Einsatz kommen, kann der Azubi gar nicht genau sagen: „Gefühlt landet das Material überall.“

Ausbilder Manuel Zweibäumer nickt: „Wir liefern in die ganze Welt und für die verschiedensten Anwendungen, vom Handlauf über Komponenten für Eisenbahn und Luftfahrt bis zu Getriebeteilen fürs Auto.“ Der Blankstahl muss höchsten Anforderungen genügen. „In der Produktion ist deshalb größtes Know-how und Hintergrundwissen erforderlich. Da reicht es nicht, nur die Maschine zu bedienen“, sagt Zweibäumer. Mit Saracino hat er wohl die passende zukünftige Fachkraft gefunden.

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Dreieinhalbjährige Ausbildung bei Andernach & Bleck in Hagen

„Ich habe den Tick, dass ich alles perfekt haben muss. Ich möchte alles genau so hinbekommen, wie die Vorgaben sind“, sagt der angehende Verfahrenstechnologe. Das lernt man nicht durchs Zuschauen, und das findet er richtig gut.

Die dreieinhalbjährige Ausbildung bei Andernach & Bleck läuft in Blöcken ab. Zeiten in der Lehrwerkstatt und im Betrieb wechseln sich ab. „Man wird immer woanders eingesetzt“, berichtet der junge Mann. Seine erste Station war die Strahlanlage, wo das Rohmaterial entzundert wird. Jetzt lernt er gerade eine Ziehanlage kennen. „Man lernt sehr viel, auch durch die Kollegen. Und von jedem anders.“

Mit Karl-Friedrich Flach hat der Azubi zurzeit einen absoluten Experten erwischt – fast 50 Jahre ist er dabei. Bevor er bald in Rente geht, kann er seinem jungen Kollegen noch einiges beibringen.

„Ich finde es total interessant, wie man schon mit Kleinigkeiten Großes bewirken kann“, sagt Saracino: an den richtigen Schräubchen drehen und schon kommt die Stange so aus der Anlage, wie sie soll. Das Ablesen von Werten und Toleranzen, der Aufbau der Steuerungstechnik, das präzise Arbeiten, um die vorgegebenen Maße zu erreichen: „Es wird nie langweilig.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Die ganze Familie arbeitet in der Industrie. Das war immer schon ein Gesprächsthema am Tisch und hat mich interessiert.

Was reizt Sie am meisten?

Das präzise Arbeiten und die Vielfalt im Beruf. Es ist sehr abwechslungsreich.

Worauf kommt es an?

Man darf keine Angst haben, dreckig zu werden, und man muss sich interessieren für das, was man macht. Und 100-prozentig dahinterstehen.