Dietzenbach. Seit über 150 Jahren veredelt man bei Assmus Oberflächen. Was das mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu tun hat, erfuhr aktiv im Gespräch mit Michèle Assmus, der Geschäftsführerin des Mittelständlers von Assmus Metallveredelung im hessischen Dietzenbach. Galvanische Verfahren verhindern Korrosion und sorgen dafür, dass Bauteile Jahrzehnte halten.

Frau Assmus, was fasziniert Sie an der Galvanik?

Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie sich die Oberflächen von Bauteilen durch Galvanisierung verändern. Diese Bauteile müssen meist mehrmals in speziellen Bädern behandelt werden und erhalten dabei einen hauchdünnen metallischen Überzug zum Beispiel aus reinem Zink oder aus Zink-Legierungen.

Unsere Arbeit sorgt für echten Ressourcenschutz

Michèle Assmus

Der schützt sie vor Korrosion und anderen äußeren Einflüssen, sodass sie viele Jahre halten. Ohne Galvanik würden die Teile dagegen sehr schnell rosten.

Haben Sie ein Lieblingsverfahren?

Nein, jedes Verfahren hat seine Besonderheiten. Allerdings ist die Beschichtung von Aluminium besonders „sehenswert“. Weil wir hier mit Farben arbeiten können und die Bauteile je nach Anwendung etwa rot, blau und sogar golden eingefärbt sind. Wir bieten auch Duplex-Verfahren an, das heißt, galvanische Beschichtung in Verbindung mit Nasslack-Systemen und umweltfreundlichem Pulverlack. Viele Kunden betreuen wir schon in der Projektierungsphase neuer Bauteile oder Systemlösungen. Falls nötig, entwickeln wir für sie sogar neue Funktionsschichten.

In welchen Branchen werden galvanisierte Bauteile gebraucht?

In fast allen Branchen, von der Elektronik-Industrie und dem Maschinenbau bis zum Anlagenbau. Oft wissen wir gar nicht, wo die Teile, die wir veredeln, eingesetzt werden. Mal geht es um Großserien wie Schrauben, von denen mehrere Millionen Stück hier durchlaufen, mal sind es Einzelteile für einen Prototypenbau. Gut vertreten sind wir in der Auto-Industrie. Vermutlich kann man in fast jedem Auto der bekannten Hersteller Bauteil finden, welche bei uns in den Bädern waren.

Welche Rolle spielt bei Ihnen der Umweltschutz?

Der ist für uns schon immer ein Thema. Seit Jahrzehnten reduzieren wir unsere toxischen Stoffe auf ein notwendiges Minimum und mithilfe unserer modernen Wasseraufbereitungsanlage reinigen wir unser Abwasser zu sehr sauberem Wasser. Alle Abfälle werden über einen zertifizierten Entsorgungsbetrieb entsorgt. Unsere Arbeit selbst sorgt für echten Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit, weil beschichtete Teile einfach länger halten. Deshalb funktionieren zum Beispiel Motoren auch nach vielen Jahren noch einwandfrei und Autos fallen nicht einfach auseinander. Zudem sind immer dünnere Schichten möglich, wodurch im Vergleich zu früher sehr viel Material eingespart werden kann.

Wie digital ist Assmus?

Was im Zuge der Digitalisierung möglich ist, haben wir bereits umgesetzt, von Barcodes bis zu selbstständig arbeitenden getakteten Anlagen. Aber viele Aufgaben, wie die Bestückung der Tauchgestelle mit den oft sehr unterschiedlichen Bauteilen, schafft nur der Mensch. Sie sind für einen Roboter noch viel zu komplex. Ich bin gespannt, was uns da die Zukunft bringt.

Wollten Sie schon immer ins Familienunternehmen einsteigen?

Ja. Die Firma war immer Teil meines Lebens. Aber nach dem Studium wollte ich erst einmal auf eigenen Beinen stehen. Gemeinsam mit meinem Mann habe ich erfolgreich ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen mit inzwischen 15 Beschäftigten aufgebaut. 2018 stieg ich dann bei Assmus ein und drei Jahre später räumte mir unser langjähriger Geschäftsführer dann die Möglichkeit ein, die Geschäftsleitung zu übernehmen. Er steht mir weiter beratend zur Verfügung, worüber ich sehr dankbar bin.

Wo sehen Sie für die Zukunft die größte Herausforderung?

Für Firmen unserer Größenordnung wird es zunehmend schwieriger, sich am Markt zu behaupten. Allein die Auflagen und Regeln, die der Gesetzgeber hier in Deutschland Betrieben auferlegt, sind schon enorm. Von explodierenden Energiekosten und vielem mehr ganz abgesehen. Gleichzeitig kommen bei uns Dinge auf den Markt, die in anderen Ländern unter Bedingungen produziert werden, die hier schon lange verboten sind. Das kann es doch nicht sein. Wir müssen endlich gemeinsam über Ländergrenzen hinweg Lösungen finden, wenn wir den Klimawandel und andere Probleme bewältigen wollen. Denn eins ist klar: Auch Zukunftstechnologien und die Digitalisierung werden ohne Galvanik nicht funktionieren.

Zur Person

Michèle Assmus

  • Geboren 1987 in Frankfurt am Main.
  • Studium der Betriebswirtschaft an der Berufsakademie Rhein-Main.
  • Selbstständige Unternehmerin gemeinsam mit ihrem Ehemann im Bereich Schädlingsbekämpfung.
  • 2018 Einstieg bei Assmus Metallveredelung in Dietzenbach.
  • Seit 2021 Geschäftsführerin von Assmus Metallveredelung
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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