Darmstadt. Führende Nutzfahrzeughersteller aus der ganzen Welt setzen auf die Hochleistungs-Batteriesysteme der Akasol AG in Darmstadt, damit auch Lkws und Bagger elektrisch fahren. Das Unternehmen ist einer der Pioniere der Branche. aktiv sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Sven Schulz über seine Begeisterung für die E-Mobilität.
Akasol war Solarmobil-Weltmeister und ist heute internationaler Technologieführer. Wie kam es dazu?
Akasol, das steht für Akademische Solartechnikgruppe und ist der Name eines Vereins, in dem Studenten an der Technischen Universität Darmstadt Konzeptfahrzeuge entwickelten inklusive Batteriesysteme. Damit wurden sie dreimal Solarmobil-Weltmeister. 2008 habe ich mit einigen von ihnen die Akasol GmbH gegründet und dank unseres Erfolgs zehn Jahre später an die Börse geführt.
Warum haben Sie damals in eine alternative Technologie investiert?
Mitte der 2000er Jahre war für mich klar, dass der E-Mobilität die Zukunft gehört. Mein Familienunternehmen, die Schulz Group in Ravensburg, plant und entwickelt unter anderem Produktionsanlagen und Sondermaschinen für die Automobil-Industrie.
Darüber hinaus haben wir auch zwei Software-Unternehmen in unserer Gruppe, die sich sehr dynamisch entwickeln. Beim Verein Akasol haben wir 2008 die richtigen Partner gefunden, um im Rahmen einer Ausgründung und in Verbindung mit unserer Finanzinvestition in die E-Mobilität einzusteigen.
Was ist das Besondere an Akasol?
Unser Grundgedanke ist eine effiziente umweltschonende Mobilität. Dafür entwickeln und produzieren wir Hochenergie- und Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batteriesysteme für Busse, Bahnen, Nutzfahrzeuge, Schiffe und Boote. Wir können Serie, bieten aber auch maßgeschneiderte Lösungen für vollelektrische, hybride und auch Wasserstoff-Antriebe. Mit inzwischen über 30 Jahren Erfahrung sind wir Pionier in diesem Bereich.
Über die Jahre haben wir alle unserer Systeme auf Herz und Nieren getestet, die Systeme kontrolliert in Brand gesetzt, Kurzschlüsse erzeugt, sie extrem durchgerüttelt und unzähligen elektrotechnischen Tests unterzogen. Deshalb sind unsere Systeme besonders sicher und zuverlässig, brauchen wenig Platz und verfügen über ein hervorragendes Thermomanagement.
Wie hat sich Akasol durchgesetzt?
Die ersten Jahre waren schwierig, weil der Markt noch nicht so weit war. Aber inzwischen haben wir uns zu einem stattlichen Unternehmen entwickelt und wachsen dynamisch weiter. Aktuell haben wir 400 Mitarbeiter weltweit, davon etwa 30 in Hazel Park in der Nähe von Detroit in den USA. Und wir schaffen an unseren drei deutschen Standorten ständig neue Stellen. Viele E-Busse, auch die in Darmstadt, fahren mit unseren Systemen, Bagger, Schiffe und zum Beispiel auch der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Zug von Alstom.
Zu unseren Kunden zählen die weltweit führenden Nutzfahrzeughersteller. 2021 gehen wir davon aus, dass wir den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr (68 Millionen Euro 2020) deutlich steigern. Und nachdem Akasol vor wenigen Wochen von dem US-amerikanischen Automobilzulieferer BorgWarner übernommen wurde, haben wir noch bessere Wachstumschancen in Europa und Amerika.
Und Sie haben gerade neu gebaut …
Ja, unser Hauptquartier in Darmstadt. Auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal ist ein Campus entstanden, der sicher zum Wachstum beitragen wird. Unsere Gigafactory 1 wird die mit Abstand fortschrittlichste, modernste und größte Serienproduktionsstätte Europas für Nutzfahrzeug-Batteriesysteme sein. Auf dem Gelände haben wir auch 60 Ladepunkte für E-Fahrzeuge eingerichtet. Für mich steht einfach fest: Die Zukunft ist elektrisch.
Zur Person
Sven Schulz
- Geboren 1975 in Bad Waldsee in Baden-Württemberg
- Diplom-Wirtschaftsingenieur, Studium an der Hochschule München
- MBA an der Universität St. Gallen in der Schweiz
- 2001 Einstieg ins Familienunternehmen Schulz Group in Ravensburg, seit 2008 Vorsitzender der Geschäftsleitung
- Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Akasol AG in Darmstadt
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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