München. Anreize statt Verbote: Darauf setzt das Klimapaket der Bundesregierung. Das ist gut so, urteilt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Gut ein Jahr nach der Verabschiedung des Bundes-Klimaschutzgesetzes zog sie Bilanz. Bei aller grundsätzlichen Zustimmung mahnte sie an: „Effektiver, weltweiter Klimaschutz kann nur durch den Dreiklang Klimawirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und soziale Verträglichkeit realisiert werden.“
Das heißt konkret: Ohne funktionierende Wirtschaft geht es nicht. Denn für den Klimaschutz greifen viele einzelne Bausteine ineinander. Vieles wird und muss sich verändern, damit Energie eingespart werden kann, weniger CO2 ausgestoßen wird, Stromspeicher gebaut werden.
Nationale Alleingänge beim CO2-Preis führen nicht weiter
Die Technologien dafür kommen aus intelligenter Forschung sowie aus der Industrie. Gerade Bayern hat in vielen Technologiefeldern, die die Energieeffizienz steigern und den CO2-Ausstoß verringern können, durchaus Kompetenzen, etwa bei klimafreundlichen Lösungen für Verkehr oder vernetzte Produktion. Dies ergab eine Studie im Auftrag des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft. Damit sich am Ende jedoch die schlausten Ideen durchsetzen, ist Technologieoffenheit nötig.
Zudem darf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie nicht gefährdet werden – etwa in Form nationaler Sonderlasten beim CO2-Preis. Das würde klimafreundliche Produkte von hier verteuern. Und Käufer greifen dann lieber zu den günstigeren, klimaschädlicheren Alternativen aus dem weniger regulierten Ausland.
Deutlich mehr tun könnten Deutschland und Bayern bei der Umsetzung der Energiewende. Ein wesentlicher Punkt bei Klimaneutralität ist schließlich, auf CO2-neutrale Energiequellen zu setzen – auch beim Strom. Die Herausforderung hier ist, dass Strom verlässlich dort zur Verfügung stehen muss, wo er gerade gebraucht wird. Das Angebot von Wind- oder Sonnenenergie aber schwankt – und günstiger Windstrom von der Küste muss bis zur Industrie im Süden gelangen. Daher ist einerseits der Ausbau der Übertragungsleitungen notwendig, andererseits aber der massive Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch günstige Strompreise sind ein wesentlicher Treiber für klimafreundliche Technologien.
Letztlich geht die Klimawende alle an. Jeder kann dazu beitragen: Indem man mal mit dem Bus statt dem Auto zur Arbeit fährt oder neue Windräder in der Nachbarschaft zulässt. Bund und Land fördern die energetische Sanierung von Eigenheimen derzeit großzügig. Dabei geht es um Wärmedämmung, Fensteraustausch oder neue Heizungen. Jährlich haben aber seit 2012 gerade mal 1 Prozent der Wohneinheiten Fördergeld abgerufen. Da wäre also mehr Schwung möglich.
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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