Berlin. Spenden und Gutes tun, das ist bei den Deutschen durchaus beliebt. Vor allem zum Jahresschluss zeigen sich viele spendabel. Bald ist wieder Weihnachten, da will man eben auch Fremden einfach besonders gern eine Freude machen.

Insgesamt 5,4 Milliarden Euro gaben die Bundesbürger allein im Jahr 2020 spontan für gute Zwecke oder Menschen in Not. Im Schnitt 40 Euro pro Spende, ein Rekord und das zweitbeste Ergebnis seit Beginn der Erhebung 2005, wie die Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des Deutschen Spendenrats ermittelt hat.

Die Spendenbereitschaft hat sich parallel zu den Infektionszahlen entwickelt. Die stärkste Steigerung gab es mit dem ersten harten Lockdown im Frühling (plus 13 Prozent). Nach wie vor ist aber der Dezember mit Abstand der wichtigste Spendenmonat, 2020 kam hier allein mehr als 1 Milliarde Euro zusammen – für humanitäre Hilfe und soziale Projekte, zur Bekämpfung von Armut oder Krankheiten sowie für den Tier- und den Umweltschutz.

Hunderttausende Pakete mit Spielzeug und Süßigkeiten

Viele geben nicht nur Bares, sondern auch Essbares oder Nützliches, das man anderswo entbehrt. Schon mit einer Packung Keksen und Tomatensuppe kann man zum Beispiel Gutes tun, beim Einkaufen im Supermarkt: 503.758 vorgepackte Spendentüten mit haltbaren Lebensmitteln je im Wert von 5 Euro legten die Kunden bei der diesjährigen „Tafelaktion“ der Lebensmittelkette Rewe aufs Kassenband. Die Tüten mit haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Tomatensuppe oder Schokolade gingen bundesweit an Tafeln für Bedürftige.

Tausende Spender und Ehrenamtliche beteiligen sich zudem jedes Jahr an speziellen Aktionen zur Weihnachtszeit. Kitas, Schulen, Vereine und auch viele Betriebe machen da mit. Sie stecken Spielzeug, Stifte, Seife, Süßigkeiten, Kleidungsstücke oder Kuscheltiere in Kartons, die Freiwillige dann ans Ziel bringen. Oft zu Schulen, Waisen- und Krankenhäusern oder Behindertenheimen in den ärmsten Regionen Osteuropas.

„Weihnachten im Schuhkarton“ ist die weltweit größte dieser Aktionen, in Deutschland gibt es gut 5.000 Sammelstellen. Dahinter steht das Hilfswerk Samaritan’s Purse aus den USA, dessen erklärtes Ziel die Verbreitung der christlichen Botschaft ist. Im Jahr 2020 wurden im deutschsprachigen Raum 396.276 Kartons mit gepackt, etwa mit Kuscheltier, Kleidung sowie Süßigkeiten, weltweit waren es 9,1 Millionen.

Präsente für Arme sammeln auch andere Hilfsorganisationen wie Humedica aus Kaufbeuren („Geschenke mit Herz“) und der Weihnachtspäckchenkonvoi („Kinder helfen Kindern“). Dieser rollt trotz Corona, allerdings erfolgt nicht überall eine Anfahrt mit eigenen Lkws, da in einigen osteuropäischen Zielländern hohe Inzidenzen herrschen. Für die „Weihnachtstrucker“ der Johanniter kann man noch bis 13. Dezember Pakete an den Sammelstellen abgeben.

Doch kommt das auch alles wirklich an? „Eine berechtigte Frage“, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI). Es wird staatlich gefördert und gibt seriöse Auskunft zum Spendenwesen.

Ruhig auch mal in der eigenen Nachbarschaft umsehen

Auf seiner Webseite listet das Institut Organisationen vom „Afghanischen Frauenverein“ und „Ärzte ohne Grenzen“ bis zu Weltfriedensdienst und der Welthungerhilfe auf, die das DZI-Spendensiegel tragen: Es steht für einen verantwortungsvollen Einsatz der Mittel, was regelmäßig überprüft wird.

„Natürlich ist nicht jede Organisation ohne DZI-Siegel automatisch unseriös“, sagt Wilke. Kleine, lokale Initiativen seien in der Regel nicht verzeichnet. Doch genau da, in der Nachbarschaft, sollten sich Spender ruhig zuerst umsehen – auch dort kann ja Hilfe nötig sein. Etwa nach dem Hochwasser in Westdeutschland in diesem Sommer. Nach Angaben des DZI kamen bis November 2021 rund 584 Millionen Euro für die Flutopfer zusammen.

Was Spender wissen sollten

Gezielt spenden: Überlegen, was einem besonders am Herzen liegt, und die Spenden auf wenige Organisationen konzentrieren – das hält deren Verwaltungsaufwand klein. Geldspenden sind flexibler einsetzbar als Sachspenden.

Vorsichtig sein: Die meisten Organisationen in Deutschland sind vertrauenswürdig. Es gibt aber leider auch schwarze Schafe mit wohlklingenden Namen. Sinnvoll ist ein kurzer Abgleich mit einer seriösen Warnliste: dzi.de

Geltend machen: Spenden kann man von der Steuer absetzen. Bei Einzelspenden bis 200 Euro oder Zuwendungen im Katastrophenfall reicht als Beleg ein „vereinfachter Nachweis“ wie zum Beispiel der Kontoauszug.