München. Zwei Halbkreise, die zusammen ein Ganzes ergeben – ein Symbol für das Geschenk des Lebens. Mit diesem schlichten Tattoo kann man Ja zur Organspende sagen.
„Get inked, give Life“, lautet die dazugehörige Kampagne des Münchner Vereins Junge Helden, der sich schon seit seiner Gründung vor 20 Jahren für die Organspende stark macht. Ein Thema, bei dem es im Wortsinne um Leben und Tod geht. Denn laut Gesundheitsministerium warteten in Deutschland Ende des Jahres 2022 rund 8.500 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan – die meisten von ihnen auf eine Spenderniere. Im gesamten vergangenen Jahr gab es aber nur 869 Spenderinnen und Spender! Für viele kommt die Hilfe denn auch zu spät: 743 Personen auf der Warteliste sind im Vorjahr verstorben.
Dass so viele Spenderorgane fehlen, ist ein Missstand, der laut Junge-Helden-Mitgründerin Anna Barbara Sum vor allem an der hierzulande geltenden Zustimmungsregelung liegt: Es gilt da „opt in“ – man muss sich aktiv für die Organspende entscheiden, einen entsprechenden Ausweis mitführen oder die Bereitschaft in einer Patienten-verfügung festhalten.
Das zentrale Online-Spenderegister ist noch im Aufbau
Diese bürokratische Hürde möchte der Münchner Verein ein wenig senken, eben mit dem speziellen Tattoo-Design namens „Opt.Ink“ (das Wort ist angelehnt an die Opt-in-Regelung). Bislang wurde das Tattoo schon etwa 3.500-mal gestochen.
8.496 Menschen standen Ende 2022 auf der Warteliste für ein Spenderorgan
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Die Tinte unter der Haut symbolisiert also die Bereitschaft zur Organspende. Eine klare Willenserklärung, ja – aber rechtlich bindend? Nein! Darum sei als Ergänzung zum Tattoo das Gespräch mit nahen Angehörigen extrem wichtig, betont Sum. Denn im Ernstfall würden sie über eine Organspende entscheiden.
Wer Interesse an einem Opt.Ink-Tattoo hat, kann auf der Vereinsseite junge-helden.org/optink ein passendes Studio finden. Oft stechen diese Studios das Symbol kostenlos oder rechnen nur die Materialkosten ab.
In vielen EU-Staaten ist die Organspende ganz anders geregelt: Dort wird jeder automatisch zum Spender, wenn sie oder er nicht widerspricht. Diese Regelung gilt etwa in Österreich und der Schweiz. Eine entsprechende Gesetzesänderung ist bei uns bisher gescheitert. Immerhin soll es aber ein zentrales Online-Register geben, in das sich jeder willige Spender eintragen kann. Doch das lässt noch auf sich warten. Und dürfte wohl erst 2024 an den Start gehen.
Nadine Bettray schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Sie studierte Politikwissenschaft an der Fernuniversität Hagen. Anschließend zog es sie zum Arbeitgeberverband METALL NRW in Düsseldorf. Am Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen absolvierte sie ein Volontariat. Wenn Nadine nicht am Schreibtisch sitzt, jubelt sie Rot-Weiss Essen zu oder rennt mit ihrem Hund durch den Wald.
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