München/Berlin. Die Nudel-Box vom Asia-Imbiss und ein Burger vom Grill, solche schnellen Gerichte zum Mitnehmen sind fix gekauft. Doch der Transport nach Hause verursacht viel Müll. Mehrweg hilft, Verpackung zu sparen. Für die Mahlzeit genügt ein wiederverwendbares Gefäß, wie für Kaffee to go, den sich viele schon im Pfandbecher holen. Die Schalen für Speisen werden nach Gebrauch gereinigt und immer wieder neu befüllt. Je nach Material mehrere Hundert, sogar Tausende Mal.

Das ist seit 1. Januar 2023 in Deutschland Pflicht. Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, müssen ihre Produkte sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen anbieten. Die Mehrwegvariante darf dabei nicht teurer sein als das Produkt in der Einwegverpackung.

Die neue Mehrwegangebotspflicht aus dem Verpackungsgesetz richtet sich an alle „Letztvertreibende“, also Restaurants, Cafés, Bistros, aber auch Kantinen, Tankstellen und Cateringbetriebe.

Ausgenommen davon sind kleinere Geschäfte wie Imbisse, Spätkauf-Läden und Kioske, in denen insgesamt fünf Beschäftigte oder weniger arbeiten und die eine Ladenfläche von nicht mehr als 80 Quadratmetern haben. Sie müssen es Kunden jedoch ermöglichen, mitgebrachte Becher und Schüsseln befüllen zu lassen.

Ketten, wie Bahnhofsbäckereien, können von der Ausnahme keinen Gebrauch machen, selbst wenn sie eine winzige Verkaufsfläche haben. In Deutschland gibt es mehrere solcher Pfand- und digitalen Ausleihsysteme mit Gefäßen für die Gastronomie. So kann sich jeder unterwegs umweltfreundlich mit Speisen und Getränken versorgen, zumindest in den Städten.

Auch Tankstellen und Lieferdienste machen mit

Größter Anbieter mit 122.800 Ausgabestellen ist das Münchner Start-up Recup. Kioske, Bars, Restaurants und auch Kantinen sind dabei.

Auch Lieferdienste springen auf den Zug auf, notgedrungen. Lieferando etwa arbeitet mit drei Mehrwegpartnern zusammen, bei denen sich Gastronomen, die ihr Essen über den Dienst ausliefern lassen, anmelden können.

Und bei großen Tankstellenketten kann man „Kaffee schwarz“ und „Cappo“ für die Fahrt im Mehrwegbecher tanken.

Ein weiterer Anbieter ist Recircle aus Stuttgart (2.250 Partner in Europa, davon 500 in Deutschland). Zum Mitnehmgericht gibt es wiederverwendbares Besteck, ein „Spife“, eine Kombination aus Löffel (englisch: spoon) und Messer (knife). Das lohne sich, rechnen die Schwaben vor: Die Nutzungsgebühr für Gastronomen sei mit 13,5 Cent pro befüllter Box meist geringer als die Kosten für den Erwerb von Einwegverpackungen.

Mehrwegbehälter, die man mieten kann

Ohne Pfand, dafür mit QR-Code und App zum Registrieren arbeiten Eattainable mit Trackingboxen aus Edelstahl sowie Relevo (rund 1.000 Ausgabestellen in 60 deutschen Städten). Vytal aus Köln erinnert per Countdown in der App an die Rückgabe, die innerhalb von 14 Tagen erfolgen muss. Andernfalls bezahlt die Kundin oder der Kunde 4 Euro und kann den Becher behalten. Außerdem hat der Anbieter wiederverwendbare Tabletts für Sushi und Pizza (Hartplastik, mit dünner Pappe zum Herausheben) im Angebot.

Rückgabe am Automaten, auch das gibt’s bereits: Faircup hat nutzt es als erster Anbieter Es wird allerdings bisher nur in einzelnen Supermärkten im Raum Göttingen angeboten. Ausgabestellen findet man per Handy-App.

Auch Edles ist zu haben: Tiffin Loop aus Berlin verleiht Boxen aus Edelstahl, bei Nichtrückgabe werden allerdings 20 Euro fällig, weil das Material doch etwas teuer ist.

Zum Jahresbeginn hat zudem der Lebensmittelhändler Edeka das Mehrwegsystem Regood eingeführt, für die Salatbar oder Mitnahme-Mahlzeiten an der „Heißen Theke“.

Bundesweit gibt es inzwischen zahlreiche Systembetreiber mit Namen wie Goodbowl, Eatainable oder Dishcircle und zudem auch eine ganze Menge lokale Mehrweganbieter. Darauf weist das Bundesumweltministerium hin. Auch sie seien gut geeignet, um lokal Abfall zu vermeiden und CO2 zu sparen – vorausgesetzt, die Mehrwegboxen seien robust, lange haltbar und vergammeln nicht zuhause im Schrank, sondern werden auch zurückgegeben.

Seit 2023 gilt die Mehrwegpflicht für die Gastronomie

Die Zahlen sprechen für die Umstellung, die jetzt gesetzlich vorgeschrieben, aber noch nicht überall umgesetzt ist. Schon vor Corona fielen in Deutschland 346.000 Tonnen Abfall jährlich für Einweggeschirr und To-go-Verpackung an, hat die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung errechnet. Durch Lieferung und Außer-Haus-Verzehr in der Pandemie war die Menge sogar noch um 7 Prozent gestiegen.

Aktuell liegt das Abfallaufkommen durch Einwegverpackungen aus Kunststoff nach Angaben des Bundesumweltministeriums bei 770 Tonnen pro Tag. Hochgerechnet aufs Jahr macht das immer noch mehr als 280.000 Tonnen Abfall.

Und: Das neue Gesetz gilt nur für Einwegkunststoffgefäße, wie die Verbraucherzentrale kritisiert. Also beileibe nicht für alle Einwegmaterialien wie etwa Aluminium- oder Papp-Einwegbehälter, wie sie unter anderem die Fast-Food-Kette McDonald’s nutzt.

Immerhin Coke und Milchshake gibt’s auch dort auf Wunsch nun im Mehrwegbecher, macht 2 Euro extra fürs Pfand.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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