Schwabmünchen. Neuanfang? Ingo Hild weiß, was es braucht, um große Veränderungen zu stemmen. Der Werkleiter von ams-Osram Schwabmünchen hat ein Großprojekt: die Transformation des Werks am Standort. Da ist einiges in Bewegung.

Ein tragendes Produkt in Schwabmünchen ist Leuchtstoff. Das milchig-weiße Material bildet unter anderem die Beschichtung im Inneren von Leuchtstoffröhren. „Den Leuchtstoff haben wir hier früher in großen Tonnagen hergestellt“, erzählt Hild.

Heute werden die Leuchtmittel ersetzt durch energiesparende LEDs. Leuchtstoff braucht man aber nach wie vor. Allerdings deutlich weniger, dafür in viel höherer Qualität. So stecken die Leuchtstoffe zum Beispiel in Handytaschenlampen – sie leuchten dadurch hellgelb, nicht blau – genauso wie im Hightech-Scheinwerfer fürs Automobil.

Früher Massenfertigung, heute wechselndes Projektgeschäft

„Wir kommen von der Massenfertigung, heute dominiert das Projektgeschäft“, erläutert Hild. Für jeden Kunden wird das jeweils passende Produkt entwickelt und hergestellt, in schnellen Zyklen. Siehe Handytaschenlampe: Jedes Modell soll länger halten, heller leuchten, weniger Energie verbrauchen.

„Märkte und Produkte verändern sich rasch“, sagt Hild, „Licht ist heute viel mehr als An und Aus an einem Schalter.“ Deshalb muss das Werk flexibel sein. Der Betrieb setzt auf schlanke, digitale Prozesse und die Unterstützung durch Assistenzsysteme. Das soll die Fertigung effizienter und für die rund 300 Mitarbeitenden auch einfacher machen. „Im Leuchtstoffbereich haben wir fast jeden Monat ein neues Produkt“, so Hild. Das Ziel ist hochgesteckt: null Fehler – bei immer komplexeren Produkten und kürzeren Entwicklungszeiten.

Zur Herstellung von Leuchtstoff wird zunächst ein Pulver aus verschiedenen Chemikalien gemischt, bei hohen Temperaturen verarbeitet, aufbereitet und dann unter Schutzatmosphäre abgepackt. Menge, Reihenfolge und Zustand der Rohstoffe, alles muss genau stimmen, wie bei einem Profi-Backrezept. Die Arbeitsschritte müssen hochpräzise ausgeführt werden. Hild: „Ein Mikrogramm (ein Millionstel Gramm) entscheidet, ob die Rezeptur funktioniert.“

Es sind sehr viele Schritte bis zum fertigen Produkt. Jeder einzelne wird dokumentiert – dank Digitalisierung und vernetzter Maschinen. So lässt sich alles zurückverfolgen. Die Daten-Analytik dient dazu, nach Verbesserungen zu fahnden und mögliche Fehlerquellen systematisch auszuschließen.

Moderne Maschinen und gut geschulte Mitarbeitende

Moderne Maschinen und Prozesse sind dabei das eine. Die Beschäftigten, die damit arbeiten, der andere, nicht minder wichtige Teil. „Assistenzsysteme können nur so gut sein wie der Mensch, der sie bedient“, ist Hild überzeugt. Das Unternehmen schult daher breit gefächert. „So lernen alle, die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen, zu verstehen und gewinnbringend einzusetzen.“ In altersgemischten Teams wird das Wissen weitergegeben.

Die Bereitschaft zu Veränderung und dazu, beständig dazuzulernen, spiegelt sich auch in Hilds persönlichem Berufsweg. Immer wieder ist für den 51-jährigen Familienvater Neues dazugekommen, bis heute. Das zahlt sich aus: So kam er vom Azubi als Industrieelektriker nach Schwabmünchen in seine jetzige Position.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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