Was bedeuten Digitalisierung und Transformation für die Beschäftigten in der Metall- und Elektro-Industrie (M+E)? Worauf müssen sie sich einstellen? Darüber sprach aktiv mit Stefan Baron. Er ist Geschäftsführer der AgenturQ, die Betriebe und Mitarbeiter in Sachen Qualifizierung unterstützt.

Herr Baron, die Arbeitswelt ändert sich rasant. Was kommt da auf die M+E-Beschäftigten zu?

Eine ganze Menge. Technologischen Wandel gab es zwar schon immer, aber die Geschwindigkeit hat sich erhöht. Das betrifft alle Ebenen, vom Angelernten bis zum Ingenieur. Überall werden bestimmte Tätigkeiten in Zukunft weniger gebraucht, andere dafür aber mehr.

Sind denn Arbeitsplätze in Gefahr?

Laut Schätzungen werden allein in der Automobil-Industrie bis 2040 rund 40.000 Stellen wegfallen, die zumeist am Verbrenner hängen. Dafür entstehen aber neue Arbeitsplätze, zum Beispiel im IT-Bereich. Die Herausforderung ist also, die Betroffenen rechtzeitig so zu qualifizieren, dass sie in Zukunft neue Tätigkeiten übernehmen können.

Das heißt: Veränderungsbereitschaft ist das A und O?

Ja, die Beschäftigten müssen offen sein und sich entsprechend weiterbilden. Man hat auch mit 55 noch nicht alles gelernt. Aber auch die Betriebe sind gefordert.

Die großen Konzerne sind bei der strategischen Fortbildung schon recht aktiv, aber in kleineren Betrieben fehlt meiner Erfahrung nach leider oft die Zeit oder auch das Personal, um das Thema konkret anzupacken.

Und was können kleinere Unternehmen in dieser Situation tun?

Wir, die Agentur Q, unterstützen die tarifgebundenen Unternehmen dabei, eine Weiterbildungsstrategie zu entwickeln – auch über eine längere Zeit. Außerdem können sich kleine und mittelständische Unternehmen in Qualifizierungsverbünden vom Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft (biwe.de) zusammenschließen, um solche Fragen gemeinsam anzugehen. Und es gibt vom Bund geförderte Transformationsnetzwerke.

Kann der einzelne Mitarbeiter seine Zukunft auch irgendwie selbst in die Hand nehmen?

Klar! Er sollte sich zuerst Gedanken machen, was er eigentlich alles schon kann – auch privat. Überfachliche Kompetenzen und Digitalkompetenzen aus dem Privatbereich sind beispielsweise auch im Beruf wertvoll.

Mit unserem AI-Kompass kann er online eine Bestandsaufnahme seiner Fähigkeiten machen. Das Tool findet sich unter aikompass.de. Mit den Ergebnissen kann er in ein Qualifizierungsgespräch mit dem Vorgesetzten gehen. Wer sich so auf den Weg macht und sich gezielt fortbilden lässt, der kann für seine berufliche Zukunft optimistisch sein.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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