Kitzingen. Offen sein für Veränderungen, Fokussieren auf das Wesentliche, projektbezogen hierarchie- und bereichsübergreifend an einem Strang ziehen – all das gehört heute zu einer modernen und agilen Arbeitsweise in Unternehmen. Auch der Nürnberger Automobilzulieferer Leoni hat sich zum Ziel gesetzt, mit dieser Unternehmensphilosophie die anstehenden Transformationen im Unternehmen anzugehen.

Die Bordnetze werden immer größer – das ist ein Problem

Insbesondere auf die Bordnetz-Sparte von Leoni im fränkischen Kitzingen kommt in den kommenden Jahren viel an Veränderung zu. Schon heute besteht ein Bordnetz aus mehr als 100 Steuergeräten und 1.000 Einzelleitungen. Und der Trend zur Vernetzung und zum autonomen Fahren wird zu noch mehr Kabeln und Elektronik im Auto führen, schätzen Experten. Das wäre dann kaum noch zu handeln.

Daher ist ganz neues Denken nötig! Die Entwicklung geht dabei klar in Richtung einer sogenannten zonalen Architektur. Das Ziel sind verschiedene kleine Teilkabelsätze, die parallel und unabhängig voneinander arbeiten. Die Vorteile: Kabelsätze für einzelne Zonen sind handlicher und damit in der Fertigung einfacher, sie sind breiter einzusetzen und in steigendem Maße zu automatisieren.

„Es ist ein komplexes und langfristiges Ziel, das wir effektiv, aber auch effizient angehen müssen“, sagt Julian Ott, Experte für Innovationsmanagement bei Leoni. Seine Aufgabe ist es, wichtige neue Techniken und Trends im Blick zu haben. „Zonale Netze sind das bestimmende Thema in der Branche und werden zu einem großen Umbruch führen“, prognostiziert er.

Neue Arbeitsmethode hat Mitarbeiter zusammengebracht

Bei Leoni hat man sich unter anderem dazu entschieden, diesen Veränderungsprozess mithilfe der Arbeitsmethode OKR zu begleiten und zu steuern. Für erste Erfolge mit diesem Ansatz wurde das Unternehmen kürzlich von den bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbänden bayme vbm mit dem „Agil.Award“ ausgezeichnet. OKR ist ein unternehmensweites transparentes Management-System, das qualitative Ziele (Objectives) und quantifizierbare Ergebnisse (Key Results) miteinander verknüpft.

Franz Hetterich, der bei Leoni das Thema Agilität bereichsübergreifend vorantreibt, hält viel von dem OKR-Prozess. „Wir haben es auf diese Weise unter anderem geschafft, die richtigen Personen aus unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens an einen Tisch zu bringen“, erklärt er.

Bei komplexen Themen sei die enge Kooperation von Entwicklern, Fertigungsexperten und Strategen aus der Managementebene unverzichtbar, sagt Hetterich. „Die Zusammenarbeit hat zudem geholfen, uns abteilungsübergreifend besser zu vernetzen – das wird dem Unternehmen auch in Zukunft von Nutzen sein.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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