Osterode. Acht Auszubildende stehen am Dienstagmorgen vor Werk III in Osterode. Sie warten auf ihren ersten Arbeitstag, den Beginn ihrer Ausbildung. Alle sind aufgeregt, keiner spricht oder stellt eine Frage. „Das wird sich schnell ändern“, weiß Susanne Blume, Assistentin der Geschäftsleitung bei KKT Frölich Kautschuk-Kunststoff-Technik GmbH, Hersteller von Gummi- und Silikonteilen.
Es wirkt auf den ersten Blick, als wäre alles wie immer. Doch dies ist der erste Ausbildungsstart in Zeiten von Corona. Nicht leicht für alle Beteiligten, aber machbar, berichtet Blume. Ein Ausbildungsjahr aussetzen? Das wurde bei KKT nie ernsthaft diskutiert: „Wir müssen immer wieder und weiter ausbilden, um die Fachkräfte von morgen zu sichern. Wenn wir diese Stellen nicht besetzen, haben wir irgendwann ein Problem“, sagt Blume.
Weniger Bewerber eingeladen und in verschiedene Räume gesetzt
Sie hätten sogar noch mehr junge Leute eingestellt – fünf Ausbildungsplätze sind frei geblieben. Blume: „Grund dafür war, dass auch uns die Corona-Pandemie im März getroffen hat. Wir hatten schon Bewerbungseingänge, aber wir wussten nicht, wie wir damit umgehen sollten. Normalerweise machen wir immer einen Einstellungstest, führen Vorstellungsgespräche und bieten vorab ein Praktikum an, damit die angehenden Auszubildenden wissen, worauf sie sich einlassen. Wie sollten wir das machen?“
Die folgenden zwei Monate nutzten die Mitarbeiter von KKT, um einen Pandemie-Plan zu erstellen, erzählt Blume: „Wir haben weniger Bewerber eingeladen, sie in verschiedene Räume gesetzt. Wichtig war, die Abstandsregeln und die Verhaltensmaßnahmen einzuhalten.“ So lief das Bewerbungsverfahren ab Mai wieder an: „Aber da war der Großteil an Bewerbern schon weg“, so Blume.
Dennoch haben in diesem Jahr acht Auszubildende ihren Weg zu KKT Frölich gefunden, darunter auch Lea Nortmann, Auszubildende zur Industriekauffrau: „Ich gehe ganz offen an die ganze Sache ran. Mir hat schon beim Vorstellungsgespräch die Atmosphäre hier gefallen. Ich bin reingekommen und hab mich gleich pudelwohl gefühlt.“ Auch Jonas Kopperschmidt, angehender Werkzeugmechaniker, freut sich auf das familiäre Klima bei KKT: „Ich habe mich bei KKT beworben, weil ich von vielen Bekannten gehört habe, dass sie hier eine sehr gute Ausbildung anbieten.“ Aus seiner Abteilung kennt er bereits zwei Kollegen vom Fußball. Mit Kautschuk hatte er bisher nichts zu tun.
Nach dem ersten Kennenlernen gab es eine Rallye über das KKT-Werkgelände
Ebenso wie Auszubildender Rick Jean Bartsch: „Ich wusste vorher noch nicht einmal, wie das alles entsteht. Der erste Einblick war schon faszinierend.“ Bartsch macht eine Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik. KKT hatte sich damals als Ausbildungsbetrieb in seiner Schule vorgestellt: „Da haben sie mich überzeugt, mehr als die anderen.“
Susanne Blume ist sich sicher, dass sich dieser Ausbildungsjahrgang abgesehen vom Bewerbungsverfahren nicht von den Jahren zuvor unterscheiden wird: „Wir haben sonst ein Willkommensevent veranstaltet, um als Team zusammenzuwachsen. Das findet dieses Jahr nicht statt. Dafür haben wir Willkommenstüten in Form eines KKT-Turnbeutels verteilt, gefüllt unter anderem mit einem KKT-Regenschirm sowie einer Trinkflasche mit Logo.“
Das KKT-Logo ist auch auf der neuen Arbeitskleidung zu finden, die am ersten Tag zur Anprobe bereitliegt. Nach dem Kennenlernen mit der Geschäftsführung starteten die Auszubildenden in eine Rallye, um die Mitarbeiter, die Arbeitsbereiche und das Werkgelände zu erkunden – natürlich mit Maskenschutz.
Sorgen aufgrund der Corona-Krise müssen sich die Auszubildenden übrigens laut Susanne Blume nicht machen: „Ich habe direkt über den aktuellen Stand informiert, auch über Kurzarbeit. Wir wollten, dass sie wissen, dass es sie nicht betreffen wird. Die Corona-Krise bekommen wir eben alle zu spüren. Wir müssen nur schauen, dass wir gestärkt aus der Krise herausgehen. Das schaffen wir.“