Zeven. Mehr zu tun durch Corona: Die 70 Mitarbeiter im Versand von Mapa sind aktuell gut beschäftigt. Schnuller, Babyflaschen und andere Artikel fürs Kleinkind sind online gut gefragt. „Im Durchschnitt versenden wir pro Tag 400 bis 500 Paletten und 1.500 Kartons“, berichtet Industriekaufmann Mirco Bullwinkel, der das Lager leitet. „Die Ware geht in über 100 Länder der Welt – per Land-, Luft- und Seetransport.“ Jeden Morgen, bevor er loslegt, misst Bullwinkel erst einmal seine Temperatur. Denn der 45-Jährige will niemanden anstecken.

Das Unternehmen Mapa produziert mit über 600 Mitarbeitern in der Kleinstadt Zeven zwischen Hamburg und Bremen. Gefertigt werden Kondome und Babyartikel für den Haushalt.

Verbraucher gingen zeitweise weniger in Drogerien einkaufen

Mapa gehört zwar zum US-Konzern Newell Brands mit Sitz in Atlanta, ist aber wie ein großer Familienbetrieb. Die Corona-Krise trifft ihn unterschiedlich, berichtet Geschäftsführer Ralf Holschumacher: „Zwar legte das Online-Geschäft zu. Aber weil die Verbraucher zeitweise weniger in Drogerien einkaufen gingen, sank die Nachfrage vorübergehend.“

Allerdings waren wegen der vorgeschriebenen Desinfektionsmaßnahmen Handschuhe und Schwämme plötzlich sehr begehrt. Und ähnlich wie beim Toilettenpapier legte die Nachfrage nach Kondomen stark zu. Geschäftsführer Holschumacher erklärt das so: „Wir wissen aus früheren Krisenzeiten, dass der Wunsch nach einem Kind zurückgestellt wird, wenn viele Menschen Zukunftsängste haben.“

Corona hat den Arbeitsalltag stark verändert

Weil die Krise die Produkte der Niedersachsen so unterschiedlich trifft, kam Mapa bisher ohne Kurzarbeit aus. Stattdessen passte das Unternehmen überschüssige Produktionskapazitäten vor allem durch den Abbau gut gefüllter Arbeitszeitkonten oder den von Resturlaub an, so Holschumacher.

Zudem hat Corona den Arbeitsalltag im Betrieb stark verändert, berichtet Personalchef Manuel Cordelair. Cordelair hält engen Kontakt zum Krisenstab des Konzerns im Nachbarland Frankreich. „Wir stimmen uns regelmäßig ab.“

Innerhalb des Betriebs habe man die Arbeitsabläufe genauestens analysiert. Das Ziel dabei: So weit wie möglich Kontakte zwischen Kollegen verringern und die Abstände zwischen ihnen bei der Arbeit vergrößern, ohne dadurch Prozesse zu erschweren. Versandleiter Bullwinkel hat mit seinem Team die Pausenregelung verändert und die Teambesprechung auf maximal zehn Minuten verringert. „Wo immer es geht, versuchen wir, uns zurzeit aus dem Weg zu gehen“, sagt Bullwinkel.

Fotowettbewerb bringt Einblicke in die Arbeit von Kollegen in Paris und Brasilien

Auch für Corinna Schweppe in der Personalabteilung hat Corona das Leben enorm verändert. Sie hat im Moment alle Hände voll damit zu tun, die verschiedenen Abteilungen in Produktion und Verwaltung von Mapa auf einen einheitlichen Informationsstand zu bringen. „Kommunikation ist derzeit besonders wichtig“, findet sie.

An manchen Tagen arbeitet die 37-Jährige im Homeoffice und erledigt wichtige Besprechungen per Videokonferenz. Als der Mutterkonzern Newell Brands kürzlich zu einem internen Fotowettbewerb aufrief, konnten alle Mitarbeiter Aufnahmen aus ihrem Alltag im Homeoffice beisteuern, berichtet Schweppe. „Es war unglaublich spannend zu sehen, wie die Kollegen in Paris oder Brasilien arbeiten.“ Das bescherte ihr ein paar angenehme Momente in schwieriger Zeit.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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