Pressig. Anpacken und die nötigen Werkzeuge bauen, flexibel und schnell reagieren, wenn neue Kundenaufträge reinkommen – für Werkzeugmacher Karlheinz Frashek war das stets selbstverständlich. „Das musste bei uns nie von oben angeordnet werden“, berichtet der 64-Jährige. „Wir organisieren die Aufträge in der Abteilung immer selbst, arbeiten zur Not auch samstags und sonntags, damit wir pünktlich fertig werden.“

Denn ohne die Vorarbeit der 25 Werkzeugbauer läuft nicht viel beim Autozulieferer KKT im 4.000-Einwohner-Ort Pressig in Oberfranken. Und Frashek als stellvertretender Abteilungsleiter stand dafür, dass die Maschinen des Unternehmens pünktlich mit der Produktion loslegen konnten.

„Wer auf den Werkzeugbau verzichtet, wird austauschbar“

„Diese Abteilung ist das Herz unseres Unternehmens“, lobt Geschäftsführer Andreas Sandner die Arbeit von Frashek. „Werkzeugbau ist die Königsklasse. Wer als Zulieferer darauf verzichtet, wird austauschbar.“

Fast 50 Jahre blieb Frashek seinem Arbeitgeber treu. In diesen Tagen geht der Oberfranke in den Ruhestand. Begonnen hat er als Auszubildender, kaum dass das Unternehmen in dem kleinen Ort nahe der früheren DDR-Grenze gegründet worden war.

Das war 1971. Mit fünf Mitarbeitern startete KKT auf dem Gelände einer ehemaligen Hühnerfarm. Dort begann Frashek nach der Hauptschule als Lehrling zum Feinwerkmechaniker. Heute ist das Unternehmen auf 65 Mitarbeiter gewachsen. Der Autozulieferer ist spezialisiert auf elektronische Steckverbindungen für den Datentransfer im Auto. Sie finden sich in Autos in aller Welt.

    Mit der Elektromobilität nehmen die Projektanfragen von Kunden sehr stark zu

    Die Werkzeuge für die Spritzgussmaschinen stellt das Unternehmen zu 90 Prozent selbst her. Was früher Zeit und Arbeitskraft gebunden hat, fertigt heute ein moderner Maschinenpark durch Vernetzung und Verbindung mithilfe von Robotern weitgehend automatisch. So verfügt der Werkzeugbau von KKT unter anderem über ein integriertes Fertigungszentrum bestehend aus einer Fünf-Achs-Fräse, zwei Erodiermaschinen und einer Messmaschine. Frasheks Berufsleben war geprägt von dieser zunehmenden Automatisierung.

    Das Unternehmen hat heute einen großen Bedarf an Werkzeugen. Die Kautschuk-Kunststoff-Technik Pressig fertigt mit 30 Spritzgussmaschinen rund um die Uhr aus Thermoplasten (durch Hitze verformbare Kunststoffe) eine große Zahl kleiner und kompliziert geformter Teile. Sie müssen auf den hundertstel Millimeter genau passen. Gefragt sind die Produkte in der Auto-Industrie, aber auch bei Elektronik- und Möbelherstellern.

    Zwar musste KKT Pressig jetzt in der Krise zum Teil Kurzarbeit anmelden. In der Elektromobilität aber, die schon länger Wachstumstreiber ist, haben aktuell die Bestellungen wieder stark angezogen. „Wir planen bereits wieder Überstunden“, so Geschäftsführer Sandner.

    Während der Arbeitszeit zum Einsatz bei der Feuerwehr

    Bei ihren Mitarbeitern setzt die KKT Group auf einen Mix aus Neugier und Erfahrung. Auch ehrenamtliches Engagement etwa in der Gemeinde wird gern gesehen. Für die Geschäftsführung war es daher immer selbstverständlich, wenn Karlheinz Frashek während der Arbeitszeit zu Einsätzen der freiwilligen Feuerwehr ausrückte. Da lag es nahe, dass er auch die Verantwortung für den Brandschutz in dem 65-Mann-Betrieb übernahm.

    Nun wechselt Frashek, dessen Frau Monika ebenfalls seit 35 Jahren bei KKT arbeitet, in den Ruhestand. „Ein Stück Firmengeschichte geht zu Ende“, bilanzierte Geschäftsführer Sandner. Alle Kollegen waren gekommen, Abschied zu nehmen, herzlich, aber mit der durch Corona gebotenen Distanz. Ihrem „Ehemaligen“ schenkten sie eine „Rentnerbank“, die Frashek auch gleich einmal ausprobierte. Noch aber macht der Senior nicht den Eindruck, als ob er sie schon bald fleißig nutzen werde.

    Kautschuk-Kunststoff-Technik Pressig

    • 1971 gegründet als kleiner Werkzeugbau mit fünf Mitarbeitern im oberfränkischen Pressig in Bayern.
    • Ende der 70er Jahre kommt der Kunststoffspritzguss hinzu. Der Betrieb spezialisiert sich auf Steckverbinder und Mehrkomponententeile.
    • Heute umfasst der in mehreren Baustufen erweiterte Standort 30 Spritzgussmaschinen. Weitere Produkte sind mittlerweile Kunststoffteile als Ersatz für Metallteile sowie Mikro-Steckverbinder.

    Autozulieferer

    Ein wichtiger Teil unserer Industrie

    • 695 Betriebe stellen hierzulande Teile und Zubehör für Kraftfahrzeuge her.
    • 80 Milliarden Euro Umsatz machen diese Firmen.
    • 310.000 Menschen sind dort beschäftigt.
    Werner Fricke
    Autor

    Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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