Wenn man auf dem Firmengebäude der Erwin Halder KG in Achstetten steht, kann man in der Ferne den Turm des Ulmer Münsters erkennen. Der höchste Kirchturm der Welt ist aber nicht eigentlich das, was Firmenchef Stefan Halder zeigen will, als er mit aktiv auf das Dach klettert. Vielmehr sieht man hier, wie das Familienunternehmen die aktuellen Probleme rund um die Energieversorgung angeht.

Die gesamte Dachfläche ist mit PV-Modulen gepflastert – eher flach aufgeständert, und zwar nicht in Südrichtung, sondern jeweils zweireihig nach Osten und Westen ausgerichtet. „So fangen wir auch die Morgen- und Abendsonne ein und erweitern unsere Ausbeute“, erklärt Halder. Früher wurden mittägliche Überschüsse ins Netz eingespeist, seit 2022 nutzt die Halder KG die zusätzlichen Kilowattstunden selbst.

Der Strompreis ist günstig und langfristig kalkulierbar

Möglich macht’s ein Stromspeicher, der auf dem Firmengelände steht. Der kompakte, rechteckige Container wurde quasi schlüssel- oder besser gesagt kabelfertig von MTU aus Friedrichshafen geliefert. „Den gespeicherten Strom nutzen wir für die Fertigung in der Spätschicht und für die Grundlast über Nacht“, erklärt Halder. „Mit diesem Gesamtsystem decken wir mehr als 50 Prozent unseres jährlichen Strombedarfs – zu einem sehr günstigen und vor allem festen, also langfristig kalkulierbaren Preis. In den nächsten 20 Jahren wird sich dieser Preis nicht erhöhen.“

Aber nicht nur die Stromkosten waren ausschlaggebend für diese Entscheidung, wie Halder betont: „An allererster Stelle steht für uns der Klimaschutz. Natürlich ist es ein weiterer unbestreitbarer Vorteil, vor Preisschwankungen geschützt zu sein. Und wir leisten einen Beitrag zur Netzstabilität.“

Auch Betriebserweiterungen werden durch den höheren Anteil an Eigenversorgung einfacher. In ländlichen Gegenden ist es nämlich für den Stromversorger relativ aufwendig, neue Anschlüsse und Leitungen zu legen. „Das bedeutet, mit dem Gesamtsystem aus Photovoltaik und Speicher entlasten wir auch die Infrastruktur“, sagt Halder.

90 Prozent Kosten beim Bürolicht einsparen

"Die Investition rechnet sich in wenigen Jahren"

Stefan Halder, Erwin Halder KG

Und der Firmenchef erklärt weiter: „Wir brauchen pro Jahr etwa 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom für unsere Fertigung. Wenn man den aktuellen Strompreis zugrunde legt, amortisiert sich die Investition in wenigen Jahren.“ Es geht aber nicht nur um Energiegewinnung, sondern gleichzeitig auch um Energieeinsparungen. Zurzeit werden die Büroräume renoviert. Diese Gelegenheit nutzt der Geschäftsführer, um die gesamte Beleuchtung auf LED samt neuer Regelungstechnik umzustellen. Das allein bringt eine Kosteneinsparung bei Bürolicht von satten 90 Prozent!

Und bei der Heizung geht es weiter mit der Effizienz: Hier ist bis 2025 die Umstellung von Erdgas auf Wärmepumpen geplant. Die kürzlich neu gebauten Lagerhallen wurden hierfür bereits mit geeigneten Fußbodenheizungen ausgestattet.

Das Unternehmen

Mit rund 220 Beschäftigten produziert die Erwin Halder KG in Achstetten Handwerkzeuge, vornehmlich Hämmer, und Normalien (standardisierte Elemente) für Vorrichtungs-, Spann- und Bediensysteme und Teile für die Luftfahrt.

Der familiengeführte Traditionsbetrieb entwickelt und fertigt über 80 Prozent seines Sortiments selbst und produziert ausschließlich in Deutschland.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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