Wenn Azubis Politikern ihren Lehrberuf erklären und diese aus erster Hand erfahren, wie eine Ausbildung abläuft, dann kann man wohl von einer Win-win-Situation sprechen. So war es Ende Januar in Wismar. Mehrere Nachwuchskräfte von Egger Holzwerkstoffe nahmen fünf Vertreter der CDU und SPD mit in ihre Ausbildungswerkstatt und ermöglichten ihnen damit aufschlussreiche Einblicke – wegen Corona natürlich virtuell und per Live-Stream.

Die Veranstaltung unter dem Titel „Ausbildung rockt“ war der Auftakt zur neuen Serie „Politiktour“, die die Arbeitgeberverbände AGV Nord und Nordmetall ins Leben gerufen haben, um den Blick der Politik für die duale Ausbildung und weitere Themen zu schärfen.

Kritik an Berufsschulen

Elf Ausbildungsberufe bietet Egger, vom Lageristen bis hin zum Elektroniker. Dabei engagiert sich der Betrieb intensiv, um die Ausbildung stetig attraktiver zu gestalten.

Digitalisierung spielt dabei eine große Rolle. Berichtshefte etwa führen die Azubis nur noch auf iPads, die Egger zur Verfügung stellt. „Doch was nützt das“, fragt Ausbilder Mirko Gaitzsch, „wenn sie in der Berufsschule Papierausdrucke abliefern müssen?“ Noch deutlicher wird sein Chef Ralf Lorber, der den Standort leitet. Sein Eindruck ist, dass „es in den Berufsschulen an jedweder Weiterentwicklung fehlt“. Dadurch leide die Attraktivität der Ausbildung.

Fünf Landtagsabgeordnete machten mit

Die fünf Landtagsabgeordneten (Dietmar Eifler, Bernhard Wildt und Marc Reinhardt von der CDU sowie Elisabeth Aßmann und Thilo Gundlack von der SPD) hörten aufmerksam zu und beteiligten sich rege. Unter anderem fragten sie, wie es gelingen kann, die Theorie wieder näher an die Praxis heranzubringen.

Die Antwort der Firmen und Verbände: Verpflichtende Weiterbildungen für Berufsschullehrer, mehr Verbindlichkeit bei der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft sowie eine bessere Ausstattung der Berufsschulen können helfen.

Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung und Arbeitsmarkt der beiden Verbände, mahnte denn auch eine engere Kooperation der Berufsschulen mit den Betrieben an. „Sonst wird die digitale Lücke zwischen der Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule immer größer. Und das würde den Fachkräftemangel weiter verstärken.“

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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