Ist eine Ausbildung in den klassischen Metall- und Elektro-Berufen heute noch zukunftsfähig? Darüber sprach aktiv mit Johannes Krumme. Er ist Geschäftsführer des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT, das Betriebe und Schulen zusammenbringt und sich für die Berufsorientierung engagiert.
Herr Krumme, aktuell sind in Baden-Württemberg noch etliche Lehrstellen unbesetzt. Woran liegt das?
Zuerst die erfreuliche Nachricht: Dieses Jahr wurden insgesamt wieder mehr Ausbildungsverträge geschlossen. Speziell in der M+E-Industrie ist das Problem aber oft das Matching, also passende Bewerber und Stellen zusammenzubringen. Manche wissen nicht wirklich, worauf sie sich bewerben, da hapert es an der Berufsorientierung.
Fehlt es denn nur am Überblick oder haben die klassischen Industrieberufe keine Zukunft mehr?
Die M+E-Industrie wird auch künftig ganz klar das Herz unserer Wirtschaft bleiben. Hier werden die Technologien entwickelt, die wir für den Klimaschutz brauchen. Das geht nur mit dem Automobilbau und dem Maschinenbau, also unseren Kernbranchen. Und auch die Medizintechnik ist ein gigantischer Zukunftsmarkt. Die Aufstiegschancen für Industrie-Azubis sind einem Hochschulabschluss durchaus gleichwertig. Ein Techniker oder Meister verdient oft sogar besser als etwa ein Geisteswissenschaftler.
Und wie finde ich heraus, ob mir das überhaupt liegt?
Ideal zum Reinschnuppern sind die „Praktikumswochen-BW“ (Infos unter: praktikumswoche-bw.de) in diesen Herbstferien und den zwei Schulwochen davor. Jederzeit ganz aktuell können Jugendliche und ihre Eltern sich auf dem Portal meberufe.info einen Überblick über Berufe und freie Ausbildungsplätze verschaffen.
Aber für eine Ausbildung ist dieses Jahr der Zug schon abgefahren, oder?
Nein, bis Ende des Jahres kann man noch einsteigen. Auf Last-minute-Lehrstellenbörsen, zum Beispiel bei der Agentur für Arbeit, oder auf der Plattform M+E-Berufe-Info sind offene Plätze ausgeschrieben. Alternativ bietet sich die Einstiegsqualifizierung an, ein Programm der Agentur für Arbeit. Es führt an den Ausbildungsbeginn im kommenden Jahr heran.
Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.
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