Frankfurt. Eigentlich könnte das Geschäft brummen. Aber es fehlt in vielen Betrieben an Rohstoffen, Vorprodukten und Material. All das ist knapp oder steckt gerade irgendwo auf der Welt in Containern fest. Dieser Flaschenhals-Effekt bremst auch die Betriebe der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie in ihrem Bemühen, die Rezession und die Folgen von Corona hinter sich zu lassen.

Wie eine Blitzumfrage des Arbeitgeberverbands Hessenmetall bei seinen Mitgliedsunternehmen im November zeigte, ist bei fast allen die Produktion durch Lieferengpässe erschwert.

2020 hat die M+E-Industrie allein in Hessen im Vergleich zu 2019 über 6 Milliarden Euro Umsatz verloren und ist noch lange nicht da, wo sie vor Rezession und Corona schon mal war. Im Gegenteil. Sie ist sogar weiter zurückgefallen. Wie die bundesweiten Zahlen der M+E-Industrie zeigen, liegt die Produktion in Deutschland im dritten Quartal 2021 um 22 Prozent unter dem Stand von Ende 2018.

Erholung wird deutlich länger dauern als erhofft

„Die meisten kämpfen sich immer noch aus diesem Tal, und die Erholung wird durch die Engpässe deutlich länger dauern als erhofft“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende von Hessenmetall, Wolf Matthias Mang.

Denn Vorprodukte, Rohstoffe und Materialien sind nach Angaben der Firmen für die Blitzumfrage entweder gar nicht, nicht in der benötigten Menge, nicht in der benötigten Zeit oder nur deutlich teurer zu bekommen. Bereits seit mehr als einem halben Jahr drücken die Engpässe, und man rechnet mit weiteren Umsatzverlusten.

Ein Drittel befürchtet, dass die Probleme noch lange anhalten, zwei Drittel der Unternehmen können ein Ende der Engpässe noch gar nicht absehen. Mang: „Mitten im Strukturwandel wird die Last auf dem Rücken der Unternehmen immer schwerer.“

Zwar suchen viele jetzt nach alternativen Produkten, und man versucht, die gestiegenen Kosten über höhere Preise zumindest teilweise an die Kunden weiterzugeben: „Aber leider zwingen die Engpässe auch fast jedes fünfte Unternehmen erneut zu Kurzarbeit oder sogar zum Abbau von Beschäftigung“, betonte Mang.

Lkws sollen auch mal an Sonn- und Feiertagen fahren

Um all das abzumildern, wünschten sich die Unternehmen vor allem weniger Handelsbarrieren, eine verbesserte Zollabfertigung und die zeitweise Aussetzung des Lkw-Fahrverbots an Sonn- und Feiertagen.

Mang: „Zudem muss die Politik mittel- bis langfristig bessere Voraussetzungen dafür schaffen, dass kritische Teile wie beispielsweise Halbleiter verstärkt in Deutschland und Europa hergestellt werden.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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