Noch warten oder lieber kaufen, womöglich zu einem überhöhten Preis? Wer derzeit Heizöl braucht, steht vor dieser schwierigen Frage.

Öl, Krisen und Krieg wie jetzt in der Ukraine – das hängt eng zusammen und bestimmt, was bei uns eine warme Wohnung und eine heiße Dusche kosten. Weltpolitik, die Pandemie, festsitzende Tanker oder auch ein Niedrigwasser auf dem Rhein: All das hat Einfluss auf den Rohölpreis. Und der wiederum macht Heizöl, mit dem noch ein Viertel aller deutschen Haushalte heizt und Warmwasser bereitet, auf einen Schlag teurer – oder in manchen Fällen billiger!

Weltpolitik und Rohölmärkte im Blick behalten

„Heizöl ist der Energieträger mit den stärksten Preisschwankungen“, erklärt Christina Wallraf, Referentin für Energie der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Im Sommer ordern, wenn keiner ans Heizen denkt? „So einfach funktioniert das leider nicht“, so die Expertin. Was man für eine Füllung des Heizöltanks im Keller bezahlt, hängt von der politischen Lage sowie von Angebot und Nachfrage an den Rohölmärkten ab.

Derzeit geht es da eher hoch her. Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben sich die Kosten für Heizöl im April 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat in etwa verdoppelt, registrierte etwa das Marktbarometer heizoel24.de.Bei einem Jahresverbrauch von 2.500 Liter Heizöl entstehen Mehrkosten von grob gerechnet 1.500 bis 2.500 Euro. Da hilft auch der beschlossene Energiezuschuss für Arbeitnehmer von einmalig 300 Euro nicht viel.

Unsicherheit treibt den Preis: Unmittelbar mit Ausbruch der Kämpfe am 24. Februar stieg die Nachfrage nach Heizöl sprunghaft an: Es wurde fünfmal so viel Heizöl geordert wie üblich, berichtet die Plattform. Viele Käufer hatten auf fallende Preise zum Ende der winterlichen Heizperiode spekuliert. Sie habe es auf dem falschen Fuß erwischt.

Dass es zu einem Krieg am Rand Europas kommt, konnte keiner ahnen. Doch manchmal gibt es Zeichen. Beim Heizölkauf heißt es daher genau hingucken, was in der Welt passiert. Internet-Portale wie esyoil.de, heizoel24.de oder tecson.de helfen, das Marktgeschehen einzuordnen. Man kann dort Preis-Alarme einstellen und die Notierungen über längere Zeit vergleichen. „Das hilft, ein Gefühl für die Preise zu bekommen“, so Verbraucherschützerin Wallraff.

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Im günstigen Augenblick bestellen

Zweiter großer Faktor ist Corona: Die Pandemie legte bereits zu Beginn schon einmal die Wirtschaft in China teilweise lahm, daher brauchte sie weniger Rohstoff, das führte zu einem Überangebot und zu sinkenden Preisen. Der Zeitpunkt der Bestellung fällt also ganz besonders ins Gewicht. Er zählt und nicht das Datum der Lieferung.

Einen Preisnachlass kann es zudem für längere Lieferfristen oder Sammelbestellungen geben. Letztere lohnen sich jedoch nur, wenn die anderen Besteller in der Nähe wohnen und nicht wesentlich weniger Öl ordern als man selbst. Man sollte darauf achten, dass die Bestellmengen getrennt aufgelistet, die jeweiligen Lieferadressen gesondert genannt sind und die jeweiligen Teilbeträge separat beglichen werden – sonst kann es sein, dass man mithaftet, falls einer der Besteller die Zahlung verweigert.

Tank leer, Öl teuer? Wer nicht auf bessere Zeiten warten kann, für den kann der Kauf von Teilmengen eine Lösung sein, etwa 1.000 Liter, die nur den halben Jahresbedarf abdecken. Das verschafft einen zeitlichen Puffer.

Beim Tankvorgang selbst sollte man jedenfalls dabei sein und prüfen, ob das Zählwerk zu Beginn auf null steht und ob die Anzeige am Ende mit dem Wert auf dem Lieferschein übereinstimmt. Achtung: „Ausgetüftelte Betrügereien können Laien kaum entdecken“, warnt Expertin Wallraf. Sie empfiehlt daher Händler mit RAL-Gütezeichen. Deren Tankwagen werden regelmäßig von unabhängiger Stelle überprüft.

Besonders viel Geld lässt sich auf Dauer ganz anders sparen: mit moderner Heiztechnik. Die ist besser für die Umwelt und wird zudem vom Staat gefördert. „Wer kann, sollte vom Öl auf andere Energieträger umsteigen“, empfiehlt Wallraf, „besonders, wenn der Kessel schon älter ist.“

Hier auf aktiv-online lesen Sie weitere Tipps zum Sparen von Heizkosten.

Neue Ölheizungen sind nicht mehr erwünscht

  • Klimaschutz: Das Heizen verbraucht in Deutschland etwa ein Drittel der Energie. Der Staat fördert daher das Umrüsten auf effizientere, klimafreundliche Technik.
  • Einbauverbot: Ab 2026 dürfen Ölheizungen nur noch gekoppelt mit erneuerbaren Energien eingebaut werden – und ansonsten nur, wenn kein Anschluss ans Gas- oder Fernwärmenetz möglich ist. Das ist Teil des deutschen Klimaschutzpakets.
  • Austauschprämie: Eine Förderung neuer Heizungsanlagen kann im Zuge der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden. Bis zu 45 Prozent der Investitionskosten übernimmt der Staat. Infos im Web: energiewechsel.de
Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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