Spenden und Gutes tun, das ist bei den Deutschen durchaus beliebt. Vor allem zum Jahresschluss zeigen sich viele spendabel. Bald ist wieder Weihnachten, da will man eben auch Fremden einfach besonders gern eine Freude machen.

Insgesamt 5,7 Milliarden Euro gaben die Bundesbürger allein im Jahr 2022 spontan für gute Zwecke oder Menschen in Not. Im Schnitt sind das 43 Euro pro Spende, ein Rekord und das zweitbeste Ergebnis seit Beginn der Erhebung 2005, wie die Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des Deutschen Spendenrats ermittelt hat.

Die humanitäre Hilfe macht dabei gut drei Viertel der gesamten Spenden aus. Davon wiederum flossen ein Drittel an die Not- und Katastrophenhilfe. So stieg das Spendenaufkommen im Jahr 2020 aufgrund der Coronakrise, ein Jahr später wegen der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen.

2022 stand im Zeichen der Hilfe für flüchtende Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Gesamtspenden hier enorm: von 347 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro. Der Anstieg fällt ins Frühjahr 2022, den Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Gesamt gesehen ist jedoch nach wie vor der Dezember und damit die Zeit vor Weihnachten mit Abstand der wichtigste Spendenmonat für die Bundesbürger und -bürgerinnen: 2022 kam hier allein mehr als 1 Milliarde Euro zusammen.  

Hunderttausende Pakete mit Spielzeug und Süßigkeiten

Viele geben nicht nur Bares, sondern auch Essbares oder Nützliches, das man anderswo entbehrt. Schon mit einer Packung Keksen und Tomatensuppe kann man zum Beispiel Gutes tun, beim Einkaufen im Supermarkt: 373.304 vorgepackte Spendentüten mit haltbaren Lebensmitteln je im Wert von 5 Euro legten die Kunden bei der diesjährigen „Tafelaktion“ der Lebensmittelkette Rewe aufs Kassenband. Die Tüten mit haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Tomatensuppe oder Schokolade gingen bundesweit an Tafeln für Bedürftige.

Tausende Spender und Ehrenamtliche beteiligen sich zudem jedes Jahr an speziellen Aktionen zur Weihnachtszeit. Kitas, Schulen, Vereine und auch viele Betriebe machen da mit. Sie stecken Spielzeug, Stifte, Seife, Süßigkeiten, Kleidungsstücke oder Kuscheltiere in Kartons, die Freiwillige dann ans Ziel bringen. Oft zu Schulen, Waisen- und Krankenhäusern oder Behindertenheimen in den ärmsten Regionen Osteuropas.

„Weihnachten im Schuhkarton“ ist die weltweit größte dieser Aktionen, in Deutschland gibt es gut 4.200 Sammelstellen. Dahinter steht das Hilfswerk Samaritan’s Purse aus den USA, dessen erklärtes Ziel die Verbreitung der christlichen Botschaft ist. Im Jahr 2022 wurden im deutschsprachigen Raum 291.554 Kartons mit gepackt, etwa mit Kuscheltier, Kleidung sowie Süßigkeiten, weltweit waren es rund 10,6 Millionen.

Präsente für Arme sammeln auch andere Hilfsorganisationen wie Humedica aus Kaufbeuren („Geschenke mit Herz“) und der Weihnachtspäckchenkonvoi („Kinder helfen Kindern“). Dieser rollt Anfang Dezember in die osteuropäischen Zielländer und beliefert trotz, oder gerade wegen, des Krieges auch die Ukraine. Für die „Weihnachtstrucker“ der Johanniter kann man noch bis 15. Dezember Pakete an den Sammelstellen abgeben.

Doch kommt das auch alles wirklich an? „Eine berechtigte Frage“, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI). Es wird staatlich gefördert und gibt seriöse Auskunft zum Spendenwesen.

Ruhig auch mal in der eigenen Nachbarschaft umsehen

Auf seiner Webseite listet das Institut Organisationen vom „Afghanischen Frauenverein“ und „Ärzte ohne Grenzen“ bis zu Weltfriedensdienst auf, die das DZI-Spendensiegel tragen: Es steht für einen verantwortungsvollen Einsatz der Mittel, was regelmäßig überprüft wird.

„Natürlich ist nicht jede Organisation ohne DZI-Siegel automatisch unseriös“, sagt Wilke. Kleine, lokale Initiativen seien in der Regel nicht verzeichnet. Doch genau da, in der Nachbarschaft, sollten sich Spender ruhig zuerst umsehen – auch dort kann ja Hilfe nötig sein. Etwa nach dem Hochwasser in Westdeutschland im Sommer 2021. Nach Angaben des DZI kamen damals insgesamt 655 Millionen Euro für die Flutopfer zusammen. Vor allem im Hinblick auf die Menschen in der Ukraine zeigen sich die Bundesbürger und -bürgerinnen hilfsbereit. Die Spenden erreichten mit 862 Millionen Euro einen Rekord (Stand Oktober 2022).

Was Spender wissen sollten

Gezielt spenden: Überlegen, was einem besonders am Herzen liegt, und die Spenden auf wenige Organisationen konzentrieren – das hält deren Verwaltungsaufwand klein. Geldspenden sind flexibler einsetzbar als Sachspenden.

Vorsichtig sein: Die meisten Organisationen in Deutschland sind vertrauenswürdig. Es gibt aber leider auch schwarze Schafe mit wohlklingenden Namen. Sinnvoll ist ein kurzer Abgleich mit einer seriösen Warnliste, wie Sie zum Beispiel das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bereithält: dzi.de

Geltend machen: Spenden kann man von der Steuer absetzen. Bei Einzelspenden bis 300 Euro oder Zuwendungen im Katastrophenfall reicht als Beleg ein „vereinfachter Nachweis“ wie zum Beispiel der Kontoauszug.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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