Köln. Das Interesse an E-Autos steigt – und damit auch der Bedarf an privaten Lademöglichkeiten: „Die Leute haben eventuell noch gar kein Elektroauto, denken aber schon über eine Wallbox nach“, heißt es beim Verband privater Bauherren. Denn so eine Ladestation für die Hauswand beschleunigt den Ladevorgang enorm. aktiv hat mit verschiedenen Experten darüber gesprochen.
In der Regel wird ein Auto mit Elektroantrieb nachts auf dem heimischen Stellplatz oder in der Garage aufgeladen sowie auch mal tagsüber am Arbeitsplatz. So erklärt es Roman Suthold vom ADAC Nordrhein. In beiden Fällen reicht eine Elf-Kilowatt-Wallbox aus.
Achtung: Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge muss man grundsätzlich beim Netzbetreiber anmelden, bei mehr als elf Kilowatt (kW) sind sie zudem genehmigungspflichtig – da könnte es also sein, dass der Netzbetreiber den Antrag ablehnt.
Vor allem bei älteren Gebäuden muss geprüft werden, ob das Hausnetz die Belastung durch die Wallbox aushält
Eine einzelne Elf-kW-Wallbox führe in der Regel nicht zu einer Überlastung des hauseigenen Stromnetzes, betont Andreas Habermehl vom Innungsverband ZVEH. Selbst eine 22-kW-Wallbox sei meistens unproblematisch. Allerdings sei es immer sinnvoll, die Belastbarkeit des Hausnetzes vorab zu überprüfen. Kostenlose Erstberatungen bietet zum Beispiel der ADAC in Zusammenarbeit mit Elektrofachbetrieben an.
Ein sogenannter E-Check empfehle sich vor allem bei älteren Häusern, sagt Habermehl warnend: „Der Löwenanteil der Gebäude im Bestand verfügt über Elektroanlagen, die noch nicht auf die neuen Anforderungen ausgelegt sind.“
Bei einer frei zugänglichen Wallbox solte man die Zugangsberechtigung regeln
Sollen gleich mehrere Wallboxen installiert werden, beispielsweise in der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses, ist ein sogenanntes Energiemanagementsystem sinnvoll, um eine Überlastung des Netzes zu vermeiden. So ein System sorgt dafür, dass nicht alle Fahrzeuge gleichzeitig laden.
Bei frei zugänglichen Wallboxen rät ADAC-Mann Suthold generell zu einer individualisierten Zugangsberechtigung zum Beispiel per RFID-Karte: „Das verhindert eine unerlaubte Fremdnutzung.“ Wird die Anlage von mehreren Parteien genutzt, ist damit auch eine transparente Abrechnung möglich.
Achtung: Die Kosten der Wallbox sind oft geringer als die Kosten der Montage!
Unterm Strich müsse man für die Wallbox selbst zwischen 500 und 2000 Euro veranschlagen, sagt Suthold weiter. Hinzu kommen jedoch mitunter beträchtliche Kosten für die Montage: Für die Verbindung von Ladegerät und Elektroanschluss müssen oft Wände durchbrochen und Erdreich ausgehoben werden, da sind schnell einige Tausend Euro weg.
Was der Verband privater Bauherren betont: „Ohne einen Elektrofachbetrieb geht es überhaupt nicht.“ Das KfW-Förderprogramm des Bundes für Wallboxen ist mittlerweile ausgelaufen (ob es neu aufgelegt wird, ist noch nicht klar). Zuschüsse kann man aktuell noch von einzelnen Bundesländern oder Kommunen bekommen.
Übrigens: Auch für Mieter sowie für Besitzer einer Eigentumswohnung ist der Weg zur eigenen Wallbox inzwischen einfacher. Infos über die entsprechende Änderung im Wohnungseigentumsgesetz finden Sie hier auf aktiv-online. Rechtlich werden ihnen jetzt kaum noch Steine in den Weg gelegt, wenn sie in der Tiefgarage oder auch auf dem grundstückseigenen Stellplatz eine Ladestation errichten wollen. „Vermieter dürfen entsprechende Anträge nicht ablehnen – und Eigentümergemeinschaften nur bei sehr triftigen Gründen“, sagt der ADAC-Experte.
E-Auto darf in der Tiefgarage parken
Kann eine Eigentümergemeinschaft das Abstellen von E-Autos in der Tiefgarage verbieten? Nein – denn so ein Beschluss verstößt inzwischen gegen die Grundsätze ordnungsgemäßer Verwaltung (Amtsgericht Wiesbaden, 4.2.22, 92 C 2531/21).
Dafür hat das Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz gesorgt. Heutzutage kann jeder Wohnungseigentümer „angemessene bauliche Veränderungen verlangen, die dem Laden elektrisch betriebener Fahrzeuge dienen“. Und es wäre ja widersinnig, wenn man eine Wallbox in der Tiefgarage einbauen darf, diese anschließend aber nicht nutzen kann.
Nach seinem Germanistik-Studium in Siegen und Köln arbeitete Tobias Christ als Redakteur und Pauschalist bei Tageszeitungen wie der „Siegener Zeitung“ oder dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Derzeit schreibt er als freier Journalist Beiträge für Print- oder Onlinemedien. Für aktiv recherchiert er vor allem Ratgeberartikel, etwa rund um die Themen Mobilität und Arbeitsrecht. Privat wandert der Kölner gern oder treibt sich auf Oldtimermessen herum.
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