E-Bikes werden immer beliebter. Gerade in Corona-Zeiten kann man damit bequem zur Arbeit oder zum Einkauf fahren, sich fit halten und auch bei längeren Radtouren macht man dank unterstützender Technik nicht schlapp. Kein Wunder, dass die Bikes begehrt sind. Allerdings kosten sie nicht nur in der Anschaffung mehr als herkömmliche Räder, sie brauchen auch andere Pflege.
Dafür bieten Fahrradwerkstätten Wartungen und Inspektionen an. Aber muss man darauf zurückgreifen? Und wenn ja, wie oft und wie viel kostet das? Stephan Behrendt, Technik-Experte des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in NRW klärt die wichtigsten Fragen.
Ist man als E-Bike-Besitzer zu einer Inspektion verpflichtet?
„Nein, eine Pflicht besteht nicht“, sagt Behrendt. „Die gibt es ja beim eigenen Auto auch nicht. Aber eine Inspektion ist sinnvoll!“ Allein schon für die eigene Sicherheit. Komponenten wie hydraulische Felgenbremsen oder Scheibenbremsen müssen einwandfrei funktionieren, damit es nicht zu gefährlichen Unfällen kommt. Schließlich ist man mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs. Außerdem habe man weniger Probleme bei Gewährleistungsfällen, weiß der Experte.
„Zudem haben E-Bikes einen höheren Verschleiß als normale Fahrräder, weil sie in der Regel mehr Kilometer fahren und eine größere Masse haben“, erklärt Behrendt. Übrigens: Wie bei Autos gibt es auch für E-Bikes ein Scheckheft: Wer das nicht hat, sollte die Quittungen der Inspektionen aufbewahren.
Ausnahme von der Regel: Leasingräder müssen zur Inspektion
Inzwischen bieten viele Firmen ihren Mitarbeitern in Kooperation mit entsprechenden Leasingfirmen attraktive Rad-Leasingangebote an. In diesen Fällen ist eine Inspektion einmal im Jahr sogar vorgeschrieben. Diese muss man auch tatsächlich machen, sonst drohen Strafzahlungen. In manchen Fällen trägt sogar der Arbeitgeber die Kosten für den jährlichen Check.
Aber auch privat kann man mittlerweile über Abos ein E-Bike kostengünstig nutzen – entweder in der Freizeit oder als Pendler. Wie das funktioniert, lesen Sie auf aktiv-online.de: E-Bike: Pendeln mit dem Fahrrad.
Auch private E-Biker sollten auf jeden Fall eine jährliche Inspektion vornehmen
Wer ein E-Bike selbst besitzt, sollte sich aber ebenfalls eine jährliche Inspektion gönnen – aber spätestens nach 2.000 Kilometern sollte man in der Werkstatt auftauchen. „Dort werden dann eine Kontrolle des Batterie-Management-Systems durchgeführt und ein Software-Update gemacht“, sagt Behrendt. Beides ist wichtig, denn: „Defekte Zellen in der Batterie erhöhen die Brandgefahr, das kann mit diesen Tests und Updates verhindert werden.“
Was zu einer Inspektion gehört: Fehlercodes auslesen, Motor und Bremsen checken
Die Werkstätten lesen über den Diagnosestecker zunächst Fehlercodes aus. „Bei billigen Modellen aus China wird es übrigens schwierig mit Updates und Co. – das sollte man schon beim Kauf wissen“, sagt Experte Behrendt.
Nicht immer ist für Kunden ersichtlich, welchen Umfang eine E-Bike-Inspektion hat. Deshalb sollte man vorher nachfragen, welche Leistungen dazugehören. Überprüft werden sollten neben den genannten Maßnahmen auf jeden Fall die Festigkeit von Vorbau und Lenker, die Funktion der Bremsen und der Sitz von Schrauben an Motor und Kette. Besser noch: Es werden alle Schrauben kontrolliert. Achtung: Nicht jede Werkstatt händigt ihren Kunden das Protokoll eines Software-Updates aus, so die Erfahrung des Experten. Will man die Dokumentation haben, sollte man das vor der Inspektion klären.
Nach Abholung des Rads: Bremsen gleich überprüfen
Bei der Abholung nach der Inspektion sollte man prüfen, ob die Bremsen auch wirklich gut ziehen. Bremsbeläge müssen nicht unbedingt ausgetauscht werden, aber man sollte nachhorchen, wenn die Werkstatt auf den Austausch verzichtet hat.
In einer guten Werkstatt erklären Mitarbeiter, was bei der Inspektion sonst noch aufgefallen ist. Auf eines macht der ADFC-Experte aufmerksam: „Man kann man die Tests nicht selbst durchführen.“ Der Gang in die Werkstatt ist also unumgänglich. „Mit etwa 80 Euro inklusive Software-Update muss man rechnen. Da sind aber noch nicht das Material und die Arbeitszeit für einen eventuell nötigen Teiletausch drin.“ Dennoch sollte einem die eigene Sicherheit das schon wert sein. Außerdem dient ein regelmäßiger Check der Langlebigkeit des E-Bikes.
Warten in Eigenregie: Rahmen und Ritzel reinigen, Kette ölen
Rahmen, aber auch Akku und Elektronik sollten in regelmäßigen Abständen sanft gereinigt werden, Wasser sollte aber nicht an Akku und Elektronik kommen, diese Teile also vorher abdecken.
Der Hochdruckreiniger ist dabei generell tabu, vorsichtige Handarbeit ist angesagt. Die Fahrradkette eines E-Bikes sollte etwa alle 800 Kilometer geölt werden. Dafür erst altes Öl und Dreck mit Bürste und Lappen aus den Ritzeln entfernen, dann das neue Öl auf die Kette bringen. Dieses am besten vorne am Motor auftragen, damit kein Öl in die Bremsen gelangt. Nach dem Ölen die Kette ein paarmal durchlaufen lassen, dabei auch durch die Gänge schalten. Welche Tipps für die Wartung von nicht motorisierten Rädern gelten, lesen sie auf aktiv-online.de: Fahrrad winterfest machen: 10 hilfreiche Tipps.
Tipps für Herbst und Winter
„Es gilt wie beim normalen Bike: Feuchtes Salz ist tödlich. Also nach der Tour das Rad ordentlich abwaschen und abtrocknen. Den Akku nicht im kalten Keller oder der kalten Garage lassen, sondern mit in die Wohnung nehmen“, sagt Behrendt. Räder, die den Akku fest verbaut haben, sollten nie in eisiger Kälte gelagert werden. Der Akku könnte dadurch Schaden erleiden. Abnehmbare Akkus sollte man deshalb nach der Fahrt entnehmen. Während der Fahrt entwickeln die Zellen in der Regel Wärme, die sie vor einer Unterkühlung schützen.