Düsseldorf. Statistisch gesehen wirft jeder Bundesbürger jedes Jahr rund 75 Kilo Lebensmittel weg – oft Nahrung, die gar nicht verdorben ist. Eine gigantische Verschwendung, die die Umwelt und den Geldbeutel unnötig belastet. Was kann man dagegen tun? aktiv hat das mit Frank Waskow besprochen, er ist Ernährungsexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Hier seine wichtigsten Tipps – beachtet man sie, wandert weniger Essbares in den Müll:

Planung

Der Einkauf von Lebensmitteln sollte gut vorbereitet werden, mit gründlichem Blick in Vorratskammer und Kühlschrank. Was ist noch da und muss bald verbraucht werden? Dann sollte man sich darüber klar werden, welche Mengen tatsächlich nötig sind – das gilt vor allem, wenn man noch nicht viel Routine in Sachen Kochen hat. Ganz wichtig: Einkaufsliste schreiben! Die schützt vor unbesonnenen Spontankäufen. Und damit vor Lebensmittelmengen, die man dann gar nicht bewältigen kann.

Einkauf

Niemals hungrig in einen Supermarkt gehen! Das führt gerne mal zu einem überbordenden Einkaufsverhalten. Generell verleiten Groß- und Riesenpackungen mit ihrem günstigeren Kilopreis zum Zugreifen. Doch oft kauft man damit mehr, als man sinnvoll verbrauchen kann. Dagegen kann man unbesorgt auch mal zu Lebensmitteln greifen, deren Mindesthaltbarkeitsdatum (kurz MHD) bald abläuft: Sie werden oft reduziert angeboten und sind ja noch einige Tage haltbar.

Lagerung

Werden Lebensmittel richtig aufbewahrt, halten sie länger. Kartoffeln und Möhren gehören in einen kühlen, dunklen Raum – feineres Gemüse wie Brokkoli oder Bohnen dagegen ins Gemüsefach des Kühlschranks. Äpfel und Tomaten separat lagern! Sie geben Ethylen ab, das andere Obstsorten schneller reifen lässt. Beim Einräumen in den Kühlschrank sollte man darauf achten, die neuen Einkäufe hinter die noch vorhandenen Dinge zu legen, damit diese zuerst verbraucht werden.

75 Kilo Lebensmittel pro Kopf und Jahr wandern in Deutschland in den Müll

Normalerweise hat ein Kühlschrank verschiedene Temperaturzonen. Ganz oben sind die wärmeren Fächer: Dort gehört etwa angebrochene Marmelade hin. In der Mitte sind Milch und Käse gut aufgehoben. Darunter, wo es am kühlsten ist, sollten Fleisch, Wurst und Fisch aufbewahrt werden. Und Salat sowie empfindliches Gemüse kommt ins Gemüsefach.

Datumsangabe

Oft gibt es Missverständnisse, was das MHD angeht. Bis zu diesem Zeitpunkt garantiert der Hersteller, dass sein Produkt einwandfrei ist. Das bedeutet aber nicht, dass ein Lebensmittel am Tag nach dem Überschreiten des MHD verdorben ist! Viele Produkte können noch lange nach ihrem MHD problemlos verzehrt werden: Zucker, Salz, Reis und Mehl etwa, eifreie Nudeln oder Konserven. Joghurt zum Beispiel sollte man einfach selbst kritisch prüfen: Durch Ansehen, Riechen und Schmecken kann man feststellen, ob etwas schlecht geworden ist. Vorsicht aber bei Fisch, Geflügel oder (Hack-)Fleisch! Hier ist kein MHD, sondern ein Verbrauchsdatum angegeben – und an dieses sollte man sich tatsächlich streng halten.

Einfrieren und einkochen

Ist doch mal zu viel da, lässt sich manches einfrieren: Brot und Fleisch ebenso wie etwa Butter oder Käse mit hohem Fettanteil. Aus schon leicht welkem Obst lassen sich noch gut Kompotte oder Marmeladen zubereiten. Auf der Site „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gibt es weitere Informationen speziell dazu und generell zum wichtigen Thema Lebensmittelverschwendung.

Große Tüte für kleines Geld – die App „Too good to go“

Die Idee ist bestechend einfach: Per App geben Supermärkte, Restaurants und Hotels überschüssige Lebensmittel ab, die sonst in der Tonne landen würden. Private Verbraucher bekommen so günstig Produkte in oft hoher Qualität – die dann allerdings schnell verputzt werden sollten. „Too good to go“ heißt diese App, und sie kommt an: Inzwischen beteiligen sich zum Beispiel auch die Ketten Real und Nordsee an der Aktion. Der Fischrestaurant-Betreiber erklärt dazu: „Die Tüte enthält nur Gerichte und Snacks, die am jeweiligen Tagesende übrig geblieben sind. Welche Produkte sich genau darin befinden, bleibt bis zur Abholung eine Überraschung.“