Mit dem Elterngeld unterstützt unser Sozialstaat junge Familien in den ersten Lebensjahren des Kindes. Die Regelungen dazu sind sehr flexibel, sodass es für praktisch jede Familienkonstellation eine Lösung gibt. Das macht die Sache allerdings auch kompliziert. Hinzu kommen die manchmal schwer verständlichen Antragsformulare. Doch werdende Familien können sich Unterstützung holen. Entweder online oder durch professionelle Elterngeldberater.
Kostenlose Informationen gibt es zunächst online
Im Internet bietet zunächst das Bundesfamilienministerium umfangreiche Informationen zum Thema Elterngeld an: familienportal.de. Dort sind die gesetzlichen Regelungen ganz genau erklärt. Um die voraussichtliche Höhe des Elterngeldes individuell zu berechnen, gibt es kostenlose Rechner im Internet. Dabei hat man auch die Möglichkeit, verschiedene Konstellationen durchzuspielen, beispielsweise wie es sich auf das Elterngeld auswirkt, wenn beide Elternteile Teilzeit arbeiten oder wenn man die Stundenzahl und damit das Einkommen verändert. Eine solche digitale Berechnungshilfe befindet sich ebenfalls auf dem Portal des Familienministeriums.
Allerdings hat nicht jeder die Zeit oder die Nerven, sich selbst in die komplexe Materie einzuarbeiten. Viele werdende Eltern wünschen sich deshalb professionelle Beratung.
Kostenlose persönliche Beratung fürs Elterngeld
Erster Ansprechpartner für eine kostenlose Elterngeld-Beratung ist die Elterngeldstelle. Sie ist gesetzlich verpflichtet, werdende Eltern über ihre Ansprüche aufzuklären. Außerdem gibt es zahlreiche kostenlose Beratungsangebote, beispielsweise bei der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt und ähnlichen Institutionen. Bei Pro Familia gibt es die Beratung gegen eine geringe Gebühr. Allerdings, so ein aktueller Vergleichstest von Stiftung Warentest, ist die Beratung bei diesen kostenlosen Anbietern häufig relativ allgemein gehalten. Normalerweise bieten die kostenlosen Anbieter auch keine Vorabberechnung des zu erwartenden Elterngeldes an.
Kommerzielle Elterngeld-Berater als Alternative
Außerdem bieten immer mehr kommerzielle Anbieter Beratungsleistungen an. In der Regel handelt es sich um telefonische oder Video-Beratungen. Die Dauer hängt vom Anbieter und vom gebuchten Paket ab. Die Berater informieren nicht nur, sondern berechnen auch vorab das zu erwartende Elterngeld. Auf Wunsch und gegen Aufpreis helfen sie zudem beim Ausfüllen des Antrags. Dieser Service kostet – je nach Leistungsumfang – etwa 100 bis 300 Euro.
Berater können die Höhe des berechneten Elterngeldes nicht garantieren
Die Anbieter versprechen, dass man durch die Beratung seinen Elterngeldanspruch optimiert und die Familie dadurch häufig mehr Geld erhält als ohne Beratung. Ob das wirklich stimmt, kann man nicht überprüfen, weil die Familie ihren Elterngeldantrag ja erst nach der Beratung stellt und deshalb nicht weiß, ob sie tatsächlich weniger Elterngeld erhalten hätte, wenn sie sich anderweitig informiert hätte.
Außerdem sollte man sich klarmachen, dass man grundsätzlich nur für die Beratungsleistung bezahlt und nicht dafür, dass man die vorab berechnete Elterngeldsumme tatsächlich erhält. Die tatsächliche und rechtsverbindliche Berechnung des Elterngeldes wird ausschließlich von der zuständigen Elterngeldstelle durchgeführt.
Im Vergleichstest von Stiftung Warentest war die Beratungsleistung der Profis tatsächlich insgesamt detaillierter und besser als die der kostenlosen Anbieter. Auch das zu erwartende Elterngeld wurde nach Angaben der Tester in der Regel korrekt berechnet. Eine Garantie ist das aber nicht, denn auch die kommerziellen Anbieter machten in den Testberatungen von Stiftung Warentest durchaus Fehler.
Höhe des Elterngeldes hängt vom Einkommen ab
Bevor man sich für eine solche kommerzielle Beratung entscheidet, sollte man sich darüber klar sein, dass auch Profis an der Höhe des Elterngeldes meist nicht wirklich etwas ändern können. Der maximal mögliche Elterngeld-Anspruch hängt von dem Einkommen vor der Geburt ab. Sobald die Frau schwanger ist, haben nur wenige werdende Familien noch Möglichkeiten, dieses vorgeburtliche Einkommen zu erhöhen und damit mehr Elterngeld zu bekommen. Das ist etwa durch einen Steuerklassenwechsel möglich. Lesen Sie auf aktiv-online.de, wie Sie bei einem solchen Wechsel vorgehen sollten. Eine weitere Möglichkeit, das Elterngeld zu optimieren, ist die sogenannte Ausklammerung. Was das ist und wie man die Ausklammerung nutzen kann, können Sie ebenfalls auf aktiv.online.de nachlesen.
Der professionelle Berater kann also vielfach die zu erwartenden Ansprüche berechnen und dabei helfen, alle Anträge auszufüllen. Das maximal mögliche Elterngeld erhöht sich dadurch aber in vielen Fällen nicht. Es handelt sich damit also oft nur um eine Planungshilfe für die werdenden Eltern.
Elterngeld und Teilzeit: Berater helfen bei der Planung der Berufstätigkeit
Etwas anders sieht die Sache dagegen aus, wenn die frischgebackenen Eltern nach der Geburt neben dem Elterngeld-Bezug in Teilzeit arbeiten möchten. Wer dabei zu viel verdient, dem wird nämlich das Elterngeld gekürzt, und zwar nicht nur das klassische Basiselterngeld, sondern auch das Elterngeld Plus. Lesen Sie auf aktiv-online.de, welchen Unterschied es zwischen den beiden Angeboten gibt. Damit dies nicht geschieht, muss man die Berufstätigkeit richtig planen. Hier können die kommerziellen Anbieter dabei helfen, verschiedene Szenarios durchzurechnen und die optimale Lösung zu finden, damit die Familie kein Elterngeld verschenkt.
Die kostenlosen Berater können dies nicht, weil sie in der Regel überhaupt keine Elterngeld-Berechnungen durchführen. Fazit: Kommerzielle Anbieter bieten – jedenfalls in den stichprobenartigen Testberatungen von Stiftung Warentest – eine detailliertere und häufig auch bessere Beratung an als die kostenlosen Beratungsstellen. Ob man durch eine kommerzielle Beratung tatsächlich mehr Elterngeld erhält, als wenn man sich anderweitig informiert, lässt sich im Nachhinein nicht überprüfen. Die Profis ersparen werdenden Familien aber auf jeden Fall Zeit und Nerven. Wer bereit ist, sich in die Thematik einzuarbeiten, findet die entsprechenden Informationen jedoch auch kostenlos. Auch den voraussichtlichen Anspruch kann man mithilfe der Elterngeld-Rechner aus dem Internet selbst berechnen.
Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.
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